Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
Vom Netzwerk:
einmischen muß. Cynthia kann ihn einfach benutzen, verstehst du? Und genau das tut sie.«
    Ein Taxi zur Old Bond Street, zu dem in gedämpftes Licht getauchten Schaufenster der Galerie Buckmaster mit seinem Rahmen aus Messing und dunklem Holz. Tom fiel auf, daß die schöne alte Tür noch mit einem glänzenden Messingknauf versehen war. Im Fenster standen zwei Topfpalmen beiderseits eines alten Gemäldes und verbargen einen Großteil des Raumes dahinter.
    Der Mann namens Nick Hall, der Tom als um die Dreißig beschrieben worden war, redete gerade mit einem älteren Mann. Nick hatte glattes schwarzes Haar, war eher stämmig und schien die Arme gern vor der Brust zu verschränken.
    An der Wand sah Tom moderne Malerei – Bilder, die er durchschnittlich fand: kein Gesamtwerk eines Malers, sondern eine Auswahl verschiedener Künstler. Tom und Ed standen abseits, bis Nick seine Unterhaltung mit dem älteren Herrn beendet hatte. Nick gab dem Mann eine Visitenkarte, worauf dieser ging. Offenbar war sonst zur Zeit niemand in der Galerie.
    »Guten Tag, Mr.   Banbury.« Nick trat lächelnd vor, zeigte diese kleinen, ebenmäßigen Zähne, die Tom nicht ausstehen konnte. Wenigstens wirkte er aufrichtig. Und er kannte Ed anscheinend gut, was darauf schließen ließ, daß die beiden engen Kontakt hielten.
    »Tag, Nick. Darf ich vorstellen: Tom Ripley, ein Freund. Nick Hall.«
    »Freut mich sehr, Sir.« Wieder lächelte Nick, reichte ihm nicht die Hand, deutete aber eine Verbeugung an.
    »Mr.   Ripley ist nur für ein paar Tage hier – er wollte vorbeischauen, Sie kennenlernen und sich vielleicht das eine oder andere interessante Bild ansehen.«
    Ed gab sich locker, Tom ebenfalls. Anscheinend hatte Nick seinen Namen noch nie gehört. Gut so. Ganz anders (und viel sicherer) als beim letztenmal, als ein Schwuler – Leonard hieß der Kerl, wenn er sich recht erinnerte – Nicks Stellung innegehabt hatte und in alles eingeweiht gewesen war: Er hatte gewußt, daß Tom sich als Derwatt ausgeben und hier in der Galerie, in einem Hinterzimmer, eine Pressekonferenz abhalten würde.
    Tom und Ed schlenderten in den Raum nebenan und betrachteten die Landschaftsbilder an den Wänden, die an Corot erinnerten. Hier lehnten auch ein paar Gemälde an einer Wand hinten in der Ecke, und noch mehr lagerten, das wußte Tom, im Hinterzimmer jenseits der Tür mit den Farbflecken, dort, wo die Pressekonferenz stattgefunden hatte (eigentlich waren es zwei gewesen), auf der er als Derwatt aufgetreten war.
    Außer Hörweite von Nick, der im vorderen Raum geblieben war, bat er Ed, Nick zu fragen, ob irgendwer in letzter Zeit Fragen nach den Derwatts gestellt habe. »Und dann würde ich gern einen Blick in das Gästebuch werfen – wer sich eingetragen hat.« David Pritchard sähe es ähnlich, sich mit Namen einzutragen. »Na ja, die Leute von der Galerie – ich meine Jeff und dich, die Besitzer – wissen ja, daß ich Derwatts mag, n’est-ce pas ?«
    Ed ging fragen.
    »Zur Zeit haben wir sechs Derwatts hier.« Nick stand kerzengerade da in seinem gutgeschnittenen grauen Anzug, als erwartete er, dem Besucher ein Bild zu verkaufen. »Natürlich, jetzt erinnere ich mich an Sie, Sir. Hier entlang.«
    Er zeigte die Derwatts, die er auf einem Stuhl gegen die Lehne stellte.
    Die Gemälde stammten alle von Bernard Tufts; zwei kannte Tom, vier andere nicht. Katze am Nachmittag gefiel ihm am besten: eine nahezu abstrakte Komposition in warmem Rotbraun; die orangeweiß gestreifte Katze fand man erst auf den zweiten Blick. Sie schlief. Dann Bahnhof Nirgendwo, ein wunderbares Bild, blau, beige und dunkelbraun gefleckt, mit einem kreideweißen Gebäude im Hintergrund, das dennoch dreckig wirkte, dem Bahnhof vermutlich. Dann wieder Menschen: Streitende Schwestern, ein typischer Derwatt, wenn auch ein Tufts, wie Tom an dem Datum erkannte – das Porträt zweier Frauen, die einander gegenüberstanden, die Münder weit aufgerissen. Derwatts mehrfach schattierte Konturen vermittelten das Gefühl von Bewegung, von lautem Geschrei, und die roten Farbspritzer – eine Lieblingstechnik des Malers, die Bernard kopiert hatte – suggerierten Wut, Kratzer von Fingernägeln vielleicht, das Blut aus solchen Wunden.
    »Und was verlangen Sie dafür?«
    »Für die Schwestern ? An die dreihunderttausend, glaube ich, Sir. Pfund. Ich könnte nachsehen. Aber wenn ein Verkauf ansteht, muß ich den einen oder anderen Kunden in Kenntnis setzen. Das Bild ist beliebt.« Nick lächelte schon

Weitere Kostenlose Bücher