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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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»Seltsam, nicht, sich in der boulangerie die Tränen wegzuwischen?«
    »Allerdings! Und traurig.«
    Agnès Grais setzte Tom an der Stelle ab, die er spontan vorgeschlagen hatte: vor dem Aigle Noir. Der Portier, der die Stufen herab über die Terrasse kam, mochte Tom vom Sehen kennen (oder auch nicht, da Tom nur das Restaurant und die Bar besuchte); dennoch bemühte er sich, Tom ein Taxi zu rufen, das bereit war, ihn nach Roissy zu fahren. Tom gab ihm ein Trinkgeld dafür.
    Der Flug kam ihm kurz vor, dann saß Tom schon in einem zweiten Taxi, das links fuhr, in Richtung London, zu seinen Füßen die Plastiktüte mit dem Pernod für Ed und einer Stange Gauloises. Durch das Fenster sah er rote Backsteinbauten, Fabriken und Lagerhäuser, riesige Firmenschilder – das verhieß nichts von der ungezwungenen Nähe und Wärme, die Tom mit den Besuchen bei seinen Londoner Freunden verband. In seinem Umschlag » GB /England«, der in einer Schublade in seiner Marinekommode lag, wo er Restbestände ausländischen Geldes aufbewahrte, hatte Tom mehr als zweihundert Pfund in bar gefunden, dazu etliche Reiseschecks, ebenfalls in britischen Pfund.
    »Und bitte sehen Sie sich vor in Seven Dials«, sagte er zu dem Fahrer, höflich, doch hörbar besorgt. »Falls Sie da langfahren.« Ed hatte ihn gewarnt, Taxifahrer könnten in dem Viertel falsch abbiegen, was womöglich verhängnisvoll wäre. Eds Mietshaus – alt, aber renoviert, wie er gesagt hatte – lag in der Bedfordbury Street, einer fast altmodisch-anheimelnden Straße, sah Tom, als das Taxi sie erreichte. Er zahlte.
    Wie versprochen, war Ed zu Hause, und gerade als er auf den Türsummer drückte, nachdem er über die Gegensprechanlage Toms Stimme erkannt hatte, krachte ein Donnerschlag, der Tom erzittern ließ. Als er dann die zweite Tür zum Treppenhaus öffnete, hörte er das Prasseln des Wolkenbruchs.
    »Kein Lift«, sagte Ed, über das Geländer gebeugt, und kam herunter. »Zweiter Stock.«
    »Hallo, Ed.« Tom flüsterte fast. Er sprach ungern laut, wenn auf jeder Etage in zwei Wohnungen Lauscher sitzen konnten. Ed nahm die Plastiktüte. Das Holzgeländer war auf Hochglanz poliert, die weißen Wände wirkten frisch gestrichen, der Teppichboden war dunkelblau.
    Die Wohnung wirkte genauso neu und sauber wie das Foyer. Ed machte Tee, so wie sonst um diese Zeit, sagte er, und außerdem, weil es wie aus Eimern goß.
    »Hast du mit Jeff gesprochen?« fragte Tom.
    »O ja. Er will dich treffen. Heute abend vielleicht. Ich hab ihm gesagt, ich würde ihn anrufen, sobald du da bist und wir geredet haben.«
    Sie tranken Tee in dem Raum, wo Tom schlafen sollte – eine Art Bibliothek, die vom Wohnzimmer abging, mit einem Sofa, eigentlich ein breites Bett, das Ed durch eine Überdecke und ein paar Kissen in eine Couch verwandelt hatte. Tom berichtete in aller Kürze von Pritchards Aktivitäten in Tanger und schloß mit der befriedigenden Episode, die damit geendet hatte, daß der Mann bewußtlos auf dem Steinboden in La Haffa lag, einem beliebten Küstenort bei Tanger, wo man Tee trinken und kif rauchen konnte.
    »Seitdem hab ich ihn nicht mehr gesehen«, fuhr Tom fort. »Meine Frau ist noch da, mit einer Freundin aus Paris, Noëlle Hassler. Wahrscheinlich fliegen sie weiter nach Casablanca. Ich will nicht, daß er meiner Frau etwas antut, aber ich glaube auch nicht, daß er das versuchen wird. Hinter mir ist er her. Ich weiß nicht, was in dem Hirn dieses Hurensohns vorgeht.« Tom schlürfte seinen köstlichen Earl Grey. »Okay, vielleicht ist Pritchard ein Irrer. Aber was ich wissen will, ist: Was könnte Cynthia Gradnor ihm verraten haben? Gibt es da etwas Neues? Über den Mittelsmann etwa – diesen Freund von ihr, mit dem Pritchard bei dieser großen Party gesprochen hat, wo jeder kommen konnte?«
    »Ja. Wir haben seinen Namen: George Benton. Jeff hat ihn irgendwie herausbekommen. War nicht leicht. Über Fotos, die auf der fraglichen Feier gemacht wurden. Jeff mußte herumfragen, er war nicht mal selber auf dieser Party.«
    Das interessierte Tom: »Der Name stimmt, da bist du sicher? Lebt er in London?«
    »Beim Namen bin ich mir ziemlich sicher.« Ed schlug die schlanken Beine übereinander und runzelte die Stirn: »Im Telefonbuch haben wir drei Bentons gefunden, die es sein könnten. Gibt so viele davon, auch mit ›G.‹ davor – wir können sie ja nicht alle anrufen und fragen, ob sie Cynthia kennen…«
    Das mußte Tom zugeben. »Was mir Sorgen macht: Wie weit wird sie

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