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Ringwelt 12: Weltenwandler

Ringwelt 12: Weltenwandler

Titel: Ringwelt 12: Weltenwandler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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gestolpert war – hatte Achilles gehofft, auch Nessus sei ein Rebell. Jetzt wusste er, dass Nessus bloß ein ›Versager‹ war.
    Mitglieder der Mannschaft betraten den Gemeinschaftsraum und gingen wieder hinaus, dabei flöteten und trällerten sie einander zu. Einige wenige baten um Entschuldigung, Achilles’ Gedankengänge gestört zu haben. Die meisten dachten darüber überhaupt nicht nach, oder sie ignorierten ihn zur Gänze. Und Achilles ignorierte sie alle.
    Ein Stern auf dem Hauptschirm des Gemeinschaftsraums glomm ungleich heller als alle anderen. ›Lebensspender‹ hieß er, und genau das war er einst auch gewesen. Als er dann zu einem roten Riesen angeschwollen war, hätte das beinahe sämtliches Leben in diesem System ausgelöscht. Nur dadurch, dass Hearth selbst von seinem Zentralgestirn fortgesteuert wurde, war es möglich gewesen, die Herde zu retten – und alleine das schon hatte viele Bürger in dauerhafte Katatonie gestürzt.
    Jetzt flohen sie vor dem langsamen Tod nicht einer einzelnen Sonne, sondern einer ganzen Galaxie.
    Achilles starrte zum Lebensspender hinüber und erinnerte sich daran, wie er einst an einem Strand entlangspaziert war. Gemeinsam mit jemandem, den er für eine verwandte Seele gehalten hatte. Ein gewaltiger, roter Glutfunken hatte am Himmel gestanden, tausende von Spiegelungen glitzerten auf den Wellen …
     
    »Das Auskundschaften des Alls lohnt sich«, erklärte Achilles. »Dazu gehört auch die unvergleichliche Privatsphäre hier auf Hearth.« Das war nicht die ganze Wahrheit. Derart idyllische Gegenden wie diese hier dienten zugleich auch als Anreiz für die Kundschafter, sie – mit ihrer verstörenden, manisch-depressiven Art – von den deutlich angepassteren Mitbürgern fernzuhalten.
    Einer seiner Schützlinge begleitete Achilles; schwungvoll trabte er über den Strand, seine Hufe wirbelten Sand auf. Der junge Bursche hatte sich noch nicht für einen Namen entschieden, den er als Kundschafter tragen würde; im Augenblick liebäugelte er mit dem obskuren Zentauren-Namen ›Nessus‹. »Daran könnte ich mich gewöhnen.«
    Aber das wirst du nicht, dachte Achilles. Du wirst einen Großteil deines Lebens fernab dieser Welt verbringen und kaum genug Gesellschaft selbst der anderen Außenseiter genießen können. Und das alles für nichts und wieder nichts. Außer, wenn du dich mir anschließt, heißt das. »Ein herrlicher Anblick.«
    Im Passgang genossen sie den Strand, sanft schwappten die Wellen am Ufer entlang und umspülten ihre Hufe. Zu ihrer Linken säumten zahllose Arcologys den Strand und verdeckten den Blick zum Himmel. Zu ihrer Rechten, dem Meer zugewandt, bot sich den beiden ein ganz anderer Anblick: Sterne funkelten über der Dünung des Ozeans, der sich bis zum Horizont erstreckte.
    Achilles gestattete es der Landschaft, für sich zu sprechen. »Es ist sehr friedlich hier«, sagte Nessus schließlich. »Wenn ich meinen Abschluss gemacht habe und selbst ins All hinausfahre, werde ich das hier als Teil dessen im Gedächtnis behalten, was wir beschützen.«
    »Und doch …«, setzte Achilles an. Er hielt inne und blickte auf das Meer hinaus. Das tat er immer. Es war besser, nicht den Eindruck zu erwecken, er wolle Nessus anwerben. »Ach, egal.«
    Mit zarter Stimme, deren Harmonien Vertrauen und Respekt verrieten, fragte Nessus: »›Und doch‹ was?«
    Achilles ließ den Blick weiter über den Ozean schweifen. »Schau doch nur, wie leer es ist. Man erzählt uns immer, der Planet sei übervölkert. Deswegen gestattet man auch nur so wenigen von uns eine Braut.«
    »Zweifellos ist die Welt voll«, gab Nessus zurück. Die Antwort kam schnell und entsprach ganz der orthodoxen Denkweise, die man ihn gelehrt hatte, doch die Untertöne seiner Antwort verrieten Verwirrung.
    Und diese Verwirrung war auch nur zu verständlich. Zu diesem Zeitpunkt ihrer Ausbildung waren die Kundschafter am verwundbarsten. Sie alle, Einzelgänger und Außenseiter, sahen die Chance, die sich ihnen hier bot – manche von ihnen sahen sie hier zum ersten Mal in ihrem Leben. Sie hatten die Möglichkeit, wirklich Teil von irgendetwas zu sein. Die meisten würden fast alles tun, um in die Bruderschaft der Kundschafter aufgenommen zu werden.
    Das hier war der richtige Augenblick, um Nessus geschickt in eine andere Gemeinschaft zu lotsen. Mehrere seiner jungen Verbündeten beobachteten sie beide aus der Ferne und warteten nur auf das Signal, ihren neuesten Bundesgenossen zu begrüßen.
    Achilles

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