Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt
Dunkle Haut ist hier auch recht häufig. Seine Zähne …« Wembleth lächelte, und Louis verzog gequält das Gesicht.
Wembleths Zähne waren schief und grässlich verfärbt. Vier Zähne fehlten ganz, dort gähnten schwarze Zahnlücken. Louis konnte regelrecht fühlen, wie es sein musste, damit zu leben. Ob er sich ständig auf die Zunge biss?
’Tec Gauthier zuckte mit den Schultern. »Wir haben ihm einen Standard-Konzentratriegel gegeben. Natürlich gibt es auch eine Einstellung für rohes Fleisch, für den Fall, dass wir einen Kzin gefangen nehmen. Davon hat er etwas gegessen.«
»Dann können wir Wembleth also ernähren. Selbst wenn sein gesamtes ökologisches Umfeld tot ist«, stellte Louis fest.
»Gut! Noch etwas: Erzählen Sie mir alles, was Sie darüber …«, sagte Oliver Forrestier, und sein Arm beschrieb einen Kreis, »… wissen.«
»Diese plötzlich aufgetauchte Bergkette.« Offensichtlich eine erste Frage, die vorauszusehen gewesen wäre, und doch hatte Louis bisher keine Antwort vorbereitet. Also improvisierte er. »Wir haben gesehen, wie sich das Gelände abgesenkt hat. Bei Dingen, die so groß sind, so groß, dass sie zur Ringwelt passen … dazu wussten selbst meine Eltern nie viel zu sagen. Chiron hat uns ausgeschickt, damit wir mehr erfahren.«
»Chiron?«
»Er hat meinen Vater hierher gebracht. Ein Puppenspieler.«
»Stet. Kommen Sie her, Luis!« Forrestier ging auf das Loch im Boden der Ringwelt zu, das etwas siebzig Fuß entfernt war. Louis folgte ihm.
Forrestier blieb stehen. Seine Fußspitzen berührten die Kante. Von hier aus betrachtet, war das Loch ein unergründlich tiefer Abgrund von etwa zehn oder fünfzehn Meilen im Durchmesser. Es war schwer, den Rand genau zu betrachten; er verschwamm und schimmerte, wenn Louis den Kopf bewegte.
Forrestier fragte: »Ist das normal?«
»Ich habe noch nie einen Riss im Boden der Welt angeschaut«, meinte Louis. »Das ist erschreckend.« Das war kaum gelogen. Er hatte den Krater in der ›Faust Gottes‹ gesehen … aber ›Luis‹ nicht.
Gauthier fuhr fort: »Naja, es sieht aus, als würde es sich selbst reparieren. Ist das immer so? Im Laufe der Jahre haben wir miterlebt, wie so mancher Sanduhr-Sturm abgeklungen ist. Wir denken, dass es sich dabei um Löcher im Boden und entweichende Luft handelt.«
Louis runzelte die Stirn, deutete damit an, er verstünde nicht. Er erinnerte sich an ein Wort, das er vor langer Zeit einmal gehört hatte – es war verwendet worden, als bedeute es »Zauberer«, aber in Wirklichkeit hieß es »Protektor«. »Vashneesht«, sagte er. »Es gibt Geheimnisse, die wir niemals ergründen werden.«
’Tec-1 Gauthier rief zu ihnen hinüber: »Oliver, komm zurück! Luis, Akolyth, sollen wir ein Zelt aufstellen?«
Roxanny und Oliver zogen ein sperriges Paket aus der Luftschleuse des Schiffs. Sie legten es auf das Scrith und vertäuten es mit Klebestreifen. Das Zelt blähte sich selbsttätig auf; es wand sich und versuchte abzuheben, weil die Klebestreifen natürlich nicht auf Scrith hielten. Roxanny überließ es Oliver, sich darum zu kümmern, während sie wieder zum Küchen-Doc zurückging.
Oliver sah, was sie tat, und explodierte regelrecht. »Entität Gauthier, sind Sie schitz? Wir können doch darauf nicht verzichten!«
»Ein paar Stunden lang schon.«
»Warum hast du versucht, Wembleth loszuwerden? Einen Eingeborenen der Ringwelt! Das ist doch ein wunderbarer Fund!«
»Ja, ja, Wembleth ist schon was, klar. Ich würde ja gerne beide mitnehmen, aber er ist doch trotzdem nur ein Einheimischer hier. Der weiß nicht genug! Ich will diesen Luis Tamasan! Ich würde auch den Kzin mitnehmen, wenn ich den nur irgendwo in dem Schiff unterbringen könnte, aber das geht nun mal nicht, also werden wir ihn als Ersten befragen!«
»Roxanny, das ist immer noch ein Kzin!«
»Hast du Angst? Der ist doch noch ein Kind! Das sind beides Kinder … Teenager! Die Eltern von beiden waren schon vor der Flotte auf der Ringwelt, und die Kinder müssen ihr ganzes Leben Dinge darüber gehört haben.«
Oliver dachte nach. »Was würden ihre Eltern wohl dafür tun, sie wieder zurückzubekommen?«
»Vielleicht werden wir auch das noch herausfinden, wenn wir alles wissen, was die beiden wissen.« Sie grinste. »Ollie, hast du nicht den Gesichtsausdruck von diesem Luis gesehen? Als ob …«
Doch, Oliver hatte ihn gesehen, und seine Stimme verriet seinen Unmut nur allzu deutlich. »Als ob er noch nie eine Frau zu Gesicht bekommen
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