Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt

genug, obwohl die Schallfalte wenigstens einen Teil des Geruchs abhielt. »Panther vom Planeten der Pak?«, fragte Louis. »Das könnte die Brüter verscheuchen – das und die Lichter und der Lärm. Ich frage mich, wie ein Protektor wohl diesen Geruch empfinden mag! Dieser Gestank nach zahllosen ungewaschenen Wesen könnte ja von irgendwelchen Kindern stammen – von Millionen von Kindern. Das ist es! Das ist eine Warnung für Protektoren!«
    »Und für uns auch«, merkte Roxanny trocken an. »Zeit zu ver…«
    Wembleth sprang vom Flugrad hinab, etwa einen Meter tief, und landete mit leicht gebeugten Knien. Schon rannte er weiter, schlängelte sich zwischen Maschinen und Maschinenteilen hindurch, folgte der gestrichelten Linie, die in dem dort halb geschmolzenen Fußboden zu erkennen war. Dann blickte er zu dem Flugrad zurück und forderte sie mit einem fröhlichen Winken auf, ihm zu folgen.
    »Ich wollte gerade sagen: ›Zeit zu verschwinden‹«, seufzte Roxanny. »Aber bleiben wir doch hinter Wembleth! Unmittelbar hinter ihm, Luis. Keine Abkürzungen! Ich glaube, er hat Recht: Wir sollten nicht zu hoch mit dem Flugrad aufsteigen, damit nichts auf uns schießen kann. Und wir sollten auch nicht zu nahe an ihm dranbleiben!«
    »Stet«, murmelte Louis, »hat ja keinen Sinn, gleich hinter ihm zu sein, wenn irgendetwas den armen Kerl einäschert.«
     
    Die Linie der Einschüsse führte Wembleth um die Windung eines Korridors, dann jedoch lief die Spur der Vernichtung an einer Mauer hinauf. Zu Fuß konnte er der Spur nicht weiter folgen. Mit einem Winken ließ er die beiden anderen das Flugrad absenken und kletterte wieder auf seinen Platz zwischen ihnen. Dann deutete er an Louis’ Ohr vorbei hinauf. »Dort, nach oben.«
    Hoch oben hatten die Schüsse ein Loch in die Mauer gesprengt. An Wembleth vorbei schaute Louis zu Roxanny. Sie zuckte nur mit den Schultern.
    Es gab keinerlei Deckung. Louis ließ das Flugrad geradewegs aufsteigen, lenkte es dann durch die Öffnung hindurch und ging augenblicklich und schnell wieder tiefer. Ein Strahl – kein Laser, ein Plasmastrahl – traf genau in das Loch, das sie gerade eben passiert hatten und das jetzt ein Stück weit über ihnen lag, und dann folgte der Strahl seinem Zielobjekt nach unten, wo das Flugrad sich in einem regelrechten Labyrinth aus Rampen verborgen hielt. Unter den Einschlägen der schrecklichen Waffe brach die Mauer zusammen – etwa ein Dutzend Meter zu hoch, als dass das Flugrad hätte beschädigt werden können.
    Louis, Roxanny und Wembleth befanden sich jetzt tief im Inneren des künstlichen Berges. Dessen Inneres war hohl und größtenteils leer, doch es gab ein Labyrinth aus Rampen riesenhaften Ausmaßes. Louis fragte sich, ob dies hier einst als Trainingsgelände für Soldaten hatte dienen sollen. In dem Fall konnte es zweifelsohne auch noch anderweitig genutzt werden. Wie Roxanny vermutet hatte, gab es hier wahre Wunder. Dort stand eine Reihe grob wirkender Maschinen, die mit Hilfe magnetischer Levitation oder Gravitationslevitation in der Luft schwebten. Da tanzten Staubteilchen in dünnen Lichtstrahlen, die sich in einem funkelnden Fokus brachen. Waffen oder Steuerpulte waren überall dort montiert, wo Rampen aufeinander trafen. Sie alle schienen stark durch Hitzeeinwirkung beschädigt worden zu sein.
    Louis war versucht, von diesem ›Pfad der Zerstörung‹ abzuweichen. Roxanny hatte Recht, viele dieser Waffen waren bereits in tausend Stücke geschossen worden … aber dennoch spürte er deutlich, dass Sensoren nach ihm suchten. Später vielleicht?
    Er ließ das Flugrad über eine zusammengebrochene Rampe hinwegschweben und erreichte eine geschwärzte Treppe. Es war töricht davon auszugehen, dass eine tödliche Falle nicht mehrmals würde ausgelöst werden können; doch Roxannys Optimismus schien tatsächlich begründet zu sein. Eine Projektilwaffe ließ Metallsplitter auf sie herabregnen, doch der Sonar-Schutzschild lenkte sie allesamt ab, bis Louis das Flugrad unter eine Rampe steuern konnte. Dann wich er doch vom vorgegebenen Pfad ab, um einer eingestürzten Mauer auszuweichen. Gleißend explodierte irgendetwas vor ihnen; der Schall erreichte sie kaum.
    »Warte!«, rief Wembleth. »Was ist das?«
    Man hätte glauben können, es handele sich um ein Kriegsgebiet, das für eine Holofilm-Werbung ausgeleuchtet wurde. Ein Schutthaufen, der aussah wie zahlreiche aufgestapelte Pfannkuchen, sackte in dem Gleißen in sich zusammen; er wirkte aufgeweicht,