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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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zusammentreffen. Die Puppetiers halten Nessus doch für verrückt!«
    »Diese Puppetiers sind doch alle verrückt«, meinte Teela lachend.
    »Die Puppetiers werden sich kaum deiner Meinung anschließen, Teela. Was deine Meinung jedoch nicht widerlegt. Willst du immer noch auf Forschungsreise gehen?«
    Sie sah ihn nur groß an.
    »Also, du willst immer noch«, schloß er betrübt.
    »Natürlich. Wer von uns will das denn nicht? Wovor fürchten sich die Puppetiers eigentlich?«
    »Sie fürchten sich grundsätzlich, weil sie Feiglinge sind«, fauchte der Kzin. »Trotzdem begreife ich nicht, warum sie noch mehr über diese Kunstwelt wissen wollen. Sie passierten auf ihrer Wanderung die Ringwelt. Die Architekten dieses geheimnisvollen Artefaktes haben das Prinzip der Überlichtgeschwindigkeit noch nicht entdeckt. Sie können also nie zu einer Gefahr für die Puppetiers werden. Deshalb kapiere ich unsere Rolle in diesem Spiel nicht.«
    »Verständlich«, meinte Louis.
    »Soll das eine Beleidigung sein?« brauste der Kzin auf.
    »Nein, natürlich nicht. Wir haben es mit Bevölkerungsproblemen zu tun, die Ihnen fremd sind, Dolmetscher. Nessus kann Ihnen das besser erklären als ich. Können Sie sich eine Billion Puppetiers auf diesem Planeten vorstellen?«
    »Ich rieche sie. Schon der Geruch eines einzigen Puppetiers ist aufdringlich. Eine Billion - brr!«
    »Nun stellen Sie sich die Billion Puppetiers auf der Ringwelt vor.«
    »Hm - ja. Schön verteilt. Die Fläche dieses Planeten, mit acht potenziert ... Trotzdem verstehe ich es nicht. Glauben Sie, die Puppetiers planen eine Eroberung dieses Artefaktes? Wie wollen sie ihre Bevölkerungsmassen auf diese Ringwelt übersiedeln? Sie wagen sich doch auf kein Raumschiff!«
    »Ich weiß nicht. Sie hassen auch den Krieg. Das steht jedoch nicht zur Debatte. Die Frage lautet vielmehr: Ist der Ringplanet eine sichere Welt, auf der man leben kann?«
    »Aha.«
    »Verstehen Sie? Vielleicht denken die Puppetiers selbst daran, eigene Ringwelten zu bauen. Vielleicht erwarten sie, draußen bei den Magellanschen Wolken eine leere Ringwelt vorzufinden. Gar keine so abwegige Hoffnung. Aber ob sie nun Pläne oder Hoffnungen haben oder nicht: Zuerst müssen sie einmal feststellen, ob dieses Artefakt zuverlässig ist.«
    »Nessus bewegt sich so komisch«, rief Teela und ging auf die unsichtbare Kuppelwand zu. »Er scheint betrunken zu sein. Können Puppetiers sich überhaupt betrinken?«
    Nessus trabte nicht. Er ging auf den Hufspitzen, schlug einen weiten Bogen um einen knapp anderthalb Meter großen chromgelben Federstrauch und hatte schon fast den Kuppelraum erreicht, als sich ein Wesen, das einem großen schwarzen Schmetterling ähnelte, auf seine Mähne setzte. Nessus kreischte wie eine Frau, machte einen Satz, als müsse er einen elektrischen Zaun überspringen, und rollte dann über den Gehweg. Er blieb dort liegen wie ein Igel, die Köpfe zwischen den angewinkelten Vorderfüßen.
    Louis sprang von seiner Liege auf. »Depressive Phase!« rief er über die Schulter. Zum Glück hatte er sich die Stelle gemerkt, wo der Eingang zum Kuppelraum lag.
    Draußen rochen alle Blumen nach Puppetiers. Louis folgte einem Pfad an einer manikürten orangefarbenen Hecke entlang und kniete dann neben dem Puppetier nieder. »Ich bin es, Louis«, sagte er. »Sie brauchen keine Angst mehr zu haben!« Sachte griff er Nessus zwischen die gesträubte Mähne, streichelte seine Schädelkuppe und kraulte ihn. Zuerst fuhr der Puppetier zusammen, doch dann entkrampfte er sich sichtlich.
    Das mußte ein böser Schrecken gewesen sein. Der Puppetier war anscheinend noch nicht in der Lage, sich wieder auf drei Beinen der Welt zu stellen. »War dieses Tier gefährlich? Das geflügelte Ding, das auf Ihrem Rücken landete?« fragte Louis besorgt.
    »Das Flügelding? Aber nein .« Die hohe Tenorstimme klang gedämpft, doch herrlich rein und ohne heisere Schwingungen. »Das war doch nur ein Blütenschnüffler!«
    »Wie ist die Konferenz mit Ihren Führern abgelaufen?«
    Nessus zuckte zusammen. »Ich habe gewonnen.«
    »Großartig. Was haben Sie gewonnen?«
    »Meinen Anspruch auf eine Brut, und ein Paar für die Begattung.«
    »Ist es das, was Ihnen so einen Schrecken eingejagt hat?« Nicht ganz abwegig, dachte Louis. Nessus konnte ja so etwas Ähnliches wie eine männliche »Schwarze Witwe« sein, die nach dem Liebesspiel aufgefressen wird. Andererseits traute Louis dem Puppetier eher eine nervöse Jungfräulichkeit zu.

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