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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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durchdrehst, wirst du alles kaputtmachen, sagte er sich. Vielleicht hat Neidelman ja recht, vielleicht hat Wopners Tod mich zu sehr aufgewühlt. Und außerdem sind wir wahrhaftig weit gekommen und tatsächlich kurz vor dem Ziel. In der angespannten Stille hörte er plötzlich das leise Säuseln eines sich nähernden Außenbordmotors.
    »Das muß der Leichenbeschauer sein«, meinte Neidelman, der wieder ans Fenster getreten war, so daß Hatch sein Gesicht nicht mehr sehen konnte. »Ich denke, ich werde Sie alleine mit ihm verhandeln lassen.« Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zur Tür.
    »Noch eine Frage, Kapitän Neidelman«, sagte Hatch.
    Der Kapitän blieb stehen und sah sich, die Hand bereits am Türknauf, noch einmal um. Obwohl Hatch sein Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen konnte, spürte er die durchdringende Kraft von Neidelmans fragendem Blick auf sich.
    »Es geht um dieses U-Boot mit dem Nazi-Gold an Bord«, fuhr Hatch fort. »Was haben Sie nach dem Tod Ihres Sohnes damit gemacht?«
    »Nun, wir haben die Bergungsaktion natürlich fortgesetzt«, antwortete Neidelman entschieden. »Jeff hätte es nicht anders gewollt.«
    Dann ging er hinaus und hinterließ Hatch nur den schwachen Duft seines würzigen Pfeifentabaks.

31
    Bud Rowell war noch nie ein eifriger Kirchgänger gewesen, und seit Woody Clay der Pastor von Stormhaven war, hatte sich dieses Verhalten bei ihm noch verstärkt. Die bei Geistlichen der Kongregationskirche eher selten anzutreffende Art des Reverends, in seinen Predigten Hölle und Fegefeuer zu verheißen und seine Schäflein zu einem streng vergeistigten Leben aufzurufen, gefiel dem Supermarktbesitzer nicht im geringsten. Auf der anderen Seite verlangte man von Bud als professionellem Klatschverbreiter, daß er über wichtige Vorkommnisse in Stormhaven informiert war. Und mit einem derartigen Ereignis, so munkelte man, sollte sich die Predigt beschäftigen, die der Reverend für den kommenden Sonntag vorbereitet hatte. Angeblich wollte er mit einer interessanten Neuigkeit aufwarten.
    Als Bud Rowell zehn Minuten vor Beginn der Messe die kleine Kirche betrat, war sie bereits gut besetzt. Nachdem er vergeblich einen Platz hinter einer Säule gesucht hatte, von dem aus er sich nach der Predigt unbemerkt hätte davonschleichen können, zwängte der Ladenbesitzer seinen fülligen Leib widerwillig in eine der Holzbänke, deren harte Sitzfläche ihm schon jetzt extrem unbequem vorkam.
    Langsam blickte er sich unter den Versammelten um und nickte dabei seinen diversen Kunden zu. Vorn in der ersten Reihe entdeckte er Bürgermeister Jasper Fitzgerald, der gerade leutselig mit dem Vorsitzenden des Stadtrats schwatzte. Bill Banns, der Chefredakteur des Lokalblatts, saß ein paar Reihen hinter ihm. Selbst in der Kirche trug er die grüne Schirmmütze auf seiner Stirn, als wäre sie dort festgewachsen. Claire Clay, die auf ihrem üblichen Platz in der Mitte der zweiten Reihe saß, sah mit ihrem traurigen Lächeln und dem einsamen Blick in den Augen wieder einmal wie eine typische Pfarrersfrau aus. Weiter hinten in der Kirche entdeckte Bud Rowell auch ein paar unbekannte Gesichter, Arbeiter von Thalassa vermutlich. Das war ungewöhnlich, denn bisher hatte sich noch keiner der bei der Ausgrabung Beschäftigten je in der Kirche blicken lassen. Vielleicht hatte ja das Unglück, das sich auf der Insel ereignet hatte, einige von ihnen aufgerüttelt.
    Nachdem Rowell sich unter der Gemeinde umgesehen hatte, fiel sein Blick auf einen kleinen Tisch neben der Kanzel, auf dem sich ein mit einem gestärkten Leintuch verhülltes, etwa einen halben Meter hohes Objekt befand. Bisher, so dachte Bud befremdet, waren die Pfarrer von Stormhaven bei ihren Gottesdiensten ohne irgendwelche Requisiten ausgekommen. Allerdings hatten sie auch nicht, wie Reverend Clay es regelmäßig zu tun pflegte, bei der Predigt mit der Faust auf die Bibel geschlagen oder mit den Händen in der Luft herumgefuchtelt.
    Als Mrs. Fanning, die Organistin, sich schließlich mit affektierten Bewegungen auf der Bank vor ihrem Instrument niederließ und »Eine feste Burg ist unser Gott« intonierte, waren in der Kirche nur noch Stehplätze zu ergattern. Nach den wöchentlichen Ansagen und den Gebeten der Gemeinde trat Clay, dessen weite schwarze Robe viel zu groß für seinen mageren Körper zu sein schien, an die Kanzel und blickte mit einem humorlosen und wildentschlossenen Gesichtsausdruck auf die Versammelten herab.
    »Manche

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