Ringwelt
an Bord dieses Schiffes. Das sollten Sie nicht vergessen .«
»Hört auf!« rief Louis scharf.
Sie drehten sich zu ihm um und starrten ihn an.
»Ihre Aufregung ist viel zu verfrüht«, sagte Louis müde. »Warum richten wir nicht unsere Teleskope auf diese Schattenvierecke? Auf diese Weise bekommen Sie wenigstens ein paar Daten, die Sie sich gegenseitig an die Köfpe werfen können! Das macht viel mehr Spaß.«
Nessus blickte sich selbst in die Augen. Der Kzin zog seine Krallen wieder ein.
»Wir sind alle am Ende - erschöpft, ungewaschen oder unbeleckt und hungrig. Wer kämpft schon gern mit einem leeren Magen? Ich werde mich jetzt eine Stunde lang unter die Schlafhaube legen. Ich schlage Ihnen vor, das gleiche zu tun.«
Teela war schockiert. »Du willst dir die innere Seite der Ringwelt nicht anschauen? Du .«
»Wunderbar. Du berichtest mir später, was du alles gesehen hast.« Louis drehte sich um, gähnte und ging in seine Schlafkabine.
Der Hunger weckte ihn. Er wählte sich rasch einen Imbiß zusammen und ging dann in die Wohnkabine hinüber.
»Was hat sich inzwischen getan?«
Teela antwortete ihm über den Rand des Leseschirms hinweg. »Du hast eine Menge versäumt! Slaver-Schiffe, Nebeldämonen, Raumdrachen, menschenfressende Sternensaaten! All diese Ungeheuer griffen uns gleichzeitig an. Der Kzin mußte die Biester mit seinen Krallen aus der Pilotenkanzel vertreiben! Das hättest du sehen sollen!«
»Nessus?«
Der Puppetier antwortete aus dem Kontrollraum. »Der Kzin und ich haben uns darauf geeinigt, bis zu den Sonnenblenden weiterzufliegen! Der Kzin schläft gerade. Wir werden bald wieder im freien Raum sein!«
»Gibt es etwas Neues?«
»Ja, eine Menge. Ich werde es Ihnen zeigen!«
Der Puppetier bediente die Bildschirmkontrollen. Er mußte also die Symbole der Kzinti genau beherrschen.
Das Bild auf dem Schirm glich der Erde, wenn man sie aus großer Höhe betrachtet: Berge, Seen, Täler, Flüsse und große, trockene Flächen, die Wüsten darstellen mußten, waren zu erkennen. »Sandwüsten?« sagte Louis mit gerunzelten Brauen.
»So scheint es, Louis«, erwiderte Nessus düster. »Der Kzin hat die Temperatur- und Feuchtigkeitsspektren aufgenommen. Die Beweise häufen sich, daß die Ringwelt in eine primitive Vorstufe der Zivilisation zurückgefallen ist. Das gilt mindestens für Teile dieses Kunstplaneten. Weshalb sollte man wohl auf einem Artefakten Wüsten anlegen? Außerdem entdeckten wir einen zweiten Ozean auf der gegenüberliegenden Seite der Ringwelt. Er hat die gleiche Größe wie der Ozean auf dieser Seite. Die Spektralanalyse bestätigte das Vorkommen von Salzen. Offenbar hielten es die Indenieure für nötig, die Wassermassen gegenseitig auszubalancieren.« Louis verspeiste schweigend sein Imbißgemisch.
»Ihre Anregung hat sich übrigens ausgezahlt«, fuhr Nessus fort. »Sie übertreffen uns an diplomatischem Geschick, Louis, obwohl der Kzin und ich auf diesem Gebiet Profis sind. Nachdem wir das Teleskop auf die Schattenblenden eingestellt hatten, erklärte der Kzin sich bereit, diese Blenden doch aus der Nähe zu studieren.«
»So? Und warum?«
»Wir entdeckten eine merkwürdige Eigenschaft dieser Sonnenblenden. Sie bewegen sich mit einer Geschwindigkeit, die erheblich größer ist, als wir für ihre stabile Umlaufbahn um die Sonne errechnet haben.« Louis hörte sofort zu kauen auf.
»Das ist kein Ding der Unmöglichkeit, Louis«, fügte der Puppetier hinzu. »Die Sonnenblenden können ja auch in stabilen elliptischen Bahnen die Sonne umlaufen, sie müssen nicht immer den gleichen Abstand zur Sonne einhalten.«
»Unsinn! Dann wären auch die Tage verschieden lang.«
»Wir dachten, das hätte man so eingerichtet, um Sommer und Winter voneinander zu trennen«, mischte sich jetzt Teela ein. »Im Winter sind die Nächte natürlich länger. Aber so ganz befriedigt mich das auch nicht.«
»Quatsch. Ein Jahr im Drei-Wochen-Rhythmus? Weshalb denn so etwas? Die Schattenblenden haben doch eine Umlaufzeit von knapp einem Monat!«
»Sicher, hier liegt ein echtes Problem vor«, flötete Nessus. »Die Abweichung war zu geringfügig, als daß meine Artgenossen sie bei ihrem kurzen Rendezvous mit der Ringwelt hätten entdecken können. Wo liegt die Ursache dieser Unregelmäßigkeit? Hat die Schwerkraft ein abnormes Gefalle? Nimmt sie plötzlich sprunghaft in der Nähe der Sonne zu und verlangt deshalb eine schnellere Umlaufzeit ihrer Satelliten, als ihr Abstand von der Sonne
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