Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
Nessus?«
    »Kein Problem, Louis. Drei Stunden brauchten wir von dort bis hierher. Wir müßten in ungefähr dreißig Stunden wieder beim Turm des Himmels eintreffen. Und wie geht es dann weiter?«
    »Das hängt von der weiteren Entwicklung ab!«
    Die Landschaft glitt unter ihnen dahin - ein Tagtraum in Farbe. Das Flugrad summte ein paar Meter von Louis Wu entfernt leise vor sich hin. Mit seinen grauen buschigen Brauen blickte das Sturmauge drohend zu ihnen herüber. »Der Pflanzenfresser scheint sich ja deiner Führung widerspruchslos zu fügen«, raunte der Kzin Louis zu.
    »Der Pflanzenfresser ist eben verrückt«, raunte Louis zurück. »Was für dich nicht zutrifft.«
    »Oh - ich habe ebenfalls nichts gegen deine Rolle als Anführer«, fauchte der Kzin. »Nur wenn es zu einem Kampf kommen sollte, müßte ich jetzt schon darüber Bescheid wissen.«
    »Hm.«
    »Na? Kommt es zu einem Kampf?« fragte der Kzin mit blitzenden Augen.
    »Wir holen uns den Sonnenblendendraht«, sagte Louis schließlich. »Der Draht muß ja mindestens ein paar zehntausend Meilen lang sein, sonst wäre er nicht vom Himmel heruntergefallen. Wir brauchen diesen Draht für einen bestimmten Zweck. Wenn ich Prill höflich darum bitte und Nessus seine Wollustgeißel schwingt, werden die Eingeborenen uns den Draht bestimmt gutwillig überlassen.«
    »Wofür, Louis?«
    »Das sage ich dir erst, wenn wir den Draht haben.«
    Der Turm flog stur nach Steuerbord wie ein Dampfschiff, das den Himmel durchpflügt. Kein Raumschiff war so geräumig wie dieses fliegende Schloß. Es hatte immerhin sechs Flugdecks.
    Anderen Luxus mußte man wieder entbehren. Die Nahrungsmittel an Bord des Wolkenkratzers bestanden aus Gefrierfleisch, verderblichen Früchten und dem synthetischen Zeug aus Nessus' Bordküche. Das Essen der Puppetiers war für Menschen nicht nahrhaft, wie Nessus behauptete. Also mußte sich Louis mit lasergegrilltem Fleisch und Früchten zum Frühstück zufriedengeben.
    Außerdem gab es kein Wasser und schon gar keinen Kaffee.
    Louis überredete Prill, ein paar Flaschen alkoholischer Getränke zu spendieren. So kam es zu einer verspäteten Schiffstaufe auf der Kommandobrücke, wo der Kzin sich höflich in eine Ecke verdrückte und Prill sprungbereit an der Tür lauerte. Keiner wollte den Namen akzeptieren, den Louis vorschlug (die »Unmögliche«), und so gab es vier verschiedene Taufen in vier verschiedenen Sprachen.
    Das alkoholische Getränk war längst zu Essig geworden. Der Kzin spuckte es aus, und Louis versuchte das Zeug erst gar nicht. Nur Prill trank eine Flasche leer und legte die anderen rasch wieder in ihr Versteck zurück.
    Danach büffelten der Kzin und Nessus eine Sprachlektion. Nur Louis wollte nichts davon wissen. Die anderen machten so rasche Fortschritte, daß er sich wie ein Dummkopf vorkam.
    »Louis, wir müssen die Sprache dieser Welt lernen«, sagte der Kzin. »Unsere Reisegeschwindigkeit ist sehr niedrig. Wir können uns unser Essen nur zusammenbetteln oder zusammenstehlen. Dabei werden wir häufig mit Eingeborenen zusammentreffen.«
    »Ich weiß. Aber ich bin kein Sprachtalent.«
    Die Dunkelheit brach herein. In ungefähr zehn Stunden würden sie das Orkanauge passieren.
    Louis warf sich ruhelos auf seinem Lager hin und her, als Prill wieder zu ihm kam. Er spürte ihre Hände, die ihn wollüstig berührten, und griff nach ihr. Sie wich ihm aus und fragte ihn in ihrer eigenen Sprache, die sie für Louis so vereinfachte, daß er sie auch verstand. »Du bist der Anführer?«
    Louis überlegte schlaftrunken. Dann sagte er, um die etwas komplexe Situation zu vereinfachen: »Ja.«
    »Dann befehle dem Zweiköpfigen, mir seine Maschine zu überlassen.«
    »Was?« fragte Louis verwirrt, »wie bitte?«
    »Seine Glücksmaschine. Ich brauche sie. Nimm sie ihm einfach weg.« Louis lachte, weil er glaubte, sie jetzt zu durchschauen.
    »Du begehrst mich?« fragte sie wütend. »Dann nimm ihm die Maschine weg!«
    Der Puppetier hatte etwas, das Prill begehrte. Aber sie hatte keine Macht über ihn, weil Nessus kein Mann war. Louis war der einzige Mann weit und breit. Ihre Macht über ihn würde ihn ihrem Willen gefügig machen. Bisher hatte sie immer ihren Willen durchsetzen können. War sie denn nicht zur Göttin erklärt worden?
    Vielleicht hatten Louis' Haare sie irregeführt. Offenbar hatte sie angenommen, Louis sei ein Abkömmling der haarigen Sklavenrasse. Höchstens ein Baumeister-Bastard, weil sein Gesicht bartlos war. Auf jeden Fall

Weitere Kostenlose Bücher