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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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wichtig. Schließlich hatten sie nicht ein langes Leben zu verteidigen wie Ihre Artgenossen heute, Louis«, flötete der Puppetier nachdenklich. »Ein etwas unheimlicher Gedanke, glauben Sie nicht, Louis? Wenn ihnen ihr Leben nicht so wichtig war, wie man erwarten sollte, dann haben sie auch keinen Respekt vor unserem Leben!«
    »Sie sehen doch überall nur Gespenster!« antwortete Louis abfällig.
    »Wir werden ja bald wissen, ob ich recht habe. Sehen Sie dort das letzte hohe Gebäude mit den zerbrochenen Fenstern, Dolmetscher?«
    Sie hatten das Haus bereits überflogen, während Nessus das Gebäude beschrieb. Louis, der inzwischen wieder für die ganze Formation steuerte, schwenkte in eine enge Kurve, um sich das Gebäude noch einmal anzuschauen.
    »Sehen Sie es, Dolmetscher? Aus den Fenstern quillt Rauch!«
    Das Gebäude glich einer gedrechselten und kunstvoll verzierten Säule. Es war zwanzig Stockwerke hoch, und seine Fenster ähnelten geschwärzten Bullaugen. Die meisten Bullaugen in den unteren Stockwerken waren verhängt oder mit Läden verrammelt. Die wenigen, die sich noch ins Freie öffneten, dienten jetzt als Rauchabzug.
    Der Wohnturm ragte aus einem Ruinenfeld ein- und zweistöckiger Häuser heraus. Irgendein tonnenförmiger Baukörper mußte früher hier abgestürzt sein und hatte dabei eine ganze Zeile von kleinen Häusern plattgewalzt. Doch ehe er den Turm erreichen konnte, war er in einer Schutthalde zerschellt.
    Die Rückseite des Wohnturmes fiel offenbar mit der ehemaligen Stadtgrenze zusammen. Denn dahinter dehnten sich nur bestellte Felder aus. Menschenähnliche Gestalten liefen auf die Stadt zu, als die Flugräder zur Landung ansetzten.
    Viele Häuser, die Louis noch für intakt gehalten hatte, entpuppten sich jetzt, aus der Nähe betrachtet, ebenfalls als Ruinen. Der Zusammenbruch der Energieversorgung mußte schon vor sehr langer Zeit erfolgt sein. Nach dieser Katastrophe, die man mit einem Erdbeben vergleichen konnte, hatten offenbar plündernde Einwohner das Zerstörungswerk fortgesetzt. Wind und Wetter, Bakterien und Schimmelpilze, chemische Zersetzung -alles hatte hier am Verfall mitgearbeitet. Und noch etwas - der Müll.
    Die Stadtbewohner hatten nach dem Versagen der Energieversorgung ihre Stadt nicht wiederaufgebaut. Sie waren aber auch nicht ausgezogen. Sie hatten in den Ruinen weitergelebt. Und der Müll und der Abfall hatten sich zwischen den Ruinen angesammelt.
    Speisereste, leere Schachteln, abgenagte Knochen, Kohlstrünke oder Karottenkraut. Louis schüttelte den Kopf. Auch zerbrochene Töpfe und rostende Werkzeuge lagen herum. Das alles hatte sich zu Müllhalden angesammelt, weil die Bewohner der Runinen zu faul oder zu beschäftigt waren, sich um die Müllabfuhr zu kümmern. Diese Müllhalden wachsen zusammen, werden von ihrem eigenen Gewicht zusammengepreßt, verwittern, bilden Schichten und Lagen, an denen schließlich Generationen gearbeitet haben.
    Louis spähte hinunter. Der ursprüngliche Eingang zu diesem Wohnturm lag längst unter der Erde begraben. Der Erdboden reichte jetzt schon bis zum zweiten Stockwerk hinauf. Die Flugräder landeten auf einer lehmigen Fläche, unter der ein Parkplatz begraben sein mußte. Fünf menschenähnliche Wesen schritten in feierlicher Würde durch ein Terrassenfenster ins Freie.
    Auf dem Fenstersims und dem Mauervorsprung waren menschenähnliche Schädel befestigt. Louis zählte an die vierzig Schädel, die hier offenbar als Schmuck dienten wie auf der Erde die Blumentöpfe.
    Die fünf Gestalten schritten auf die Flugräder zu. Sie waren sich noch nicht schlüssig, wer von ihnen der Anführer sein sollte. Sie sahen wie Menschen aus, ließen sich aber mit keiner auf der Erde lebenden Rasse vergleichen.
    Alle fünf waren mindestens einen Kopf kleiner als Louis Wu, und ihre Hautfarbe - wo man die Haut überhaupt sehen konnte - war fast geisterhaft blaß im Vergleich zu Teelas nordisch hellem und Louis' gelblichem Teint. Der Leib war ungewöhnlich gedrungen, und die Beine verhältnismäßig lang. Auch die Finger wirkten unnatürlich schlank und spitz an den langen Armen, die sie alle vor der Brust verschränkt hatten. Doch am ungewöhnlichsten war der dichte Haarwuchs dieser Wesen.
    Die fünf Würdenträger hatten die gleiche aschblonde Haarfarbe. Bart und Haupthaar waren ungeschnitten, wucherten ungepflegt auf den Köpfen und Gesichtern. Eigentlich sah man von dem Gesicht nur die Augen. »Himmmel, was für haarige Männer!« flüsterte

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