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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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den Weiden am Flußufer hinüber und wünschte sich innerlich den gleichmäßigen Rhythmus der hängenden Zweige, die sanft im Wind hin- und herschwangen. Der Graf erzählte eine lange Geschichte von der zweiten Heirat seiner Tochter mit einem jungen Mann aus einer Adelsfamilie, der wegen seiner Ehe mit einer Frau, die schon einmal verheiratet gewesen war, eine Zeitlang von seinen Bologneser Verwandten von seinem Erbe ausgeschlossen war. Tom hörte kaum zu; er dachte darüber nach, wie er Murchison beseitigen konnte. Sollte er es riskieren, ihn irgendwo in einen Fluß zu werfen? Brachte er ihn überhaupt über ein Brückengeländer? Und dann noch die Steine zum Beschweren? Und alles, ohne daß ihn jemand sah? Wenn er ihn einfach zum Ufer hinunterschleppte, konnte er dann sicher sein, daß der Körper tief genug sank, selbst wenn man ihn mit Steinen beschwerte? Ein leichter Regen setzte ein. Das würde das Umgraben erleichtern. Vielleicht war der Wald hinter dem Haus doch die beste Lösung.
Als sie am Bahnhof in Melun ankamen, waren es nur noch zehn Minuten bis zur Abfahrt des Zuges nach Paris. Sie verabschiedeten sich herzlich; dann fuhr Tom zum nächsten tabac und kaufte mehr Briefmarken als notwendig, die er auf den Brief an Reeves´ Vertrauensmann klebte, damit nicht irgendein kleiner Postbeamter den Brief womöglich anhielt, weil fünf Centimes am Porto fehlten.
Tom erstand Petersilie für Mme. Annette. Persil auf Französisch, Petersilie auf Deutsch, prezzemolo auf Italienisch. Dann fuhr er nach Hause. Die Sonne sank. Ob wohl der Strahl einer Taschenlampe oder sonst irgendein Licht im Wald Mme. Annette auffallen würde, wenn sie aus ihrem Badezimmerfenster blickte, das auf den Hintergarten hinausging? Was würde sie tun – vielleicht in sein Zimmer hinaufkommen (und feststellen, daß er nicht da war), um ihm zu sagen, sie habe ein Licht im Wald gesehen? Soviel er wußte, kam nie jemand hier in den Wald, weder Ausflügler noch Pilzsammler. Er wollte aber doch lieber etwas tiefer hineingehen; dann sah sie das Licht vielleicht nicht.
Als er nach Hause kam, zog er wie unter einem Zwang sofort seine Arbeitshosen an und holte den Schubkarren aus dem Schuppen. Er schob den Karren nahe an die Steintreppe, die von der hinteren Terrasse in den Garten führte. Und da es immer noch nicht dunkel war, trottete er quer über den Rasen zurück zum Schuppen. Wenn Mme. Annette etwas merkte, wollte er sagen, er habe vor, im Wald einen Komposthaufen zu machen.
Mme. Annette hatte Licht in ihrem Badezimmer, das sah man durch das Milchglasfenster. Wahrscheinlich nahm sie gerade ihr Bad; das tat sie gewöhnlich um diese Zeit, wenn in der Küche nicht allzuviel zu tun war. Tom holte eine vierzinkige Forke aus dem Schuppen und ging damit in den Wald, auf der Suche nach einem passenden Platz. Er hätte gern jetzt noch mit dem Graben angefangen, das würde ihm Mut machen, wenn er dann morgen früh – sehr früh – die Sache hinter sich bringen mußte. Zwischen einigen schlanken Bäumen fand er einen Platz, der ihm geeignet erschien; hoffentlich stieß man hier beim Graben auf nicht allzu viele starke Wurzeln. In der Dämmerung fand Tom, dies sei wohl der beste Platz, obwohl er nur knapp achtzig Meter vom Waldrand entfernt war, wo sein Rasen begann. Tom stieß die Forke kräftig in die Erde und fing mit dem Umgraben an. Die Arbeit erleichterte ihn; er wurde einen Teil der nervösen Energie los, die ihm den ganzen Tag zu schaffen gemacht hatte.
Jetzt erstmal die Abfälle, dachte er und hielt keuchend inne. Er mußte laut lachen, als er den Kopf hob, um Luft zu holen. Sollte er erst die Kartoffelschalen und Obstabfälle aus dem Mülleimer holen und das alles zusammen mit Murchison eingraben? Und dann einen tüchtigen Schub von dem Pulver zum Verrotten? Ein Sack von dem Zeug stand in der Küche.
Nun war es schon fast dunkel.
Tom brachte die Forke zurück in den Schuppen, und als er sah, daß Mme. Annette immer noch Licht hatte im Badezimmer – es war auch erst sieben –, stieg er in den Keller hinunter. Jetzt hatte er mehr Mut, Murchison oder ›das Ding‹ wie er´s nannte, anzufassen, und er griff sofort in die Innentasche seines Jacketts, um nach dem Flugticket und dem Paß zu sehen. Er fand nur eine Brieftasche, aus der zwei Geschäftskarten herausfielen. Tom zögerte, dann steckte er die Karten wieder hinein und schob die Brieftasche an den alten Platz zurück. In einer Seitentasche fand sich ein Schlüssel an einem Ring, den er

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