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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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verheiratet sind. Auf einmal wurde ihm klar, daß ihm so gut wie nichts über Neidelmans Privatleben bekannt war.
    »Jeff war unser einziges Kind. Sein Tod traf mich und meine Frau Adelaine sehr schwer. Sie hat mir nie richtig vergeben.«
    Hatch dachte an das unbewegte Gesicht seiner Mutter, mit dem sie damals an diesem düsteren Novembernachmittag die Nachricht vom Tod seines Vaters aufgenommen hatte. Sie hatte einen Kerzenleuchter aus Porzellan vom Kaminsims genommen und ihn geistesabwesend saubergewischt. Dann hatte sie ihn zurückgestellt, aber gleich wieder in die Hand genommen und ihn mit einem Gesicht, das so fahl wie der graue Himmel gewesen war, abermals poliert. Unwillkürlich überlegte sich Hatch, was Kerry Wopners Mutter in diesem Augenblick wohl tat.
    »Mein Gott, bin ich müde«, sagte Neidelman und rutschte so heftig, als wolle er sich auf diese Weise wachmachen, auf seinem Stuhl herum. »Solche Dinge sind in unserem Geschäft nun mal unvermeidbar.«
    »Unvermeidbar«, wiederholte Hatch.
    »Damit möchte ich nichts entschuldigen. Aber Kerry wußte, welches Risiko er einging, und er hat sich aus freien Stücken dafür entschieden. So wie wir alle.«
    Ohne daß er es wollte, wanderten Hatchs Augen zu dem entstellten Körper unter dem Leintuch. Die dunklen Flecken, an denen Wopners Blut den weißen Stoff durchtränkt hatte, sahen im Mondlicht wie unregelmäßige, schwarze Löcher aus. Er fragte sich, ob Wopner sich wirklich aus freien Stücken dazu entschieden hatte, mit hinunter in den Schacht zu steigen.
    »Wichtig ist doch nur eines«, sagte der Kapitän und senkte bedeutungsvoll die Stimme: »Wir dürfen uns von dieser Insel nicht unterkriegen lassen.«
    Nur mit Mühe konnte Hatch seinen Blick von dem Toten wenden. Er seufzte tief. »Ich denke, da stimme ich Ihnen zu. Jetzt, wo wir so weit gekommen sind, würde Kerrys Tod nur noch sinnloser werden, wenn wir das ganze Projekt aufgeben würden. Natürlich müssen wir eine Pause machen, um unsere Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen, aber dann…«
    Neidelman rutschte in seinem Stuhl nach vorn. »Wie bitte? Eine Pause machen? Sie haben mich offenbar nicht richtig verstanden, Malin. Die Arbeiten müssen bereits morgen weitergehen.«
    Hatch verzog das Gesicht. »Wie können wir das tun, nach all dem, was passiert ist? Außerdem ist die Moral der Leute auf dem Nullpunkt. Heute nachmittag habe ich gehört, wie zwei Arbeiter vor meinem Fenster sagten, auf der ganzen Unternehmung läge ein Fluch und niemand werde den Schatz je heben können.«
    »Aber genau deshalb müssen wir weitermachen«, sagte Neidelman mit eindringlicher Stimme. »Die Leute dürfen keine Zeit zum Grübeln haben, sie sollen in ihrer Arbeit aufgehen. Es wundert mich nicht, daß viele so durcheinander sind. Was soll man nach einer solchen Tragödie auch anderes erwarten? Trotzdem ist dieses Gerede von einem Fluch und anderem übernatürlichen Quatsch vernichtend für die Moral, so verführerisch es für den einen oder anderen auch sein mag.«
    Er rutschte mit seinem Stuhl näher an den von Hatch heran. »Und denken Sie bloß an all die Probleme, die wir mit unserer Ausrüstung hatten! Dabei funktionierten alle Geräte zufriedenstellend, bis sie auf die Insel kamen und plötzlich von unerklärlichen Defekten heimgesucht wurden. Das hat uns jede Menge Probleme und Mehrkosten verursacht, ganz zu schweigen von dem negativen Effekt auf meine Mannschaft.« Er griff nach seiner Pfeife. »Haben Sie schon mal über eine mögliche Erklärung für all diese Vorfälle nachgedacht?«
    »Nicht wirklich. Ich kenne mich mit Computern nur am Rande aus; nicht einmal Kerry verstand, was da los war, sogar er glaubte, daß hier irgendeine bösartige Kraft am Werk sei.«
    Neidelman lachte leise. »Sogar er! Ein abergläubischer Computerexperte ist schon etwas seltsam.« Hatch spürte, wie Neidelman ihn in der Dunkelheit anstarrte. »Nun, ich für meinen Teil habe über die Sache ebenfalls nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, daß wir es hier keinesfalls mit einem Fluch zu tun haben.«
    »Und womit dann?«
    Ein rötlicher Schein erhellte das Gesicht des Kapitäns, als er seine Pfeife wieder anzündete. »Mit Sabotage«, erwiderte er.
    »Sabotage?« fragte Hatch ungläubig. »Aber wer sollte so etwas tun? Und weshalb?«
    »Das weiß ich nicht. Noch nicht. Aber es muß jemand sein, der unserem engsten Kreis angehört. Jemand, der vollständigen Zugang zum Computersystem und zu den technischen Geräten

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