Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
Vom Netzwerk:
ich halte viel von ihm. Und ich weiß, er mag kein Aufsehen, keine Publicity. Ich dachte – wenn das alles vorüber ist, dann werd ich ihn vielleicht aufsuchen, bevor er nach Mexiko zurückfährt.«
Webster lachte und schlug sich auf den Schenkel. »Also, wenn Sie ihn finden, müssen Sie uns sagen, wo er ist. Wir würden uns gern mal mit ihm unterhalten wegen der Frage der Fälschungen. Mit Mr. Banbury und Mr. Constant habe ich gesprochen; die haben auch ›Die Uhr‹ gesehen und sagen, das Bild sei echt, aber das würden sie wohl auf jeden Fall behaupten« – mit einem lächelnden Seitenblick auf Tom –, »denn sie haben das Bild ja verkauft. Sie behaupten auch, Derwatt habe es vorbehaltlos als sein Bild anerkannt. Aber schließlich habe ich dafür jetzt Constants Aussage, Murchison finden kann. Es wäre ganz interessant, wenn Derwatt das Bild nicht anerkannt oder Zweifel geäußert hätte, dann wäre – ach was, ich bin nicht dazu da, um mysteriöse Geschichten zu schreiben oder auszudenken.« Webster lachte herzlich, wobei die Mundwinkel lustig nach oben gingen, und er rollte ein Stückchen auf dem Sofa entlang. Das Lachen war offen und ansteckend, trotz der reichlich großen und etwas verfärbten Zähne. Tom wußte, was Webster hatte sagen wollen: Dann wäre es für die beiden Buckmaster-Leute das Gegebene gewesen, Derwatt irgendwo einzuschließen oder von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Und ebenso Murchison. Er sah Webster an und sagte: »Aber Mr. Murchison hat mir doch erzählt von seiner Unterhaltung mit Derwatt. Er sagte, Derwatt habe das Bild anerkannt. Was Mr. Murchison immer noch wurmte, war der Gedanke, Derwatt könne vielleicht vergessen haben, daß er es gemalt hat. Oder vielleicht müßte ich sagen: daß er es nicht gemalt hat. Aber Derwatt hat sich ja anscheinend daran erinnert.« Jetzt lachte Tom ebenfalls.
Webster sah Tom an, zuckte mit den Wimpern und auch nur Mr. Banbury und Mr. da ich weder Derwatt noch schwieg höflich. Es war, als habe er gesagt: ›Jetzt habe ich also auch noch Ihre Aussage. Wieviel sie wert ist, steht dahin.‹ Nach kurzer Pause sagte Webster: »Ich bin ziemlich sicher, daß irgend jemand aus irgendeinem Grunde es für ratsam hielt, Thomas Murchison verschwinden zu lassen. Was kann ich auch sonst annehmen?« Höflich übersetzte er das Gesagte für Mme. Annette. Sie sagte: »Tiens!«, und Tom spürte ihren frisson des Schreckens, obwohl er sie nicht ansah.
Webster ahnte zum Glück nichts davon, daß er Jeff und Ed kannte. Eigentlich komisch, daß er nicht direkt danach fragte. Oder ob Jeff und Ed ihm bereits gesagt hatten, daß sie Tom Ripley flüchtig kannten, denn er hatte ja zwei Bilder von ihnen gekauft? »Mme. Annette, ob Sie uns wohl eine Tasse Kaffee machen würden? Trinken Sie auch Kaffee, Inspektor, oder lieber etwas anderes?«
»Ich habe einen Dubonnet auf Ihrem Barwagen stehen sehen. Ob ich davon ein Gläschen haben könnte, mit etwas Eis und einem Stück Zitronenschale, wenn das nicht zuviel Mühe ist?«
Tom gab die Bitte an Mme. Annette weiter. Niemand wollte Kaffee. Chris stand gegen einen Stuhl bei der Glastür gelehnt; er wollte gar nichts. Er schien hingerissen von dem, was da vor sich ging.
»Wie kam eigentlich Murchison auf den Verdacht, sein Bild könne gefälscht sein?« fragte Webster.
Tom stieß einen nachdenklichen Seufzer aus. Die Frage war an ihn gerichtet. »Ach – er sagte etwas von dem Geist des Bildes. Und dann auch der Pinselstrich«, sagte er. Alles recht vage.
»Ich bin fest überzeugt«, sagte Bernard, »Derwatt würde eine Fälschung seiner Bilder niemals dulden. Ganz ausgeschlossen. Wenn er ›Die Uhr‹ für eine Fälschung hielte, so hätte er das sofort gesagt und auch ohne Zögern gemeldet – ich weiß nicht wem, wahrscheinlich der Polizei.«
»Oder den Leuten von der Galerie Buckmaster«, meinte der Inspektor.
»Ja«, sagte Bernard fest. Er stand plötzlich auf und sagte: »Würden Sie mich einen Augenblick entschuldigen?« Er ging zur Treppe. Mme. Annette kam und brachte den Drink für Webster.
Bernard kam wieder herunter mit einem dicken braunen abgewetzten Notizbuch, in dem er suchend blätterte, als er jetzt durchs Zimmer kam. »Wenn Sie etwas über Derwatt erfahren möchten – ich habe mir hier einiges aus seinen Tagebüchern abgeschrieben. Sie waren in einem Koffer in London, als er nach Griechenland ging, und ich hatte sie mir eine Weile ausgeborgt. Sie handeln hauptsächlich von Malerei, von den Schwierigkeiten,

Weitere Kostenlose Bücher