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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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stand.
    »Oh, Monsieur Tomme ! Ich wußte nicht, wo Sie zu erreichen waren! Ich habe schlechte Nachrichten. Ma–«
    »Vraiment?« unterbrach Tom. Er runzelte die Stirn.
    »Madame Héloïse – man hat sie entführt!«
    Tom stöhnte auf. »Ist nicht wahr! Wer sagt das?«
    »Ein Mann mit einem amerikanischen Akzent hat angerufen, gegen vier heute nachmittag. Ich wußte nicht, was ich machen sollte. Er sagte nur das, dann legte er auf. Ich habe mit Madame Geneviève gesprochen. Sie meinte: ›Was kann die örtliche Polizei hier schon tun?‹ Und: ›Rufen Sie in Tanger an, sagen Sie Monsieur Tomme Bescheid‹, aber ich wußte doch nicht, wie ich Sie finden sollte.«
    Während sie weitersprach, preßte Tom die Augen fest zu und dachte: Die Lüge kam von Pritchard; der Mann hatte entdeckt, daß er nicht mehr in Tanger war, jedenfalls nicht mit seiner Frau, und beschlossen, noch mehr Ärger zu machen. Tom atmete tief durch und versuchte, mit einer Erklärung zu seiner Haushälterin durchzudringen.
    »Madame Annette, ich glaube, das ist nur ein Trick. Bitte machen Sie sich keine Sorgen. Madame Héloïse und ich haben das Hotel gewechselt – ich glaube, das sagte ich Ihnen schon. Madame wohnt jetzt im Hotel Rembrandt. Aber machen Sie sich deswegen bloß keinen Kopf. Ich werde meine Frau in ihrem Hotel anrufen – und ich wette, sie ist noch da!« Tom lachte ungezwungen. »Ein amerikanischer Akzent!« schnaubte er verächtlich. »Das kann wohl kaum ein Nordafrikaner sein, Madame, kein Polizist aus Tanger, der Sie korrekt informiert, oder?«
    Madame Annette mußte einräumen, daß er recht hatte.
    »Also, wie ist das Wetter? Hier regnet es.«
    »Rufen Sie mich an, Monsieur Tomme, wenn Sie wissen, wo Madame Héloïse steckt?«
    »Heute abend noch? In Ordnung.« Gelassen fuhr er fort: »Ich hoffe, ich erreiche sie heute. Dann melde ich mich.«
    »Zu jeder Zeit, Monsieur! Ich habe hier alle Türen und das große Tor sorgfältig verschlossen.«
    »Gut gemacht, Madame Annette!«
    Er legte auf, seufzte laut: »Uff!«, steckte die Hände in die Hosentaschen und begab sich zu seinen Freunden, die mit ihren Drinks in den Raum mit den Büchern gegangen waren. »Ich habe Neuigkeiten«, sagte Tom, der Vergnügen daran fand, diese Nachrichten, so schlecht sie auch waren, mit anderen teilen zu können, statt wie sonst in solchen Fällen alles für sich zu behalten. »Meine Haushälterin sagt, man hätte meine Frau entführt. In Tanger.«
    Jeff runzelte die Stirn: »Entführt? Du machst Witze.«
    »Nein. Ein Mann mit amerikanischem Akzent hat in Belle Ombre angerufen, sagte Madame Annette. Dann hat er aufgelegt. Ich bin sicher, das stimmt nicht. Typisch Pritchard – er macht Ärger, wo er nur kann.«
    »Was sollte man tun?« fragte Ed. »Ihr Hotel anrufen und herausfinden, ob sie dort ist?«
    »Genau.« Doch zuerst einmal steckte sich Tom eine Gitane an und genoß für einen Augenblick seinen Haß auf David Pritchard, auf jedes Pfund seines Körpers, selbst seine Nickelbrille und die vulgäre Armbanduhr. »Ja, ich werde das Rembrandt in Tanger anrufen. Meine Frau kehrt gewöhnlich zwischen sechs oder sieben auf ihr Zimmer zurück und zieht sich für den Abend um. Im Hotel wird man mir mindestens sagen können, ob sie dort gewesen ist.«
    »Klar. Tu das, Tom«, sagte Ed.
    Tom ging zurück zum Telefon neben Eds Schreibmaschine und zog sein Adreßbuch aus der Innentasche seines Jacketts. Er hatte sich die Nummer des Rembrandt mit der Vorwahl von Tanger aufgeschrieben. Hatte nicht jemand gesagt, drei Uhr morgens sei die beste Zeit, dort unten anzurufen? Dennoch versuchte er es jetzt schon. Sorgsam wählte er.
    Stille, dann klingelte es, dreimal kurz, was Anlaß zu der Hoffnung gab, daß etwas geschehen werde. Dann wieder Stille.
    Tom versuchte es über die Vermittlung. Er bat die Frau, den Anruf durchzustellen, und nannte Eds Nummer. Sie sagte ihm, er solle auflegen, und rief kurz darauf zurück: Sie versuche, Tanger zu erreichen. Die Frau von der Londoner Vermittlung gab irgendwem, dessen Stimme Tom kaum hören konnte, schnippische und gereizte Antworten, hatte aber auch kein Glück.
    »Sir, manchmal ist es um diese Zeit… Am besten versuchen Sie es später noch mal, viel später, in der Nacht.«
    Tom dankte ihr. »Nein«, erwiderte er auf ihre Frage, »jetzt muß ich gehen. Ich versuche es später selber noch einmal.«
    Dann ging er in das Bücherzimmer, wo Ed und Jeff sein Bett schon fast fertig bezogen hatten. »Kein Glück«, sagte er,

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