Ringwelt
kneifen? Louis ging unruhig vor seiner Liege auf und ab.
Louis hatte den Kzin ganau beobachtet. Er hatte bemerkt, wie sehr der Kzin erschrak, als er die fliegenden Welten der Puppetiers erblickte. Die Ringwelt war schon als Zahlenabstraktion eine Vorstellung, bei der man erschauerte. Wenn Louis nur daran dachte, daß er diese gigantische Kunstwelt mit einem Raumfahrzeug anfliegen und darauf landen sollte!
Nein, der Eifer, den der Kzin gezeigt hatte, war eine Lüge und ein heroischer Akt zugleich. Sollte Louis hinter der Courage des Kzin zurückstehen und jetzt kneifen?
Louis setzte sich schweigend. Als sein Blick Teelas Gesicht streifte, fluchte er im stillen auf ihre Dummheit. Ihr Gesicht war ganz verklärt vor Erstaunen und Entzücken. Sie zeigte den Eifer, den der Kzin vorhin nur geheuchelt hatte. War sie zu dumm, um sich zu fürchten?
Auf der Innenseite des Ringes gab es eine Atmosphäre. Die Spektralanalyse hatte bewiesen, daß die Luft so dicht war wie auf der Erde und ungefähr die gleiche Zusammensetzung besaß. Auf jeden Fall war es geeignete Atemluft für den Menschen, den Kzin und den Puppetier. Was die Luft daran hinderte, in das All zu entweichen, war Louis noch ein Rätsel. Das mußte man an Ort und Stelle klären.
In dem Ringsystem mit der K9-Sonne gab es keine anderen Planeten, keine Asterioden, keine Kometen.
»Die Architekten der Ringwelt haben den Innenraum reingefegt. Sie wollten ihre Welt vor Meteoriteneinschlag bewahren«, meinte Louis nachdenklich.
»Richtig«, pflichtete ihm der Puppetier bei.
Die Sonne war ein gelber Zwerg, etwas kleiner und kühler als Sol. »Wir brauchen Schutzanzüge gegen die Wärme«, fauchte der Kzin.
»Nein«, antwortete Chiron. »Die Temperatur auf der Innenfläche der Ringwelt ist für alle drei Spezies erträglich.«
»Woher wissen Sie das?«
»Wir haben die Frequenzen der Infrarotstrahlung gemessen. Für Sie, Dolmetscher der Kzinti, liegt die Temperatur ungefähr zehn Grad über dem Optimum. Für Louis und Teela ist die Temperatur ideal. Aber lassen Sie sich durch diese Details nicht irritieren. Wir wollen nicht, daß Sie landen, wenn Architekten von dieser Kunstwelt Sie nicht dazu einladen. Wir möchten nur, daß Sie auf alle Eventualitäten vorbereitet sind.«
»Sie haben keine Bilder von den Bodenformationen?«
»Leider nicht. Das Auflösungsvermögen unserer Instrumente reichte dazu nicht aus.«
»Wir können ja manches erraten«, warf Teela in die Debatte. »Es herrscht ein Tag-Nacht-Zyklus von dreißig Stunden. Das bedeutet, daß die natürliche Welt, von der die Architekten herstammen, den gleichen Rhythmus gehabt haben muß. Glauben Sie, daß die Architekten diese künstliche Welt in ihrem ursprünglichen Sternensystem geschaffen haben«
»Wahrscheinlich, sonst wären sie ausgewandert - mit Schiffen durch den Hyperraum. Doch dieses Prinzip scheinen sie ja nicht zu kennen. Vielleicht haben sie ihre natürliche Welt in ein anderes Sonnensystem rangiert, wie wir das getan haben.«
»Vielleicht finden wir ihr natürliches Planetensystem sogar in der Nähe der Ringwelt«, sagte der Kzin. »Eine Sonne ohne Planeten. Sicherlich werden diese Wesen erst alle Methoden der Terraformierung durchexerziert haben, um alle Planeten ihres natürlichen Sonnensystems zu besiedeln, ehe sie den verzweifelten Entschluß faßten, diese phantastische Kunstwelt zu schaffen.«
»Warum verzweifelt?« fragte Teela.
»Nachdem sie den Ring um die Sonne gebaut hatten, mußten sie alle ihre besiedelten Planeten dorthin schaffen, um die Bevölkerung auf die Kunstwelt umzusiedeln.«
»Warum verzweifelt?« wiederholte Teela. Alle sahen sie an.
»Ich könnte mir denken, daß sie diesen Ring aus . aus . nun, aus freien Stücken geschaffen haben.«
»Aus purem Vergnügen, wolltest du doch sagen, nicht wahr?« sagte Louis bissig. »Teela, denke doch nur an die ungeheuren Rohstoffmengen, die die Schöpfer dieser Kunstwelt aufbringen mußten. Ihr Bevölkerungsproblem muß geradezu gigantisch gewesen sein. Sie brauchten den Ring als Lebensraum, konnten sich aber den Bau dieser Welt im Grunde nicht leisten - gerade wegen ihres Bevölkerungsüberschusses. Aber sie bauten diesen Ring trotzdem - weil sie ihn brauchten, verstehst du?«
»Hm«, meinte Teela verwirrt.
»Nessus kommt zurück«, sagte Chiron. Ohne ein weiteres Wort drehte der Puppetier sich um und verschwand im Park.
7. Der Hinterste
»Das war aber unhöflich«, murmelte Teela.
»Chiron will mit Nessus nicht
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