Ringwelt
Teela.
»Bleiben Sie in Ihren Flugzeugen!« befahl der Kzin mit halblauter Stimme. »Wir steigen erst ab, wenn sie ganz nahe herangekommen sind. Hoffentlich hält jeder seine Sprechscheibe bereit!«
Louis trug die Sprechscheibe am linken Handgelenk. Diese Sprechscheiben waren auf die Frequenz des Autopiloten an Bord der Liar eingestellt, und der Autopilot mußte ihnen mit seinem Elektronengehirn als Dolmetscher dienen. Allerdings konnte er das nur, wenn er die Sprache der Einheimischen zuerst einmal speicherte und sie analysierte. Aber wenn man die vielen blanken Schädelknochen an den Fenstern sah .
Immer mehr Einheimische strömten jetzt auf dem Parkplatz zusammen. Die meisten hielten am Rande des Platzes an und bildeten eine Art Halbkreis um die Flugräder. Wenn sich Menschen versammeln, hört man meistens Stimmengewirr, Rufe, oder erregten Wortwechsel. Doch hier blieb die Menge unnatürlich still.
Offenbar zwang die Menge der Zuschauer jetzt die Würdenträger zu einer Entscheidung.
Die fünf waren nicht gleich groß. Doch es waren alle schlanke, hagere, fast ausgemergelte Gestalten. Nur einer schien gut entwickelte Muskeln zu besitzen. Sie waren in verblichene braune Umhänge gekleidet. Einer hatte irgendein verwaschenes rosa Muster am Saum.
Der hagerste der Würdenträger, der fast bis zum Skelett abgemagert war, ergriff das Wort. Auf seinem Handrücken war ein Vogel mit blauer Farbe auftätowiert.
Dann folgte eine kurze Ansprache des tätowierten Würdenträgers. Ein Glück, dachte Louis, daß der Autopilot jetzt genügend Worte auswerten konnte, um ihm dann eine verständliche Übersetzung zu übermitteln. Louis antwortete.
Dann war der tätowierte Bursche wieder an der Reihe. Seine vier Begleiter bewahrten würdevolles Schweigen. Die Menge folgte ihrem Beispiel.
Endlich lieferten die Sprechscheiben zusammenhängende Worte und Sätze. Offenbar war das Elektronengehirn inzwischen in der Lage, den authentischen Text richtig übersetzt vom Band abfahren zu lassen.
Louis überlegte sich später, daß das Schweigen der Menge ihn hätte warnen sollen. Doch die Haltung dieser menschenartigen Wesen verwirrte ihn. Die Menge stand im Halbkreis versammelt, und die vier Würdenträger hatten sich nebeneinander aufgebaut.
Der Mann mit der tätowierten Hand deutete nach Steuerbord. »Wir nennen diesen Berg die Faust Gottes. - Weshalb? - Nun, weshalb sollten wir ihn nicht so nennen, Baumeister?«
Der hagere Wortführer hatte wohl den riesigen Berg gemeint, der sich jetzt hinter einem dichten Dunstschleier verborgen hielt. Louis hörte aufmerksam zu und speicherte die Angaben in seinem Gedächtnis, die ihm das Elektronengehirn der Liar lieferte. Allmählich zeichnete sich das Bild einer Dorfgemeinde ab, die in den Ruinen einer einstmals mächtigen Stadt hauste .
»Zugegeben, Zignamuclickclick ist nicht mehr so groß, wie es einmal gewesen ist. Doch unsere Wohnungen sind immer noch besser als das, was wir mit unseren Werkzeugen bauen könnten. Mag auch das Dach fehlen, so hält doch der Boden der Dachgeschosse bei einem Platzregen unsere Wohnungen trocken. Nachts brauchen wir in den Zimmern nicht zu frieren, und wenn ein Krieg ausbricht, läßt sich so ein Turm leicht verteidigen. Das Material brennt nicht so leicht!
Deswegen kehren wir an jedem Abend wieder zu unseren Wohnungen hier am Stadtrand zurück, obwohl wir tagsüber nur daußen auf den Feldern arbeiten, Baumeister. Warum sollen wir uns Hütten errichten, wenn die alten Häuser uns viel bessere Unterkünfte bieten?«
Zwei schrecklich anzusehende fremde Wesen und zwei bartlose Menschen von fast riesenhaftem Wuchs, die auf dem Rücken von Metallvögeln durch die Luft reisten und unverständliches Zeug von sich gaben, das dann aus runden Scheiben an ihren Handgelenken in verständlichen Worten zu ihnen sprach. Kein Wunder, daß die Eingeborenen sie für die Baumeister dieses Planeten hielten! Louis versuchte erst gar nicht, diesen Irrtum richtigzustellen. Eine Erklärung, woher sie kamen und was sie hier suchten, hätte Tage gedauert. Die Crew war hier gelandet, um zu lernen, nicht um die Eingeborenen zu belehren.
»Dieser Turm, o Baumeister, ist der Sitz unserer Regierung. Wir herrschen hier über mehr als tausend Leute. Könnten wir uns einen besseren Palast bauen? Unmöglich, Baumeister. Wir haben die oberen Stockwerke mit Geröll gefüllt, damit sie besser die Wärme speichern. Und wenn wir angegriffen werden, verwenden wir die Steine als
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