Ringwelt 12: Weltenwandler
war. Während Sigmund sie noch anschaute, flammte in deren Inneren die Betriebsbeleuchtung auf. Ein undurchsichtiger Farbklecks verdeckte das Kennungsdisplay; Sigmund konnte die klebrige Masse – getrockneter Leim oder was auch immer es nun sein mochte – nicht ablösen, und so konnte er auch nicht lesen, wohin ihn diese Kabine transportieren würde. Dennoch trat Sigmund hinein und betätigte den Startknopf.
Und wieder: im Inneren der Kabine wurde es schwarz. Dieses Gerät war vollständig deaktiviert.
Hinter einem transparenten Raumteiler – aus dem Baumaterial für GP-Zellen? – wartete ein Puppenspieler auf ihn. Die Haut des Nichtmenschen war cremefarben mit einigen etwas dunkleren Flecken. Er gehörte zu den Puppenspielern mit den ungepflegtesten Mähnen, die Sigmund jemals gesehen hatte; er trug kaum die Art Kopfzier, die bei den Puppenspielern wohl etwas über ihren gesellschaftlichen Status aussagte. Bemerkenswerterweise war eines seiner Augen rot, das andere gelb. »Sie sind Nessus, nehme ich an.«
»Korrekt, Mister Ausfaller. Ich danke Ihnen für Ihr Kommen.« Der Puppenspieler streckte einen seiner Hälse und nickte kurz zur Seite: Dort stand ein Sessel. »Bitte machen Sie es sich bequem.« Der Sessel, die über Fernsteuerung deaktivierte Transferkabine und ein Standard-Synthesizer stellten das gesamte Mobiliar dieses Raumes dar.
»Und wenn ich eine Laserpistole bei mir hätte?« Und tatsächlich hatte Sigmund genau darüber auch nachgedacht. Jede Wand, durch die er hindurchblicken konnte, würde auch ein Laser durchdringen – selbst wenn sie aus dem Material bestand, aus dem General Products ihre Zellen fertigten, war sie für sichtbares Licht durchlässig. »Oder sprechen ich nur wieder mit einem Hologramm, und Sie haben das alles hier nur so arrangiert, um mich glauben zu machen, es sei echt?«
Nessus erschauerte. »Ich bin wirklich echt, das versichere ich Ihnen. Zweifellos führen sie Kommunikationsgerätschaften mit sich. Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, um sich zu vergewissern, das sie vollständig blockiert sind.
Auch wenn der Scanner im ersten Schiff keinerlei Waffen entdeckt hat, ist es durchaus denkbar, dass es Ihnen gelungen ist, ihn zu täuschen. Falls dem so sein sollte, möchte ich Sie, bevor Sie irgendjemanden erschießen, darauf hinweisen, dass nur ich alleine ihre Transferkabine wieder reaktivieren kann. Und diese Transferkabine stellt Ihre einzige Möglichkeit dar, dieses Schiff wieder zu verlassen – und all die Informationen weiterzugeben, an denen Sie hier interessiert sein mögen.«
Sigmund ließ sich vom Synthesizer einen Krug Wasser geben und setzte sich. »Ich bin hier, um Ihnen zuzuhören – nicht mehr und nicht weniger. Warum wollten Sie mich sprechen?«
Die Erwähnung der Laserpistole hatte Nessus erzittern lassen. Hätte er seine Mähne zuvor in eine wie auch immer geartete Ordnung gebracht, so hätte er sie nun wieder völlig zerzaust. »Sie stellen beachtliche Redlichkeit unter Beweis, indem Sie hierher gekommen sind, Mister Ausfaller.«
Abgesehen von dem schneeweißen Bart von damals sah Ausfaller immer noch ziemlich genauso aus, wie Nessus ihn in Erinnerung hatte. Nicht allzu hochgewachsen, mittleren Alters, mit einem auffallend rundlichen Gesicht. Um die Taille war er jetzt etwas fülliger als noch vor vier Jahren. Sein Haar trug er in völlig natürlicher Weise: schwarz, voll, leicht gewellt. Immer noch trug er ausschließlich schwarze Kleidung, die durch seine blasse, auch nicht irgendwie künstlich gefärbte Haut noch auffälliger wirkte. Man hätte ihn für einen durch und durch unauffälligen Vertreter der menschlichen Spezies halten können – bis man ihm zum ersten Mal in diese dunklen, fast schwarzen Augen geblickt hatte. Ausfallers Blick war äußerst stechend. Durchdringend.
Zermürbend.
»Ich bedauere zutiefst, dass wir einander nicht auf We Made It kennen gelernt haben«, sagte Nessus nun. »Das hätte dieses Gespräch möglicherweise vereinfacht.«
Ausfaller umfasste seine Trinkblase mit der anderen Hand. »Der Puppenspieler, mit denen ich zu tun hatte, dieser Niederlassungspräsident, hat darauf Wert gelegt, dass unsere Gespräche vertraulich bleiben. Ich bin nicht einmal ansatzweise in der Lage, seinen Namen richtig auszusprechen, aber er hatte die aufwändigste Mähne, die ich im ganzen Gebäude gesehen habe. Innerlich hieß er für mich ›Adonis‹.«
›Adonis‹? Nessus musste sich sehr zusammennehmen, nicht die
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