Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
schal schmeckendem Kaffee und einem Imbiß, der sich in seiner Hand in verschiedene Schichten auflöste: in Fleisch, Käse, Brot und irgendeinen Blattsalat. Der Automat mußte nach seinem jahrhundertelangen Dornröschenschlaf neu programmiert werden. Die Radiallinien im Massenanzeiger wuchsen zu breiten Bändern, schwappten hinauf zum Scheitelpunkt und schrumpften zu einem Nichts zusammen. Eine verschwommene blaue Linie am unteren Pol wurde deutlicher, länger, wuchs immer weiter . Louis bediente den Notschalter. Ein roter Riese glühte unter seinen Füßen.
    »Zu schnell«, knurrte Louis, »viel zu schnell!« In einem Schiff mit normalem Hyperdrive mußte man den Massenanzeiger nur alle sechs Stunden überprüfen. Aber in der Long Shot durfte man das Ding nicht eine Sekunde aus den Augen lassen!
    Louis starrte auf die hellrote Scheibe vor dem sternenübersäten Hintergrund.
    »Verdammt! Ich bin bereits aus dem bekannten Universum heraus!«
    Er drehte das Schiff, um unter den Sternen nach bekannten Orientierungspunkten zu suchen. Doch dieses Firmament war ihm vollkommen fremd. Die Sterne gehören mir, nur mir allein! sagte Louis ehrfürchtig und rieb sich mit einem leisen Lachen die Hände.
    Die rote Riesensonne kam wieder in Sicht, und Louis schwenkte das Schiff noch einmal um neunzig Grad. Er hatte das Schiff zu nahe an den Stern herankommen lassen. Jetzt mußte er einen Ausweichkurs um die Sonne herum steuern.
    Die Reise hatte bis jetzt anderthalb Stunden gedauert.
    Nach weiteren neunzig Minuten brach er wieder aus dem Hyperraum aus.
    Die ihm fremden Sterne beunruhigten ihn nicht mehr. Auf der Erde waren über den beleuchteten Städten überhaupt keine Sterne mehr zu sehen. Erst als er sechsundzwanzig Jahre alt war, hatte er zum erstenmal einen Stern beobachten können. Louis überprüfte seine Instrumente, um sich zu vergewissern, daß er im freien Raum war. Er deckte die Konsolen ab und streckte sich.
    Himmel - meine Augen fühlen sich an wie gekochte Zwiebeln! dachte er seufzend.
    Er löste sich aus dem Sicherheitsnetz und schwebte in der Kanzel, die linke Hand massierend. Seit drei Stunden hatte er den Notschalter krampfhaft festgehalten. Vom Ellenbogen bis zu den Fingerspitzen war das Fleisch taub geworden.
    Unter der Decke waren Leitersprossen für isometrische Übungen angebracht. Er turnte, bis die Verkrampfung seiner Muskeln sich gelöst hatte.
    Sollte er Teela aufwecken? Kein übler Gedanke. Es wäre sehr erfrischend, sich jetzt mit ihr zu unterhalten. Wenn er im Urlaub wieder mal durch den Raum bummelte, wollte er eine Frau mitnehmen. Doch jetzt kam er sich vor wie eine hochgeschwemmte Leiche auf einem überfluteten Friedhof. Nach dem Sprung aus dem Hyperraum sah er nicht ganz frisch aus. Es war nicht der passende Moment für höfliche Konversationen oder andere Dummheiten. Das schlechte Gewissen plagte ihn wieder.
    Er hätte nicht zulassen dürfen, daß Teela an Bord der Long Shot kam!
    Die zwei Tage nach seiner Geburtstagsfeier waren recht angenehm gewesen. Als wäre die Romanze zwischen Louis Wu und Paula Cherenkow noch einmal geschrieben worden - diesmal mit einem glücklichen Schluß. Doch etwas störte ihn an Teela. Eine gewisse Oberflächlichkeit und mangelnde Gemütstiefe. Das lag nicht nur an ihrer Jugend. Louis' Freunde gehörten zu allen Altersgruppen, und viele Vertreter der jungen Generation waren alles andere als oberflächlich. Im Gegenteil, sie litten mehr als die älteren. Der Schmerz gehört nun einmal zum seelischen Reifeprozeß.
    Nein, Einfühlungsvermögen war nicht Teelas Stärke. Sie war blind für das Leid ihrer Mitmenschen. Mitleid war ihr vollkommen fremd .
    Doch dafür spürte sie die Freude, die angenehmen Empfindungen in einem Mann um so stärker. Sie hatte eine Antenne für das Glück. Als Liebhaberin war sie hinreißend - so schön, daß es fast schmerzte. Sie war herzhaft erfrischend und unverbraucht, sinnlich wie eine Katze, überraschend ungehemmt!
    Doch das alles qualifizierte sie nicht für dieses Abenteuer, als Astronautin, als Forscherin.
    Teelas Leben war bisher unbeschwert und langweilig gewesen. Zweimal hatte sie sich verliebt, und zweimal hatte sie von sich aus die Affäre abgebrochen. Sie war noch nie einer ernsthaften Belastungsprobe ausgesetzt gewesen, hatte noch nie leiden müssen. Doch was passierte, wenn sie sich zum erstenmal in einer echten Gefahr befand?
    Wahrscheinlich drehte sie durch!
    »Ich habe sie als meine Liebhaberin mitgenommen«, dachte Louis

Weitere Kostenlose Bücher