Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler
leer gestanden; noch vor einem Tag waren ihre Wände gerade und sauber gewesen. Kirsten aktivierte das Licht, wohin auch immer sie kam. Sie überprüfte jede Kabine, jede Ladebucht, jeden Schrank, und doch fand sie überall nur völlige Unordnung vor, bis …
Eric saß im Maschinenraum, die Arme fest um die Knie geschlungen; um ihn herum waren zahllose Werkzeuge und Ersatzteile verstreut. Haupt-Thruster und Hyperraumantrieb waren vom Deck gelöst und achtlos beiseite geschoben. Als Kirsten eintrat, veränderte sich kurz seine Miene: Er schien sie wiederzuerkennen. Doch er sagte kein Wort.
»Eric ist im Maschinenraum«, meldete Kirsten über das Intercom, bevor sie sich neben ihn hockte. »Eric? Eric!« Keine Reaktion. Sie griff nach seinem Arm und schüttelte ihn. »Eric, was ist denn los?«
»Ich bin so ein Idiot«, sagte Eric leise. »So ein Idiot«, wiederholte er, gerade als Omar in den Maschinenraum hineingestürmt kam.
»Ist mit dir alles in Ordnung?«, fragte sein Kollege sofort.
»Ja.« Eric erschauerte und schien langsam aus seinem fast katatonischen Zustand zu erwachen. Er blickte sich um, als sehe er das ganze Chaos rings um sich zum ersten Mal. »Schön, dass ihr wieder da seid.«
»Was ist passiert?«, fragte Omar. »Warum ist alles hier auseinander genommen?«
Eric stützte sich gegen einen umgestürzten Schrank und kam langsam wieder auf die Beine. Dann griff er nach einem Stapel schlanker Kupferrohre, die auf einer Arbeitsbank lagen, und reichte jedem seiner Kollegen eines davon. Aus einem Ende dieser Rohre ragten Drähte hervor. »Während ihr beide fort wart, habe ich beschlossen, nach weiteren verborgenen Sensoren zu suchen.«
»Und dafür hast du das ganze Schiff auseinander genommen?«, fauchte Omar ihn an. »Nachdem wir die Telemetrie umgangen hatten, waren sämtliche Sensoren doch harmlos. Wir haben denen gegenüber nie offen gezeigt, dass wir von diesen verborgenen Sensoren wussten. Und wie willst du diese Zerstörung hier vertuschen, wenn für die Explorer die nächste Überholung ansteht?«
Erics Blick war so sonderbar, dass Kirsten ihren Gefährten und Kollegen nachdenklich anblickte. Er wirkte unendlich traurig. In diesem Chaos hier ging es um mehr als nur um verborgene Sonden. »Eric, das sind doch keine Abhörgeräte, oder?«
»Das sind elektrische Zünder.« Als er das Entsetzen seiner Kollegen sah, stieß Eric ein freudloses Lachen aus. »Nachdem ich den ersten gefunden habe, bin ich wohl ein wenig durchgedreht. Ich habe die überall an Bord gefunden – über das ganze Schiff verteilt.«
»Zünder«, wiederholte Kirsten. »Und was sollten die zünden?«
»Gute Frage.« Eric streckte den Arm aus, griff hinter einen umgestürzten Vorratsschrank und kratzte einen kleinen Splitter der Farb- und Isolationsschicht ab, mit der die Innenseite der Zelle ausgekleidet war. Dann versiegelte er diesen Splitter, einen der Zünder und einen Vorschlaghammer aus dem Werkzeugvorrat in einer kleinen GP-Zelle Mark I – da diese Zellen häufig als frei bewegliche Sonden eingesetzt wurden, befanden sich zahlreiche davon an Bord der Explorer. Anschließend spannte Eric diese Zelle auf einer Arbeitsbank ein. »Und … bitte!«
Kirsten hatte das laute Kracks kaum gehört, da waren auch schon die Lärmkompensatoren des Maschinenraums angesprungen. Die GP-Zelle Mark I vibrierte heftig, schien aber völlig unbeschädigt … nur dass die transparente Außenhaut plötzlich schwarz geworden war. Als Eric dann die Luke der Sonde öffnete, schlug ihnen eine gewaltige Hitze entgegen, und der Gestank verdampften Metalls stach ihnen in die Nase. Erst jetzt begriff Kirsten, was die Innenseite der eigentlich durchsichtigen kleinen Kugel bedeckte: Das Metall des Vorschlaghammerkopfes war verdampft und anschließend auf der Wand der Zelle wieder kondensiert.
»Die Bürger haben uns nie getraut. Wir waren entbehrlich.« Erics Stimme zitterte vor Trauer. »Die waren bereit, uns einfach in die Luft zujagen.«
»Das würden die doch niemals … Das muss für irgendeinen außergewöhnlichen Notfall gedacht sein … Ich wüsste einfach nicht, wie …« Vergeblich suchte Kirsten nach einer Erklärung für das Unerklärliche.
»Meinst du? Dann komm mal mit.« Eric führte die kleine Gruppe in den Bug des Schiffes. »Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man beinahe darüber lachen: Lebenslange Unterwürfigkeit den Bürgern gegenüber hätte mich beinahe das Leben gekostet.«
Als sie sich der geborstenen Luke zu
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