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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Solange wir allerdings unten sind, möchte ich, daß Sie sich alles genauestens ansehen. Den Zustand der alten Grubenhölzer, die Anzahl und Größe der Seitenstollen und was Ihnen sonst noch wichtig erscheint. Die Sohle des Schachtes ist immer noch dick mit Schlamm bedeckt; wir konzentrieren uns deshalb diesmal ausschließlich auf die Wände und die Eingänge zu den Nebentunnels.« Er hielt inne und rückte seinen Helm zurecht. »Okay. Und jetzt befestigen Sie Ihre Sicherungsseile an den Klettergurten. Es geht los.«
    Während jeder der Gruppe ein kurzes Seil einklickte, ging Neidelman von einem zum anderen und überprüfte, ob auch alle Karabiner richtig eingehakt waren.
    »Ich komme mir vor wie ein gottverdammter Telefonreparateur«, maulte Wopner.
    Hatch musterte den Programmierer, dem neben seiner Tasche mit piezoelektrischen Sensoren auch zwei Palmtop-Computer am Gürtel baumelten.
    »Also ich finde, Sie sehen zum erstenmal wie ein richtiger Mann aus«, meinte Bonterre neckisch.
    Inzwischen hatten sich fast alle auf der Insel beschäftigten Mitarbeiter von Thalassa am Geländer um den Schacht versammelt. Als Neidelman sich in Bewegung setzte, brachen sie in Hochrufe aus. Als Hatch die freudig erregten Gesichter sah, wußte er, daß der entscheidende Augenblick, auf den sie alle ihn selbst mit eingeschlossen - gewartet hatten, jetzt gekommen war. Bonterre hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht, und selbst Wopner schien von der wachsenden Begeisterung erfaßt worden zu sein, denn er hakte mit einer selbstgefälligen Geste die Daumen in die Brustgurte seines Sicherheitsgeschirrs.
    Neidelman sah sich noch einmal um und winkte den Leuten auf der Plattform zu. Dann trat er an den Rand der Grube, hängte seine Sicherungsleine an der Leiter fest und begann mit dem Abstieg.

29
    Hatch stieg als letzter der Gruppe in den Schacht ein. Er sah, daß sich die anderen bereits auf einer Strecke von etwa sieben Höhenmetern unter ihm auf der Leiter verteilt hatten. Die Strahlen ihrer Helmlampen tanzten über die Schachtwände, während sie Sprosse für Sprosse nach unten kletterten. Nach einigen Metern verspürte Hatch einen leichten Anflug von Höhenangst und blickte nach oben, wobei er sich fest an die Leiter klammerte. Die Konstruktion, das wußte er, war bombenfest verankert, und selbst wenn er den Halt verlieren sollte, würde ihn sein Sicherungsseil vor einem Absturz bewahren.
    Als die Gruppe langsam in der Tiefe verschwand, senkte sich ein gespanntes Schweigen über sie und die Mannschaft im und um den Orthanc, die das Unternehmen per Video mitverfolgte. Das unaufhörliche Knistern und Knarzen aus dem sich setzenden Schacht hörte sich fast so an, als krabbelte auf dem Boden der Grube unsichtbares Meeresgetier herum. Hatch kam an der ersten Reihe von Elektro-und Netzwerksteckdosen vorbei, die in Abständen von drei Metern an der Leiter befestigt waren.
    »Alles in Ordnung?« fragte Neidelman über die Gegensprechanlage, was von allen Teilnehmern des Erkundungstrupps bejaht wurde.
    »Wie sieht es bei Ihnen aus, Dr. Magnusen?« wollte Neidelman wissen.
    »Alle Anzeigen reagieren normal«, ließ sich die Stimme der Ingenieurin, die am Kontrollpult im Orthanc saß, vernehmen. »Sämtliche Werte im grünen Bereich.« »Dr. Rankin?«
    »Kein Ausschlag auf meinen Geräten, Sir. Weder seismische Störungen noch magnetische Anomalien feststellbar.«
    »Mr. Streeter?«
    »Alle Funktionen der Leiterkonstruktion normal«, lautete die lakonische Antwort.
    »Sehr gut«, sagte Neidelman, wieder an die Gruppe gewandt. »Wir steigen jetzt bis zur Fünfzehn-Meter-Plattform hinunter, wo wir eine kurze Pause einlegen werden. Auf dem Weg dorthin setzen wir die nötigen Sensoren. Achten Sie darauf, daß Sie sich mit Ihren Sicherungsseilen nicht in den Querbalken verfangen. Und halten Sie die Augen offen. Wenn Sie irgend etwas Seltsames bemerken, verständigen Sie mich sofort.«
    »Machen Sie Witze?« fragte Wopner. »Dieser ganze Schacht ist seltsam.«
    Während er den anderen folgte, hatte Hatch das Gefühl, als sinke er langsam in tiefes, brackiges Wasser hinab. Die Luft war klamm und kalt und erfüllt von einem penetranten Modergestank. Sein Atem bildete dichte Dampfwolken, die sich in der feuchten Luft nur langsam auflösten. Hatch leuchtete mit dem Strahl seiner Helmlampe die Wände der Grube ab. Er befand sich jetzt in der Zone, in der bis vor kurzem noch zweimal täglich das Wasser im Rhythmus der Gezeiten gestiegen und gefallen

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