Ringwelt
Tigerwesen nach.
Der Kzin hatte sich ein paar Meter von den beiden entfernt auf dem Boden ausgestreckt. Louis und der Kzin tauschten einen verständnisinnigen Blick. Dann grinste der Dolmetscher, erhob sich, machte einen Buckel und verschwand mit einem mächtigen Satz im Gebüsch.
Teela saß immer noch auf ihrem Sattel, als würde sie durch den Himmel der Ringwelt fliegen. Plötzlich entschleierten sich ihre Augen. Sie schüttelte benommen den Kopf. »Louis, wie kommen wir denn hierher?« fragte sie staunend.
»Wir sind gelandet, ganz einfach.«
»Hilf mir herunter!« Sie streckte die Arme aus wie ein Kind, das von einem Karussel heruntergehoben werden will. Louis faßte sie um die Taille und hob sie von dem Gestell des Flugrades herunter. Die Berührung ihres Körpers löste einen angenehmen Nervenkitzel in seinen Lenden aus.
»Ich muß am Steuerknüppel eingeschlafen sein! Ich weiß nur noch, daß wir mindestens eine Meile über dem Boden dahinflogen!«
»Hüte dich von jetzt an vor dem Horizont!« sagte Louis ernst.
Sie lachte und warf den Kopf in den Nacken. »Und ihr hattet alle Angst um mich? Es tut mir ja so leid, Louis! Wo steckt denn der Kzin?«
»Erjagt sich einen Hasen«, murmelte Louis. »Warum schlagen wir uns nicht auch in die Büsche? Oder sollen wir einen kleinen Spaziergang im Wald machen?«
»Eine gute Idee.« Ihre Blicke trafen sich. Beide hatten sie den gleichen Gedanken. Louis holte eine Decke aus dem Gepäckraum des Flugrades. »Gehen wir!«
»Ihr seid eine erstaunliche Spezies!« flötete der Puppetier boshaft hinter ihnen her. »Keine intelligente Lebensform paart sich so oft wie ihr Menschen. Geht schon, aber seid vorsichtig, wenn ihr euch auf den Boden setzt! Hier gibt es gefährliche Lebewesen, die wir noch nicht kennen!«
Teela stand nackt auf der Decke und streckte sich in der Mittagssonne. »Oh, ist das herrlich! Weißt du eigentlich, daß ich dich noch nie bei Licht ohne Kleider gesehen habe?«
»Ich dich auch nicht. Aber du siehst verdammt gut aus. Makellos, herrlich gewachsen. Keine Narben wie ich. Komm, ich zeige dir etwas.« Er deutete mit der Hand auf seine haarlose Brust. »Verdammt...«
»Ich sehe keine Narbe!«
»Sie ist weg. Das sind die Nachteile des Lebenselixiers. Keine Erinnerungen. Die Narben verschwinden.« Seine Stimme verlor sich, während er mit den Fingerspitzen eine Linie quer über den Brustkorb zog.
»Hier hat mir mal so ein Ungeheuer mit seiner Klebezunge einen Streifen Haut herausgerissen - eine Hautbahn von der Schulter bis zum Bauchnabel. Das Ungeheuer beschloß, zuerst dieses Stück Haut zu verzehren, ehe es mich mit einem zweiten Zungenschlag in zwei Teile zerlegte. Zum Glück war meine Haut ein tödliches Gift für ihn. Es rollte sich kreischend zusammen und verendete. Die Narbe müßte so breit sein wie meine Hand. Doch jetzt - nicht der Hauch von einer Narbe!«
»Armer Louis. Leider kann ich auch nicht mit einer Narbe aufwarten!«
»Du bist auch erst zwanzig!«
»Ja.«
»Hm - wie glatt deine Haut ist.«
»Noch andere Erinnerungen, die inzwischen überwachsen sind?«
»Oh - nur eine falsche Bewegung mit einem Laser .« Louis legte ihre Hand auf seine Taille. Dann rollte er sich auf den Rücken, und Teela setzte sich mit gespreizten Beinen auf ihn. Sie sahen sich an. Der Gluthauch der wachsenden Erregung webte einen Strahlenkranz um ihr Haar .
Etwas von der Größe eines Hasen schoß aus dem Gebüsch, hoppelte über Louis' Brust und verschwand wieder im Unterholz. Einen Augenblick später sprang der Kzin aus dem Gebüsch heraus.
»Ich bitte vielmals um Entschuldigung«, fauchte er und verschwand ebenfalls im Wald, dem Hasen hart auf der Spur.
Als sie sich später wieder alle bei den Flugrädern trafen, leckte sich der Kzin genüßlich das rotgefleckte Fell um den Mund. »Zum erstenmal in meinem Leben habe ich mir mein Essen selbst gejagt - mit eigenen Zähnen und Klauen.«
Trotzdem befolgte er den Rat des Puppetiers und nahm eine Allergiepille ein.
»Wir sollten uns endlich mal über die Eingeborenen unterhalten«, meinte Nessus.
»Eingeborene?« wiederholte Teela mit großen Augen. Louis berichtete ihr in wenigen Worten von dem ersten Kontakt mit intelligenten Wesen.
»Aber warum habt ihr abgedreht?« fragte sie verwundert. »Sie hätten euch nichts tun können! Und hatten diese Wesen wirklich menschliche Gestalt?«
»Ich kann es eigentlich selbst nicht begreifen«, meinte Louis nachdenklich. »Menschen - so weit von unserem
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