Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
grinsend auf Neidelman zu. »Hey, Käpt'n«, sagte er, »ich weiß, wo man ganz tolle Klobrillen für sechshundert Dollar das Stück kaufen kann. Wo Sie doch so auf Qualität stehen…«
    Neidelman lächelte. »Freut mich, daß sich Ihre Laune wieder gebessert hat, Mr. Wopner. Und jetzt lassen Sie uns an die Arbeit gehen.«
    Er wandte sich an die Gruppe. »Unsere wichtigste Aufgabe für heute ist das Anbringen der piezoelektrischen Sensoren an den Holzbalken und Verstrebungen der Grube.« Er nahm einen der Sensoren aus seiner Tasche und ließ ihn herumgehen. Er bestand aus einem kleinen Metallstreifen, auf dem in der Mitte ein in harten, durchsichtigen Kunststoff eingegossener Gomputerchip befestigt war. An beiden Enden des Streifens stand in rechtem Winkel ein etwa ein Zentimeter langer Nagel ab. »Schlagen oder drücken Sie diese Nägel ins Holz der Balken«, sagte Neidelman. »Mr. Wopner wird sie dann mit seinem Palmtop-Computer kalibrieren und betriebsbereit machen.«
    Während Neidelmans Erklärungen war einer von Streeters Männern an Hatch herangetreten und hatte ihm einen Klettergurt angelegt. Nun reichte er ihm einen Helm und zeigte ihm, wie die daran angebrachte Sprechanlage und die Halogenlampe funktionierten. Schließlich bekam er noch eine Umhängetasche mit den piezoelektrischen Sensoren.
    Hatch hängte sich seine Bereitschaftstasche über die andere Schulter. Er sah, wie Neidelman ihn an das Geländer vor dem Schacht winkte. »Magnusen, schalten Sie die Stromversorgung der Leiter wieder an«, sagte Neidelman über die Sprechanlage.
    Kurz darauf flammten die Lampen an den Sprossen der Leiter auf und tauchten die gesamte Wassergrube bis hinab in die Tiefe in ein gleißendes gelbes Licht. Hatch mutete diese metallisch glänzende Leiter mit den Leuchtsprossen wie der Einstieg zur Hölle an.
    Zum erstenmal konnte Hatch sehen, wie die Wassergrube wirklich ausschaute: Ihr Querschnitt war ein unregelmäßiges Quadrat, dessen Diagonale etwa drei Meter maß. Alle vier Wände waren mit schweren. Brettern verschalt, die an den Ecken in dicken, vertikalen Holzpfosten verzapft waren. Alle drei Höhenmeter wurden die Schachtwände von etwas weniger massiven, sich in seiner Mitte kreuzenden horizontalen Balken gegeneinander abgestützt. Hatch fiel auf, wie sorgfältig die ganze Konstruktion ausgekugelt war. Macallan schien sie für die Ewigkeit entworfen zu haben und nicht bloß für die paar Jahre, bis Ockham zurückkommen und seinen Schatz wieder herausholen wollte.
    Während er auf die nach unten verschwindenden Lichter starrte, konnte Hatch es fast körperlich spüren, wie tief dieser Schacht war. Aufgrund der perspektivischen Verzerrung schienen seine Wände in einem einzigen schwarzen Punkt zusammenzulaufen, in dem die Lichter der Leiter so klein wie leuchtende Stecknadelköpfe wurden. Und aus der Tiefe drangen knackende, tickende und tropfende Geräusche herauf, die zusammen mit einem unidentifizierbarem Flüstern und Stöhnen fast den Eindruck erweckten, als wäre der Schacht lebendig.
    Ein aus der Ferne kommendes Donnergrollen rollte über die Insel, und eine plötzliche Bö drückte das Riedgras rings um den Orthanc zu Boden. Gleich darauf begann ein starker Regen auf die Natur und die von Menschenhand geschaffenen Einrichtungen niederzuprasseln. Hatch stand halb geschützt unter dem Bauch des Orthanc und dachte daran, daß er in ein paar Minuten wie selbstverständlich über diese Leiter hinunter in die Grube steigen würde. Abermals überkam ihn das perverse Gefühl, daß das alles irgendwie viel zu einfach war. Aus der Grube wehte ihm ein eisiger Windstoß entgegen, der nach Salzwasser, Schimmel und eiternden Wunden roch, vermischt mit den Verwesungsgasen toter Fische und dem Gestank faulenden Seetangs. Ein schrecklicher Gedanke schoß Hatch plötzlich durch den Kopf: Irgendwo in den Tunnels da unten liegt mein toter Bruder! Einerseits hoffte er von ganzem Herzen, daß sie Johnnys Leiche finden würden, andererseits hatte er furchtbare Angst davor.
    Ein Techniker reichte Neidelman ein kleines Gaswarngerät, das sich dieser an einer Schnur um den Hals hängte. »Denken Sie stets daran, daß das keine Vergnügungstour ist«, sagte der Kapitän zu seiner Gruppe. »Sie müssen sich stets mit dem Klettergurt an der Leiter einhängen und dürfen sich nur losmachen, wenn es zum Anbringen eines Sensors unabdingbar ist. Sobald alle gesetzt und kalibriert sind, verlassen wir auf dem schnellsten Weg die Grube.

Weitere Kostenlose Bücher