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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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doch endlich was…«
    Noch während er das sagte, spürte er, wie ganz nahe an seiner Hand Wopners Schädel zerplatzte. Der noch immer in die Maske strömende Sauerstoff erzeugte gurgelnde, blubbernde Geräusche, weil Blut und Gehirnflüssigkeit den Schlauch verstopften. Hatch spürte auf einmal etwas Zuckendes an seiner Hand und erkannte entsetzt, daß es Wopners Zunge war, deren Nerven ihre sterbenden Muskeln noch einmal erzittern ließen.
    »Nein!« schrie Hatch verzweifelt. »Bitte, lieber Gott! Nicht!« Plötzlich begannen ihm schwarze Flecken vor den Augen zu tanzen, und er mußte sich an die Wand lehnen, um nicht zusammenzuklappen. Während er keuchend nach Luft rang, versuchte er mit aller Kraft, seinen Arm aus dem immer enger werdenden Spalt zu ziehen.
    »Weg da, Dr. Hatch!« rief Neidelman.
    »Malin!« brüllte Bonterre.
    »Hey, Mal!« hörte Hatch auf einmal seinen Bruder Johnny aus der sich rasch um ihn verbreitenden Dunkelheit flüstern. »Hey, Mal! Komm rüber zu mir!«
    Dann wurde es Hatch vollständig schwarz vor Augen, und er verlor das Bewußtsein

30
    Gegen Mitternacht wurde der Ozean von einer langsamen, fast ölig wirkenden Dünung bewegt, wie man sie nach einem Sommergewitter häufig findet. Hatch stand von seinem Schreibtisch auf und schritt durch die dunkle Praxis vorsichtig ans Fenster der Wellblechhütte. An den dunklen Baracken des Basislagers vorbei blickte er hinaus und suchte das Meer nach den Lichtern eines Bootes ab. Der Leichenbeschauer, der schon seit Stunden erwartet wurde, war noch immer nicht eingetroffen.
    Der Sturm hatte den Nebel von der Insel fortgeblasen, so daß sich das Festland als ein schwach phosphoreszierender Lichtstreifen unter dem klaren Sternenhimmel abzeichnete. Heller Schaum trieb in langen, gespenstischen Fetzen über das schwarze Wasser.
    Mit einem leisen Seufzer wandte sich Hatch vom Fenster ab und rieb sich unwillkürlich seine verbundene linke Hand. Seit dem Einbruch der Nacht hatte er allein an seinem Schreibtisch gesessen und war nicht einmal aufgestanden, um das Licht anzuschalten. Irgendwie war es ihm in der Dunkelheit leichter gefallen, die Gegenwart der unregelmäßigen Form zu ertragen, die neben seinem. Schreibtisch unter einem weißen Laken auf der Rollbahre lag. Nur mit Mühe war es ihm gelungen, all die Gedanken und Fragen abzuwehren, die sich ihm beständig ins Bewußtsein drängten.
    Hatch hörte ein leises Klopfen an der Tür, die gleich darauf geöffnet wurde. Neidelman stand draußen im Mondlicht und trat ohne ein Wort in die Praxis. Er setzte sich auf einen Stuhl, und kurze Zeit später hörte Hatch ein kratzendes Geräusch, gefolgt vom gelblichen Licht eines brennenden Streichholzes. Hatch hörte das leise Knistern des Pfeifentabaks, und dann stieg ihm das würzige Aroma des türkischen Latakia in die Nase.
    »Der Leichenbeschauer war wohl immer noch nicht da«, bemerkte Neidelman.
    Hatch sagte nichts. Eigentlich hatten sie Wopners Leiche zum Festland bringen wollen, aber der Leichenbeschauer, ein ebenso mißtrauischer wie umständlicher Mann, der extra von Machiasport herunterkam, hatte darauf bestanden, daß der Tote sowenig wie möglich bewegt wurde.
    Der Kapitän rauchte einige Minuten lang still vor sich hin. Das einzige Zeichen seiner Anwesenheit war das regelmäßige Aufglühen seiner Pfeife. Schließlich legte er sie beiseite und räusperte sich.
    »Malin?« fragte er leise.
    »Ja«, antwortete Hatch, dein seine eigene Stimme seltsam heiser und fremd vorkam.
    »Dieser Unfall ist eine schreckliche Tragödie. Für uns alle. Ich mochte Kerry sehr gern.«
    »Ja«, sagte Hatch abermals.
    »Ich habe einmal eine Expedition geleitet«, erzählte Neidelman, »die im tiefen Wasser vor Sable Island einen Goldschatz aus einem deutschen U-Boot heben sollte. Dieses Gebiet nennt man auch den ›Friedhof des Atlantiks‹. Wir hatten gerade sechs Taucher in der Druckkammer, als deren Dichtung kaputtging.« Hatch, hörte, wie Neidelman auf seinem Stuhl herumrutschte. »Sie können sich sicher vorstellen, was das zur Folge hatte. Die Taucher bekamen massive Embolien; sie ließen ihnen erst den Schädel zerspringen und riefen dann einen Herzstillstand hervor.«
    Hatch sagte nichts.
    »Einer der jungen Taucher war mein Sohn.«
    Hatch blickte zu der dunklen Gestalt hinüber. »Das tut mir sehr leid, ich wußte gar nicht, daß Sie…« Dann hielt er mitten im Satz inne. Ich wußte gar nicht, daß Sie Kinder haben, hatte er sagen wollen. Oder daß Sie

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