Ringwelt
beleuchtete Fenster in den Häusern, Lichtkuppeln in parkähnlichen Anlagen. Louis sah noch im letzten Moment die Umrisse von Gebäuden, die wie schlanke Degenklingen meilenweit in den Himmel hinaufragten. Dann waren sie schon gelandet.
Mitten in einem Parkgelände voll fremdartiger exotischer Pflanzen.
Nichts rührte sich in ihrer Nähe.
Die Puppetiers standen ganz oben auf der Liste der harmlos aussehenden intelligenten Lebewesen des bekannten Universums. Sie waren zu scheu, zu klein, und sahen zu komisch aus, als daß sie für gefährlich gelten konnten. Sie reizten nur zum Lachen.
Doch plötzlich war Nessus ein Vertreter seiner Rasse; und seine Rasse war mächtiger, als der Mensch sich das in seinen kühnsten Träumen vorzustellen vermochte. Der verrückte Puppetier saß jetzt ganz still auf seiner Couch und beobachtete mit zuckenden Hälsen seine auserwählten Untergebenen. Da war nichts Lachhaftes mehr an Nessus. Seine Gattung hatte ganze Planeten aus ihren Umlaufbahnen bewegt, fünf von ihnen aus den Angeln gehoben.
Teelas Kichern wirkte deshalb wie ein Schock.
»Ich hatte mir gerade überlegt«, rechtfertigte sie sich, »daß es nur eine Methode der Empfängnisverhütung für euch Puppetiers gibt. Totale sexuelle Enthaltsamkeit. Richtig, Nessus?«
»Ja.«
Sie kicherte erneut. »Kein Wunder, daß die Puppetiers keinen Sinn für Humor haben.«
Durch einen Park, der viel zu regelmäßig, zu symmetrisch und zu zahm wirkte, folgten sie einem schwebenden blauen Licht.
Die Luft war zum Schneiden dick von dem würzig-chemischen Geruch der Puppetiers. Dieses Aroma war allgegenwärtig. In der Kabine des Fährschiffes war es so stark gewesen wie ein künstliches Parfüm. Und der Geruch war nicht schwächer geworden, als die Luftschleusen sich öffneten. Eine Billion Puppetiers würzten die Atmosphäre dieser Welt, und sie würden dieses Aroma in aller Ewigkeit nicht mehr verlieren.
Nessus tanzte. Seine kleinen Hufe schienen kaum die Oberfläche der Gehwege zu berühren. Der Kzin glitt dahin, während sein nackter rosiger Schweif unablässig hin und herzuckte. Der Puppetier ging wie ein Steptänzer im Dreivierteltackt. Der Gang des Kzin war lautlos wie fallendes Herbstlaub.
Auch Teela erzeugte beim Gehen kaum ein Geräusch. Ihr Gang wirkte immer schwerfällig, doch das täuschte nur. Sie stolperte nie, stieß nirgendwo an. Louis war eindeutig der reizloseste Fußgänger der Mannschaft.
Aber von wem sollte Louis Wu auch die Anmut geerbt haben? Er war nichts als ein zivilisierter Affe, den die Evolution nur kümmerlich für das aufrechte Gehen auf dem Boden ausgerüstet hatte. Millionen von Jahren waren seine Vorväter auf allen vieren gelaufen, wenn sie laufen mußten, und hatten die Bäume zur Fortbewegung bevorzugt.
Das Pliozän hatte diesen Zustand mit einer Trockenheit beendet, die Millionen von Jahren andauerte. Die Wälder waren verdorrt und ließen die Ahnen von Louis Wu hungernd auf den trockenen Steppen zurück. In ihrer Verzweiflung hatten sie ihre Diät auf Fleisch umgestellt. Und nachdem sie das Geheimnis des Hüftknochens der Antilope entdeckt hatten, wurden sie wenigstens einigermaßen satt. Das doppelte Schultergelenk der Antilopenknochen hatte seinen Abdruck auf so manchem fossilen Schädel hinterlassen.
Jetzt tapsten Louis Wu und Teela Brown auf Füßen, die immer noch verkümmerte Finger auswiesen, hinter den beiden fremden Wesen her.
Fremde? Auch der verrückte Nessus, der so lange in der Verbannung gelebt hatte, gehörte jetzt zu den Fremden auf dieser Welt. Mit gesträubter Mähne und ruhelos zuckenden Köpfen tanzte er dahin. Der Kzin war ebenfalls auf der Hut, suchte mit schwarz umränderten Augen die fremdartigen Pflanzen nach Organismen ab, die ihm mit Giftstacheln oder nadelscharfen Zähnen gefährlich werden konnten. Eine reine Instinktreaktion wahrscheinlich. Die Puppetiers duldeten bestimmt keine gefährlichen Tiere in ihren Parks.
Sie erreichten schließlich eine Kuppel, die wie eine riesige, halb vergrabene Perle durch die Büsche schimmerte. Dort zerteilte sich das schwebende Licht in zwei Hälften.
»Ich muß Sie jetzt verlassen«, sagte Nessus. Louis sah, daß der Puppetier vor Angst schlotterte. »Ich soll mich jetzt meinen Anführern stellen.« Seine Stimme klang beschwörend. »Kzin, werden Sie mir die Beleidigung in Krushenkos Restaurant nicht heimzahlen, falls ich nicht wiederkehren sollte?«
»Besteht denn die Möglichkeit, daß Sie nicht
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