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Ringwelt 12: Weltenwandler

Ringwelt 12: Weltenwandler

Titel: Ringwelt 12: Weltenwandler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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einzigen, gleichförmigen Bewegung hoben sie die Köpfe und betrachteten die Erscheinung, die sich – tausendmal größer als sie selbst – vor ihnen erhob.
    Auf Arcology- Wänden, die normalerweise diesen Platz in simuliertes Sonnenlicht tauchten, schimmerten jetzt überwelthafte Bilder. Sechs Arcologys säumten diesen Platz; auf ihren gewaltigen Außenwänden ragten jetzt sechs Dinge empor: dunkel und unaussprechlich fremdartig: Schiffe/Städte der Outsider. Die General-Products-Zellen Mark Zwo, im Vergleich dazu zwergenhaft winzig, schwebten sechsfach vor ihnen und betonten nur noch die Bedeutungslosigkeit sämtlicher Werke der Konkordanz.
    Eine leise Melodie, fast eine Totenklage, zog Baedekers Aufmerksamkeit auf sich. Er drehte beide Hälse, suchte vergeblich nach der Quelle dieses Klagelieds. Es kam, so vermutete er, von allen Seiten gleichzeitig, wie die beinahe unerträgliche Hitze der Herde und der miasmaartige Gestank der Furchtpheromone. Wer in eine derartige Masse die vermeintliche Sicherheit seines eigenen Bauches suchte, lief Gefahr, von den anderen niedertrampelt zu werden.
    Ein ganzer Chor aus Stentorstimmen, der von allen Seiten gleichermaßen zu kommen schien, brachte die Menge zum Schweigen. »Bei wem könnt ihr euch darauf verlassen, dass er das Vertrauen der Outsider wieder herstellt? Bei denjenigen, die niemals zuvor mit ihnen zu tun hatten? Bei denjenigen, deren Tatenlosigkeit dazu geführt hätte, dass Hearth von den Flammen des Lebensspenders verschluckt worden wäre? Bei denen, deren Inflexibilität uns alle hilflos der Katastrophe ausgeliefert hätte, die vom galaktischen Zentrum aus unaufhaltsam auf uns zurast?«
    Mit anderen Worten: Im Falle einer existenziellen Krise sollte man sich niemals auf die Konservativen verlassen.
    Verstohlen blickte sich Baedeker auf dem Platz um. Zu gewöhnlicheren Zeiten hätten Anstecker und Medaillons, Haarbänder und Schärpen sowie anderer Zierrat in allen Farben und Formen auf jedes nur vorstellbare Hobby hingewiesen, jede berufliche Verbindung, jedes soziale Interesse. Doch es herrschten keine gewöhnlichen Zeiten, und so dominierte Schmuck in Orange und Grün alles andere. Orange für die Regierungspartei der Experimentalisten, die inmitten dieser jüngsten Krise die Bestätigung ihres Mandats suchten. Grün für die derzeit abgewählten Konservativen, die behaupteten, ihre Rivalen, die Experimentalisten, hätten diese jüngste Krise überhaupt erst verschuldet, und so könne man nicht von ihnen erwarten, sie jetzt zu lösen.
    Jeden Tag trafen sich mehr und größere Ansammlungen in den Einkaufszentren, Kulturzentren, Gemeinschaftsspeisesälen und Parks überall auf Hearth. Anders konnte es kaum sein: Verzweifelte Situationen verlangten vertraute Maßnahmen.
    Seit unvordenklicher Zeit hatten sich die Bürger zu Zeiten der Veränderung und der Krise versammelt. Baedeker versuchte, sich diese ersten Bürger vorzustellen: Sie waren primitiv und lebten noch in kleinen Rudeln, und sie versammelten sich, um darüber zu debattieren, ob sie zu neuen Weidegründen weiterziehen oder sich tatsächlich in Zukunft das Feuer zu eigen machen sollten.
    Und jetzt trafen sie wieder zusammen: In einer Anzahl und einer Umgebung, die ihre Vorfahren sich niemals auch nur hätten vorstellen können – und sie hatten sich mit einer aufziehenden Katastrophe zu beschäftigen. Mit vertrauten Ritualen und tröstlicher Tradition hatten sie sich versammelt und angesichts aller Krisen, die sie bereits überstanden hatten, Gedanken ausgetauscht: zu Myriaden suchten die Bürger erneut nach einem Konsens.
    Auf das Ultimatum der Outsider, das in seiner Unbestimmtheit nur noch um so erschreckender war, musste eine Entgegnung erfolgen. Und so musste die allgemeine Meinung und auch die allgemeine Stimmung erfasst werden. Es galt, die Bürger zu informieren, zu manipulieren, zu befragen … bis sich letztendlich eine überwältigende Mehrheit für eine der beiden Parteien ergäbe. Zumindest für kurze Zeit würden alle die gleiche Farbe tragen. Und derzeit sah es zunehmend danach aus, als sollte es das Orange der Experimentalisten werden.
    »So entmutigend die Forderungen der Outsider auch sein mögen, so sehr liegen vor uns doch neue Herausforderungen.« In einer vertrauten Kadenz hallten Untertöne der Hoffnung und der Möglichkeiten über den gewaltigen Platz.
    Auf jeder zweiten Arcology- Wand veränderte sich jetzt das Bild: Die Aufnahme aus dem Tiefenraum verschwand, stattdessen

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