Ripley Under Ground
aus.
Heloise sicher nicht, dachte Tom. Heloise war zwar einem Flirt nicht immer abgeneigt, aber Tom war ganz sicher, daß sie seit ihrer Heirat mit keinem anderen ins Bett gegangen war. Gott sei Dank nicht mit Zeppo, diesem Gorilla. So etwas lag ihr absolut nicht. Andererseits . . . es hörte sich zwar widerlich an, wie Zeppo die Frauen behandelte; aber insgeheim dachte Tom – was er niemals einer Frau zu sagen gewagt hätte –, daß Frauen, die sich so etwas von Anfang an gefallen ließen, um ein Brillantarmband oder eine Villa im Süden Frankreichs zu ergattern, keinen Grund hatten, sich später über die Behandlung zu beschweren. Heloise schien sich da unten hauptsächlich über die Eifersucht einer Dame Norita geärgert zu haben, weil ein gewisser männlicher Gast auf der Jacht Heloise einige Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Tom ließ den ganzen Klatsch an sich vorüberrauschen, ohne viel zuzuhören. Er überlegte, wie er Heloise einiges von dem, was er auf dem Herzen hatte, erzählen sollte, ohne sie zu beunruhigen.
Außerdem erwartete er jeden Augenblick, daß Bernards lange magere Gestalt an der Tür auftauchte. Er ging langsam im Zimmer auf und ab und warf bei jeder Wendung einen Blick auf die Haustür. »Du, ich bin nach London gefahren.«
»Ja –? Wie war´s denn?«
»Ich hab dir was mitgebracht.« Er lief – sein Fuß war schon viel besser – schnell nach oben und kam mit der Carnaby-Hose zurück, die Heloise gleich im Eßzimmer anprobierte. Sie paßte gut.
»Himmlisch!« sagte sie und fiel ihm mit einem Kuß um den Hals.
»Ich hatte jemand mit hergebracht – einen Mann. Er hieß Thomas Murchison.« Jetzt hatte Tom den Anfang gefunden. Er berichtete, was geschehen war.
Heloise hatte von dem Verschwinden des Amerikaners noch nichts gehört. Tom erklärte ihr, daß Murchison ›Die Uhr‹ für eine Fälschung gehalten habe, und sagte, er selbst sei überzeugt, daß da keinerlei Betrugsmanöver mit den Derwattschen Bildern vorlag; er habe also, genau wie die Polizei, auch keine Erklärung für Murchisons Verschwinden. Heloise hatte ebensowenig Ahnung von den Fälschungen wie von den Einkünften, die Tom aus der Firma Derwatt Ltd. bezog: etwa 12 000 Dollar jährlich, das war der gleiche Betrag wie das Einkommen aus den Aktien, die er von Dickie Greenleaf erhalten hatte. Heloise interessierte sich zwar für Geld, aber nicht besonders für seine Herkunft. Der Haushalt wurde etwa je zur Hälfte von Toms Einkünften und von dem Geld bestritten, das sie von ihrer Familie erhielt, aber das hatte sie niemals Tom vorgehalten; er wußte auch, es war ihr völlig egal, und das schätzte er an ihr. Er hatte ihr mal erzählt, er habe vor Jahren Derwatt Ltd. bei der Organisation und Einrichtung des Geschäftes geholfen, lange bevor er und Heloise sich kennenlernten, und deshalb habe die Firma darauf bestanden, ihn mit einem kleinen Prozentsatz am laufenden Gewinn zu beteiligen. Das Geld wurde ihm entweder überwiesen oder von der New Yorker Firma verwaltet, die den Vertrieb der Derwatt-Zeichenartikel übernommen hatte. Ein Teil des Geldes wurde in New York angelegt, den Rest ließ sich Tom in französischem Geld in Frankreich auszahlen.
Der Leiter der Zeichenartikel-Filiale – zufällig auch ein Grieche – wußte, daß Derwatt nicht existierte und daß die Bilder nachgeahmt wurden.
»Noch etwas«, fuhr Tom dann fort. »Ich hatte noch einen Gast, Bernard Tufts, ich glaube, du hast ihn nie kennengelernt. Er war ein paar Tage hier, und heute nachmittag ist er offenbar weggegangen – mit seinen Sachen. Ich habe keine Ahnung, ob er noch mal wiederkommt oder nicht.«
»Bernard Tufts? Ein Engländer?«
»Ja. Ich kenne ihn auch nicht sehr gut. Er ist mit Bekannten von mir befreundet. Er ist Maler, weißt du, und im Augenblick ist er ein bißchen down, irgendwas war mit seiner Freundin los. Wahrscheinlich ist er nach Paris gefahren. Aber ich wollt´s dir doch erzählen, falls er zurückkommt.« Tom lachte. Eigentlich war er jetzt schon überzeugt, daß Bernard nicht wiederkam. Ob er vielleicht ein Taxi nach Orly genommen und dort einfach das nächste Flugzeug nach London bestiegen hatte? »Und dann – noch etwas: morgen abend sind wir zum Essen bei Berthelins eingeladen. Sie werden sich riesig freuen, daß du wieder da bist! Ach ja, das habe ich fast vergessen, es war ja noch ein Gast hier: Christopher Greenleaf, ein Vetter von Dickie. Der hat hier zwei Nächte geschlafen. Das hatte ich dir auch geschrieben – hast du
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