Ringwelt 12: Weltenwandler
Wong, Don Cramer und Melanie Donnatello. Die bilden den Innersten Kreis. Unser alter Kumpel Beowulf wird das ebenfalls wissen – der war ja schließlich ebenso dort wie Elephant, aber ich habe Beo noch nie in der Nähe dieser Anlage gesehen.«
Wenn er doch nur genügend Beweismittel hätte, um Pelton unter Druck zu setzen! Sigmund konnte sich nicht vorstellen, sich alleine aufgrund von Anders Bericht an die Generalsekretärin zu wenden. Das würde einfach nicht funktionieren! Wenn Sigmund es doch täte, dann ging er damit das Risiko ein, Pelton erfahren zu lassen, dass die ARM einen Informanten in diese Operation eingeschleust hatte. Und solange Sigmund sich nicht an Pelton wenden konnte, galt das Gleiche auch für Beowulf. Tanj! Er brauchte unbedingt eine Bestätigung seiner Thesen!
»Sind diese Insider, die du da gerade erwähnt hast, allesamt Jinxianer? Von Beo und Pelton mal abgesehen«, fragte Sigmund nach. Vor ihm stand, immer noch unberührt, ein Cognacschwenker mit duftendem und geradezu unanständig kostspieligem Brandy.
»Die meisten. Dieser Cramer ist ebenfalls ein Flatlander.«
»Wer von dieser Gruppe hat mit den Behörden zu tun?«
»Mit der Regierung von Jinx? Niemand, glaube ich.« Ander grinste. »Das West End ist eine sehr kleine, sehr eng zusammengewachsene Gemeinde. Deswegen hat es ja auch so lange gedauert, bis ich da akzeptiert wurde. Letztendlich war es für mich sogar von Vorteil, selbst ein Flatlander zu sein. Cramer kümmert sich um alle Personalfragen, und im Zweifelsfalle ist er lieber übervorsichtig. Der möchte nicht, dass irgendjemand von der Regierung oder dem Institut für Wissenschaften dazukommt.«
Da war dieser Name schon wieder. Er kam Sigmund bekannt vor, aber einordnen konnte er ihn nicht. »Medusa, was hast du über einen Don Cramer?« Natürlich fragte Sigmund hier eigentlich nicht Medusa, sondern nur ein Hilfsprogramm, das er immer mit sich führen konnte. Die eigentliche Medusa befand sich nach wie vor im Netzwerk, im Augenblick durch dieses Abschirmfeld von ihm getrennt.
»Seit langem Geschäftspartner von Gregory Pelton«, erhielt Sigmund zur Antwort.
Das kam ihm auch bekannt vor. »Gibt es irgendwelche Bezüge zu … unserer anderen Untersuchung?« Ander hatte mit der Jagd auf die Puppenspieler nichts zu tun. Aber Medusa dachte genug mit, um Sigmund sofort zu verstehen.
»Möglicherweise«, antwortete sie. »Ich kann es dir auf den Bildschirm geben, wenn du magst.«
Auch Ander hatte den dezenten Hinweis verstanden. Seine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt dem Brandy, und er schaute ostentativ in die andere Richtung, während Sigmund seine Komm-Einheit so schräg hielt, dass nur er alleine den Bildschirm einsehen konnte.
»Mach weiter«, forderte Sigmund seine KI-Assistentin auf. Ein winziges Bild überlagerte Medusas Netz. Sie vergrößerte es, bis Sigmund nur noch einzelne Punkte der grafischen Netzwerkdarstellung sah. Einige Symbole in der Nähe von Cramers Abbild ließen darauf schließen, dass auch er mit Geldern von General Products in Kontakt gekommen war, allerdings betraf es nur kleinere Summen. (Korrelation und Ursache sind nicht das Gleiche, verspottete ihn eine Stimme in seinem Kopf.)
Cramer selbst hatte nichts von diesen GP-Geldern erhalten. Weil er selbst genug Geld hatte – oder weil es ja Pelton gab? Das war natürlich denkbar, doch Sigmund ging noch eine andere Möglichkeit durch den Kopf. Er wusste Bescheid über die Geschäftspartner Peltons, die für ihn tabu waren. Vielleicht war es auch zu gefährlich, an Cramer heranzutreten.
Das Problem, mit einer nahezu allgegenwärtigen KI-Assistentin umzugehen, bestand darin, auch zu den wenigen Gelegenheiten klarzukommen, in denen sie eben nicht erreichbar war. Wie damals, vor einigen Jahren in diesem exklusiven Privat-Klub in Manhattan, in dem jegliche elektronische Kommunikation unterdrückt wurde. Jetzt gingen ihm wieder Peltons Worte durch den Kopf: »Weder mich noch meine Freunde, noch meine Geschäftspartner. Sie werden sich in Zukunft nicht weiter für Dianna Guthrie interessieren, oder Beowulf Shaeffer, oder Sharrol Janss, oder Don Cramer, oder irgendjemanden sonst, der mir nahe steht.«
Sigmund erinnerte sich daran, dass er sich damals vorgenommen hatte, mehr über diesen ›Cramer‹ herauszufinden. Doch damals hatte er zu viel zu tun gehabt; der Gedanke war ihm schlichtweg entfallen. »Gibt es noch andere Überschneidungen?«
Die Darstellung des Affinitäts-Netzwerks wurde jetzt
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