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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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niemand daraufgekommen, die Kohlenstoff-14-Methode anzuwenden?«
    »Der letzte Mensch, der hier auf der Insel gegraben hat, war Ihr Großvater - Ende der vierziger Jahre. Die C-14-Methode wurde erst zehn Jahre später entwickelt. Sie ist nur eine aus einer ganzen Reihe von neueren Erfindungen, die wir in den nächsten Tagen hier anwenden werden.« Neidelman machte eine Handbewegung in Richtung Wassergrube. »Heute nachmittag fangen wir mit dem Aufbau des Orthanc an, der bereits in Einzelteilen an der Pier liegt und darauf wartet, wieder zusammengesetzt zu werden.«
    »Orthanc?« fragte Hatch und runzelte die Stirn. »Nie gehört.« Neidelman lachte. »Ach, das ist so ein Ding, das wir letztes Jahr für eine Bergungsaufgabe vor Korfu konstruiert haben. Es ist ein Beobachtungsturm mit Glasboden, der auf das Gestell eines großen Kranes montiert ist. Letztes Jahr hatten wir einen Tolkien-Fan im Team, und der hat dem Turm diesen Spitznamen verpaßt. Der Orthanc ist mit Winschen und Sensoren versehen, die wir in den Schlund der Wassergrube hinablassen, um ihr so mit elektronischen Hilfsmitteln auf den Zahn zu fühlen.«
    »Und wofür ist dieser Schlauch?« wollte Hatch wissen.
    »Den brauchen wir für den Färbetest, den wir noch heute Vormittag durchführen wollen. Der Schlauch führt zu einer Reihe von Pumpen an der Westküste.« Neidelman sah auf die Uhr. »In etwa einer Stunde wird die Flut ihren Höchststand erreicht haben. Dann beginnen wir damit, fünfzigtausend Liter Meerwasser pro Minute durch diesen Schlauch in die Wassergrube zu pumpen. Sobald sich der Wasserdurchsatz stabilisiert hat, geben wir einen überaus intensiven Spezialfarbstoff zu. Wenn dann die Ebbe einsetzt, drücken die Pumpen das Wasser durch Macallans verborgenen Flutstollen hinaus in den Ozean. Weil wir nicht wissen, wo dieser Stollen genau endet, lasse ich die ›Naiad‹ und die ›Grampus‹ auf beiden Seiten der Insel Patrouille fahren. Wenn erst mal klar ist, wo der Farbstoff ins Meer dringt, müssen wir nur noch Taucher hinunterschicken und sie den Ausgang des Stollens durch eine Sprengung verschließen lassen. Gelingt es uns, den Zustrom von frischem Seewasser zu unterbinden, lassen sich die Wassergrube und das mit ihr verbundene Tunnelsystem leerpumpen, was ihr viel von ihrer Gefährlichkeit nimmt. Am Freitag um diese Zeit werden wir dann beide in Ölzeug und Gummistiefeln hinuntersteigen und uns ohne größere Probleme dort umsehen. Und dann können wir in aller Ruhe darangehen, unseren Schatz zu heben.«
    Hatch öffnete den Mund, schloß ihn aber gleich wieder und schüttelte den Kopf.
    »Was ist?« fragte Neidelman mit einem amüsierten Lächeln auf dem Gesicht. Seine blassen Augen funkelten im Licht der Morgensonne.
    »Ach, nichts. Es geht bloß alles so schnell.« Neidelman holte tief Luft und ließ den Blick über die auf der Insel verteilten Apparaturen gleiten. »Sie haben es ja selbst gesagt«, entgegnete er nach kurzem Zögern. »Wir haben nicht allzuviel Zeit.«
    Eine Weile standen die beiden Männer schweigend da.
    »Wir sollten lieber zurückgehen«, meinte Neidelman dann. »Ich habe der ›Naiad‹ gesagt, daß sie Sie abholen soll. Vom Schiff aus können Sie den Färbetest viel besser beobachten.«
    Die Männer machen sich auf den Rückweg zum Basislager.
    »Sie haben sich eine gute Truppe zusammengeholt«, sagte Hatch mit einem Blick auf die Leute, die konzentriert an der Pier arbeiteten.
    »Stimmt«, erwiderte Neidelman. »Manche von ihnen sind zwar ziemlich exzentrisch und bisweilen recht schwierig im Umgang, aber es sind alles hervorragende Leute. Ich umgebe mich grundsätzlich nicht mit Jasagern, denn das kann in meinem Metier verdammt gefährlich werden.«
    »Dieser Wopner ist wirklich ein seltsamer Kauz. Irgendwie erinnert er mich an einen ungezogenen dreizehnjährigen jungen. Oder an gewisse Starchirurgen, die ich im Laufe meiner Karriere kennengelernt habe. Ist er denn wirklich so gut, wie er behauptet?«
    Neidelman lächelte. »Erinnern Sie sich noch an den Skandal im Jahr 1992, als sämtliche Rentner in einem bestimmten Postleitzahlengebiet zwei Nullen an ihre monatliche Rente angehängt bekamen?«
    »Dunkel.«
    »Das war Kerry. Man hat ihm dafür drei Jahre in Allenwood aufgebrummt. Aber sprechen Sie ihn bloß nicht darauf an, denn in dieser Hinsicht ist er sehr empfindlich.«
    »Großer Gott«, sagte Hatch und pfiff durch die Zähne.
    »Kerry ist als Kryptoanalytiker mindestens ebenso gut wie als Hacker. Bis

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