Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
Vom Netzwerk:
Das habe ich heute morgen von Geneviève erfahren, in der Bäckerei, und sie weiß es von Madame Hubert, der Frau des Elektrikers, der heute früh erst bei Madame Prichard zu tun hatte.«
    »Tatsächlich?« Respekt vor Madame Annettes Nachrichtendienst schwang in seiner Stimme mit. »Er kommt heute zurück?«
    »O ja, soviel ist sicher«, verkündete sie gelassen, als redete sie vom Sonnenuntergang.
    »Ich werde wieder anrufen, bevor – nun, bevor ich abreise, Madame Annette. Und Sie lassen es sich gutgehen, ja?« Er legte auf; ein Stoßseufzer entfuhr ihm.
    Tom beschloß, noch heute nach Hause zurückzukehren, deshalb war die nächste Aufgabe, den Rückflug nach Paris zu buchen. Er ging zu seinem Bett, fing an, es abzuziehen, dachte dann aber, er könnte wieder nach London kommen, bevor Ed den nächsten Gast empfing, und bezog es wieder so wie vorher.
    »Ich dachte, du hättest das Bett schon gemacht.« Ed betrat das Zimmer.
    Tom erklärte: »Der gute alte Prickhard kehrt heute nach Villeperce zurück. Also werde ich ihn als nächstes dort stellen. Und ihn, falls nötig, nach London locken, das…« Er schenkte Ed ein kurzes Lächeln, denn nun phantasierte er frei vor sich hin. »…viele Straßen hat, die dunkel sind in der Nacht, und wo Jack the Ripper ganz erfolgreich war, nicht? Was er –« Tom brach ab.
    »Was er was?«
    »Was Pritchard davon hätte, mich fertigzumachen, weiß ich nicht. Vermutlich sadistische Befriedigung. Oder was er davon hätte, die Murchison-Geschichte aufzudecken. Womöglich könnte er nämlich gar nichts beweisen, Ed. Aber für mich sähe das nicht gut aus. Andererseits – falls er es schafft, mich umzubringen, hätte er Héloïse als unglückliche Witwe vor Augen. Vielleicht würde sie nach Paris zurückgehen und dort leben – denn ich sehe sie nicht allein in Belle Ombre wohnen – oder gar einen anderen heiraten und in unserem Haus bleiben.«
    »Tom, Schluß mit den Hirngespinsten!«
    Tom streckte die Arme, um sich zu entspannen. »Ich verstehe durchgedrehte Leute nicht.« Aber Bernard Tufts hatte er durchaus verstanden, fiel ihm ein. Und bei Bernard hatte er den Kampf verloren, weil er den Selbstmord des Mannes nicht hatte verhindern können. »Und jetzt, Ed, kümmere ich mich um den Rückflug, wenn’s recht ist.«
    Tom rief Air France réservations an und erfuhr, daß auf der Mittagsmaschine 13   :   40 ab Heathrow noch Plätze frei waren. Das teilte er Ed mit.
    »Ich sattle mein Ränzel und gehe«, sagte Tom.
    Ed wollte sich gerade an die Schreibmaschine setzen; die Arbeit lag schon bereit. »Hoffentlich sehe ich dich bald wieder, Tom. Sehr gern auch hier. Ich werde an dich denken.«
    »Gibt es Zeichnungen von Derwatt zu kaufen? Ich hörte, sie wären prinzipiell unverkäuflich.«
    Banbury lächelte. »Wir warten noch ab. Doch für dich…«
    »Wie viele sind es? Und was kosten sie ungefähr?«
    »Rund fünfzig – von etwa zweitausend bis fünfzehntausend oder so. Manche stammen natürlich von Bernard Tufts. Bei guten Zeichnungen ist der Preis höher, der hängt nicht immer von der Größe ab.«
    »Ich würde den regulären Preis zahlen, versteht sich. Mit Freuden.«
    Ed mußte fast loslachen: »Wenn dir eine Zeichnung gefällt, Tom, dann steht sie dir zu, als Geschenk! Wer teilt sich schließlich und endlich den Gewinn? Wir alle drei!«
    »Kann sein, daß ich heute noch Zeit finde, bei der Galerie vorbeizuschauen. Hast du denn keine Zeichnung hier?« fragte Tom, als müsse er eine haben.
    »Im Schlafzimmer, wenn du mal sehen willst.«
    Sie gingen in den Raum am Ende des kurzen Flurs. Ed hob eine gerahmte Zeichnung hoch, die er mit dem Motiv nach innen gegen die Kommode gelehnt hatte: Schräge und senkrechte Striche mit Rötel und Kohle, die eine Staffelei zeigen mochten, dahinter, kaum größer, eine angedeutete Gestalt. Ein Tufts oder ein Derwatt?
    »Hübsch.« Tom kniff die Augen zu, öffnete sie wieder, trat einen Schritt vor. »Wie heißt sie?«
    »Staffelei im Atelier«, sagte Ed. »Ich liebe das warme Orangerot. Bloß diese zwei Linien hier deuten die Größe des Raumes an. Typisch.« Er fügte hinzu: »Ich hänge sie nicht immer auf, nur etwa die Hälfte des Jahres – so bleibt sie für mich frisch.«
    Die Zeichnung war etwa siebzig Zentimeter hoch, vielleicht fünfzig Zentimeter breit und passend gerahmt, grau und neutral.
    »Von Bernard?« fragte Tom.
    »Ein Derwatt. Habe sie vor Jahren gekauft, für einen Spottpreis. Ungefähr vierzig Pfund, glaube ich. Woher

Weitere Kostenlose Bücher