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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Glas Wein zu mir in mein Hotel kommen wolle (oho!), was sie auch tat. Gerald war zwar bei mir, aber manchmal ist er ja taktvoll; er verschwand also. Ich ging zuerst nach oben, und Valerie kam bald hinterher; sie hatte das so gewollt, obgleich der Empfang unten wahrscheinlich gar nichts dagegen gehabt hätte. Sie wollte sich gern waschen, und ich sagte, ein Bad hätte ich nicht, nur ein Waschbecken, und erbot mich, solange das Zimmer zu verlassen. Als ich dann wieder klopfte, fragte sie, ob es nicht ein Badezimmer mit einer Wanne gäbe. Ich sagte, doch, natürlich, bloß müßte ich erst den Schlüssel besorgen, was ich auch tat. Dann verschwand sie mindestens fünfzehn Minuten im Badezimmer, und als sie zurückkam, mußte ich noch mal aus dem Zimmer gehen, weil sie sich wieder waschen wollte; ich konnte mir nicht vorstellen, was sie jetzt eigentlich immer noch zu waschen hatte. Ich ging nach unten und wartete draußen auf dem Gehweg. Als ich wieder raufkam, war sie weg und das Zimmer war leer. Ich habe sie überall gesucht, oben und unten in der Halle, aber sie war verschwunden. Glatt aus meinem Leben herausgewaschen, dachte ich. Vielleicht habe ich mich nicht richtig verhalten. Na, ein andermal werde ich´s besser machen!
Als nächstes werde ich vielleicht mit Gerald nach Rom fahren . . .
    Tom blickte aus dem Fenster. »Wann die wohl fertig werden da draußen? Ach, da kommen sie ja. Sieh mal, wie sie mit den Schaufeln schwingen.«
    Tom nahm gemächlich Platz auf dem gelben Sofa. Die Franzosen klopften ans Fenster, und Tom winkte ihnen hereinzukommen, dann sprang er auf und öffnete die Glastür.
    »Nichts war in der Grube, bis auf dieses hier«, sagte Commissaire Delaunay und hielt eine kleine Münze in die Höhe: ein goldfarbenes Zwanzig-Centimes-Stück. »Neunzehnhundertfünfundsechzig datiert«, fügte er lächelnd hinzu.
    Auch Tom verzog den Mund zu einem Lächeln. »Drollig, daß Sie das gefunden haben.«
»Unser Tagesschatz für heute«, meinte Delaunay und steckte die Münze ein. »Ja, das Loch da ist also ganz kürzlich gegraben worden. Sehr merkwürdig – genau groß genug für eine Leiche, aber keine Leiche drin. Sie haben niemanden dort umgraben sehen in der letzten Zeit, nein?«
»Nein, bestimmt nicht. Aber von hier aus kann man die Stelle nicht sehen. Die Bäume sind dazwischen.«
Er ging in die Küche, um Mme. Annette etwas zu sagen, aber sie war nicht da. Wahrscheinlich machte sie Besorgungen, und das dauerte zweifellos heute länger als sonst, denn sie würde sicher mehreren Bekannten von den Polizisten berichten, die das Haus nach Mr. Murchison –»Sie wissen doch, sein Bild war in der Zeitung!« – durchsuchten. Tom stellte Bier und eine Flasche Wein auf ein Tablett und brachte es ins Wohnzimmer. Die französischen Beamten unterhielten sich mit Bernard über Malerei.
»Kommt es vor, daß irgend jemand sich da im Wald zu schaffen macht?« fragte Delaunay, als Tom eintrat.
»Doch, ja, ab und zu kommt mal ein Bauer und holt sich Holz«, erwiderte Tom. »Aber ich sehe selten jemand auf dem kleinen Weg dort.«
»Und in der letzten Zeit, haben Sie da jemanden gesehen?«
Tom dachte nach. »Nein, ich wüßte nicht.«
Die Beamten verabschiedeten sich. Einiges hatten sie immerhin festgestellt: das Telefon war in Ordnung; die femme de ménage war aus, um Besorgungen zu machen (Tom sagte, sie fänden sie vielleicht im Dorf, wenn sie sie sprechen wollten); Heloise war zu ihren Eltern nach Chantilly gefahren. Aber Delaunay hatte nicht mal nach der Adresse gefragt.
»Ich möchte die Fenster aufmachen«, sagte Tom, als sie fort waren. Er öffnete die vordere Haustür und die Glastür zum Garten. Bernard machte die Zugluft nichts aus.
»Ich will mir mal ansehen, was sie da draußen gemacht haben«, sagte Tom und ging über den Rasen auf den Wald zu. Was für eine Erlösung, daß die Hüter des Gesetzes aus dem Hause waren!
Sie hatten das Loch wieder zugeschaufelt. Man sah noch die kleine Erhöhung aus rotbrauner Erde, aber es war alles ordentlich geglättet. Er ging ins Haus zurück und dachte: Wie viele solcher Gespräche, Wiederholungen, Fragen kann ich noch aushalten? Für eins sollte er vielleicht dankbar sein: Bernard erging sich nicht in Selbstmitleid – er klagte ihn an. Das wenigstens war ein aktiver und positiver Entschluß.
»Also«, sagte er und trat ins Wohnzimmer, »saubere Arbeit haben sie geleistet, das muß man ihnen lassen. Und dafür zwanzig Centimes verdient. Am besten wär´s wohl, wir

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