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Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt

Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt

Titel: Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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sind Allesfresser, denke ich – von dir abgesehen«, fügte sie dann mit einem Seitenblick auf den kleinen Protektor hinzu. »Wie nennt ihr euch?«
    Die Frau hatte ihre Fassung wieder zurückgewonnen. Nun zeigte sie der Reihe nach auf jeden Einzelnen aus der Gruppe: »Luis Tamasan. Wembleth. Roxanny Gauthier. Proserpina, wie hast du unsere Sprache erlernt?«
    »Ich habe mich in eine Datenbank eingehackt«, antwortete Proserpina. Sie sah, wie Zorn in der Frau aufwallte: Der Computer der Gray Nurse! Gestohlen! »Ich habe mir meinen Namen aus eurer Literatur gewählt«, erklärte sie nun, an Luis/Louis gewandt. Auch Wu und der kleine Protektor verschwiegen ihr etwas.
    Dann klatschte Proserpina in die Hände. »Sorgen wir dafür, dass ihr etwas zu essen bekommt! Draußen gibt es Früchte und auch einen Bach.«
    »Ich werde Luis futtern müssen«, meinte Roxanny.
    »Du musst lernen, was essbar ist und was nicht. Komm! Luis, wir sind bald wieder zurück. Dieses Gerät versorgt dich mit Nährstoffen, aber es wäre besser, wenn dein Verdauungstrakt in Übung bliebe.«
    »Ich danke dir«, sagte er.
    Roxannys Blick blieb skeptisch, doch sie folgte dem Protektor Proserpina.
     
    Roxanny folgte dem Protektor. Wembleth folgte Roxanny, er hielt Hanuman an der Hand. Der Affe rannte schneller, als seine kleinen Beine allein in der Lage waren.
    Von hinten sah Proserpina aus wie eine kleine, hagere, kahle Frau. Sie war vielleicht eineinhalb Meter groß. Alle ihre Gelenke waren angeschwollen; ihr Rückgrat wirkte wie eine aus Kieselsteinen zusammengesetzte Säule. Roxanny wusste, dass sie eigentlich vor diesem Wesen hätte Angst haben müssen, aber sie fühlte sich einfach nicht eingeschüchtert.
    Auf Interspeak sprach Proserpina nun mit Wembleth. Wembleth plapperte in seiner eigenen Sprache auf sie ein, und Roxanny lauschte seinem Translator mit halbem Ohr.
    »Mutter hat uns verlassen. Ich habe Vater nie danach gefragt – er war sehr empfindlich, was das anging, aber ich habe zugehört. Beide sind viel auf Erkundung ausgezogen. Eines Tages war sie einfach fort. Das ist bei manchen Spezies so: Irgendwann werden manche bösartig und einfach einzelgängerisch, zum Beispiel beim Sumpflandvolk. Freundlich und neugierig, solange sie jung sind, großartig beim Rishathra, und dann passiert irgendetwas, und sie werden viel massiger und ändern völlig ihr Verhalten und ziehen in den Sumpf. Ich hatte schon Angst, ich würde das auch eines Tages tun. Dass zwei unterschiedliche Spezies gemeinsamen Nachwuchs bekommen, kommt nur selten vor, und man weiß nie, was dabei herauskommt.«
    »Hast du mit dem Sumpflandvolk gerisht?«
    »Mit einem Sumpflandmädchen, bis sie einen Partner ausgewählt hatte. Danach sind wir immer noch Freunde geblieben. Als sie dann schwanger wurde, ist sie allein losgezogen, um die Kinder aufzuziehen.«
    In dem Wald gab es niedrige Gebäude, durch die Bäume halb verdeckt. Bäume wuchsen auf den Dächern, oder wanden sich an einem Minarett hinauf. Ein riesiger Baum wuchs in der freien Fläche in der Mitte eines zweigeschossigen, ringförmigen Gebäudes.
    In Roxannys Augenwinkel tanzten Schatten. Die Schatten der Bäume bewegten sich nicht an diesem sonderbaren Ort, an dem, sofern nicht Nacht herrschte, immer die Mittagssonne am Himmel stand. Langsam kam Roxanny zu der Überzeugung, dass es in diesem Wald Tiere gab, die sie beobachteten.
    Proserpina war schnell, sie flitzte zwischen den Bäumen hindurch und sammelte immer wieder Pflanzen in den verschiedensten Farben und Formen auf. »Probier das hier!«, sagte sie zu Luis’ langarmigem Haustier und drückte ihm eine purpurfarbene, klumpig aussehende Frucht in die Hand. Sie ähnelte entfernt einer Aubergine, doch als Hanuman hineinbiss, spritzte roter Saft heraus. Hanuman vergrub fast sein ganzes Gesicht in der Frucht.
    »Hier. Hier.« Proserpina verteilte noch andere Früchte und wartete darauf, wie die anderen auf deren Geschmack reagierten. Roxannys gelbe, kugelförmige Frucht war bitter. Sie ließ sie einfach fallen. Eine Hand voll grüner ›Kirschen‹ war essbar, schmeckte aber in der Nähe der Samen zu sauer. Sichtlich genoss Wembleth die Innenseite einer gefleckten, gelben Frucht, die aussah wie ein großer Ring – Wembleth musste den Kopf durch die Öffnung stecken, um die Innenseite zu erreichen – und Hanumans purpurner Klumpen.
    »Roxanny, ist dieser Ort hier sehr anders als eure Kugelwelten?«
    »Sehr!«
    »Inwiefern?«
    »Ich bin noch nicht lange hier.

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