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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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eine gelb punktierte Linie durch den Rumpf der Liar Wenn der Draht straff gespannt wurde, sägte er wahrscheinlich ein paar Löcher in die Zwischenwände. Doch anhand der gelben Markierungen konnte Louis sofort feststellen, ob der Draht ein wichtiges Gerät oder eines der Besatzungsmitglieder gefährdete.
    Als Louis wieder aus der Luftschleuse kletterte, sprang der Kzin hinter ihm her. »Was soll das Ganze?« fauchte er.
    »Du wirst es gleich erfahen«, antwortete Louis und hob vorsichtig das Gelenkende des Drahtes vom Boden auf. Dann zog er sacht daran. Der Draht hielt.
    Dann zog Louis so fest an, wie er konnte. Der Draht gab keinen Millimeter nach. Das Schott hielt den Draht eingeklemmt. Louis atmete erleichtert auf. Das Schott hielt dicht, und die General-Products-Zelle war offenbar widerstandsfähig genug, daß ihr der Draht nichts anhaben konnte. Bisher war der Test erfolgreich verlaufen. »Und was hast du jetzt vor?« fragte der Kzin gespannt.
    »Wir öffnen die Luftschleuse und lassen den Draht hinter uns durch die Zelle schleifen, während wir das Endstück zurück zu unserem fliegenden Wolkenkratzer bringen.«
    Bisher hatten sie den Draht wie ein endlos langes, tödliches Gespinst hinter sich hergezogen. Vielleicht lag das andere Ende, das die Liar von den Schattenblenden abgerissen hatte, noch in der Stadt unter dem Turm des Himmels in einer verhaspelten schwarzen Wolke aus hauchdünnen Drahtschlingen. Jetzt führte der Draht in einer Schlinge durch die Luftschleusen der Liar und wurde mit elektroverschweißtem Kunstharz an der Unterseite des fliegenden Wolkenkratzers befestigt.
    »Wir ziehen mit dem fliegenden Wolkenkratzer unser Raumschiff den Hang der >Faust Gottes< hinauf!« rief Louis.
    »Unmöglich!« fauchte der Kzin. »Der Motor unseres letzten Flugrades ist nicht stark genug, den Hang des Berges und die Last der Liar gleichzeitig zu bewältigen!«
    »Doch«, beruhigte Louis ihn. »Wir verstopfen den Leitungsschacht der Liar mit Kunstharz und ziehen nur den Draht den Berg hinauf. Wenn ich dann Prill in der Liar ein Signal gebe, muß sie das Schott und die Schleusen dichtmachen. Erst dann hängt die Last der Liar an unserem improvisierten Traktor.«
    Der Kzin dachte einen Moment nach. »Das müßte eigentlich funktionieren. Wir können ja auch unterwegs noch überflüssigen Ballast abwerfen.«
    Der Wolkenkratzer neigte sich zur Seite, während er auf seinem elektromagnetischen Schwebefeld den Hang der »Faust Gottes« hinaufkroch. Der Kzin und Louis arbeiteten in ihren Raumanzügen stetig daran, den Wolkenkratzer vor dem Abrutschen zu bewahren. Sie warfen die Kücheneinrichtung über Bord, die Klimaanlage und die Generatoren der elektromagnetischen Polizeifalle. Sie schnitten von dem Mauerwerk heraus, was sie noch entbehren konnten. So arbeiteten sie sich Meile um Meile an den Gipfel der »Faust Gottes« heran.
    Die Zacken des Gipfelkraters schienen eine selbständige Gebirgskette zu bilden. Louis steuerte eine Lücke zwischen diesen Zacken an. Der Kzin stand am Kontrollpult des Flugrades und regulierte den Schub. Louis hatte sich inzwischen an den grotesken Raumanzug des Dolmetschers gewöhnt - an die fünf konzentrischen, durchsichtigen Ballons, die den orangefarbenen Tiger einhüllten.
    »Ich rufe Prill!« Louis beugte sich über das Bordgerät. »Ich rufe Halrloprillalar! Bist du im Kontrollraum, Prill?«
    »Jawohl!«
    »Gut. Mache dich fertig für die Aktivierung der Schleuse! Wir werden in etwa zwanzig Minuten einen Paß zum Krater passieren!«
    »In Ordnung, Louis!«
    Der Ringbogen spannte sich im strahlenden Blau über der »Faust Gottes«. Tausend Meilen über dem Boden der Ringwelt konnten sie endlich sehen, wie der Boden in das flache Land des Kunstplaneten überging.
    »Unglaublich, daß die Architekten des Artefakten die Symmetrie ihrer Welt mit so einem Berg störten!«
    »Unsinn, Kzin«
    »Der Berg ist doch eine Tatsache, Louis - oder etwa nicht?«
    »Aber er war auf den Karten im Turm des Himmels nirgends eingetragen. Die >Faust Gottes< ist ein gewaltiger Meteorkrater . Prill?«
    »Ja, Louis?«
    »Schließe jetzt die Luftschleusen. Ich wiederhole - schließe jetzt die Luftschleusen! Aber achte auf den Draht, damit du dich nicht verletzt!«
    »Ich kenne mich damit aus, Louis. Schließlich haben meine Vorfahren den Draht erfunden. - Beide Schleusen sind geschlossen!«
    Der fliegende Wolkenkratzer glitt jetzt schaukelnd durch zwei Zacken der Gipfelkrone hindurch. Der Kzin hielt sich mit

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