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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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einen dünnen Neoprenanzug, der so eng anlag, daß er keinen Raum für Spekulationen über die exakte anatomische Beschaffenheit der Männlichkeit seines Trägers zuließ.
    Der andere Taucher war eine Frau. Als sie Hatch sah, wandte sie sich ihm mit einem spielerischen Lächeln auf den Lippen zu. »Hallo! Sie müssen der geheimnisvolle Dr. Hatch sein, von dem mir die anderen schon soviel erzählt haben.«
    »Ich wüßte nicht, was an mir geheimnisvoll sein soll«, erwiderte Hatch.
    »Aber ist das dort drüben nicht die gefürchtete Insel des Doktor Hatch? Non? « fragte sie und deutete lächelnd auf Ragged Island. »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich es vorziehe, auf Ihre medizinischen Dienste zu verzichten.«
    »Auch ich hoffe, daß Sie sie nicht in Anspruch werden nehmen müssen«, antwortete Hatch, dem auf die Schnelle nichts Originelleres einfiel. Kleine Wassertropfen glitzerten auf der olivfarbenen Haut der Frau, und in ihren dunkelbraunen Augen funkelte ein goldener Schimmer. Hatch schätzte, daß sie nicht älter als fünfundzwanzig Jahre alt war. Und sie hatte einen französischen Akzent, wie man ihn auf den Antillen sprach.
    »Ich bin Isobel Bonterre«, stellte sie sich vor, während sie ihren Neoprenhandschuh auszog und Hatch ihre kühle feuchte Hand reichte. »Ihre Hand ist ja ganz heiß!« rief sie aus.
    »Sehr erfreut«, sagte Hatch etwas verspätet.
    »Gerard hat mir erzählt, daß Sie ein brillanter Arzt mit einem Harvard-Diplom sind«, meinte sie und blickte Hatch dabei in die Augen. »Er schätzt Sie sehr, wissen Sie das?«
    Hatch spürte, wie er errötete. »Freut mich zu hören.« Er hatte sich nie gefragt, ob Neidelman ihn wohl mochte, aber jetzt wurde ihm klar, daß ihm doch einiges daran lag. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, daß Streeter ihm einen haßerfüllten Blick zuwarf.
    »Ich bin froh, daß Sie an Bord sind. Das erspart mir die Mühe, Sie extra aufzusuchen«, sagte Isobel Bonterre.
    Hatch runzelte fragend die Stirn.
    »Ich würde gerne das alte Piratenlager suchen und ausgraben«, erklärte Bonterre mit einem vertraulichen Blick. »Ihnen gehört doch diese Insel, non? Wo würden Sie Ihr Lager aufschlagen, wenn Sie drei Monate hierbleiben müßten?«
    Hatch dachte einen Augenblick nach. »Ursprünglich gab es auf dieser Insel einen dichten Fichten-und Eichenwald. Ich schätze, daß die Piraten an der wetterabgewandten Seite eine Lichtung geschlagen haben, und zwar dort, wo ihre Schiffe vor Anker lagen.«
    »Aber hätte das nicht bedeutet, daß man sie an klaren Tagen von der Küste aus sehen konnte?«
    »Ja, ich schätze schon. Und 1696 gab es an der Küste bereits einige Ansiedlungen, wenn auch nur ein paar.«
    »Außerdem hätten die Piraten an der Windseite der Insel Wachen aufstellen müssen, n'est-ce pas? Schließlich könnten von dort ja Schiffe kommen und sie bei ihrer Arbeit überraschen.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Hatch, der insgeheim pikiert war. Wenn sie eh schon alles weiß, wieso fragt sie mich dann? dachte er. »Hier ging die Hauptschiffahrtsroute vorbei, die zwischen Boston und Halifax quer über den Golf von Maine führte.« Er hielt inne. »Aber wenn die Küste schon besiedelt war, wie konnten die Piraten dann ihre neun Schiffe verbergen?«
    »Genau dasselbe habe ich mir auch überlegt. Zwei Meilen oberhalb von hier gibt es an der Küste einen Tiefwasserhafen, der sich noch dazu im Schutz einer Insel befindet.«
    »Black Harbor«, sagte Hatch.
    »Exactement.«
    »Das würde mir einleuchten«, antwortete Hatch. »Black Harbor wurde erst Mitte des achtzehnten Jahrhunderts besiedelt. Also hätten die Arbeitstrupps und Macallan auf der Insel bleiben können, während sich die Schiffe im Hafen von Black Harbor versteckten.«
    »Dann muß sich das Piratenlager also auf der Wetterseite befunden haben«, sagte Bonterre. »Sie waren mir eine große Hilfe, Dr. Hatch. Aber jetzt muß ich mich fertigmachen.«
    Jeder Rest von Verärgerung schmolz in Hatch dahin, als die Archäologin ihm ein strahlendes Lächeln schenkte. Sie faßte ihre Haare zu einem Knoten zusammen und zog die Kapuze ihres Neoprenanzugs darüber. Schließlich setzte sie ihre Taucherbrille auf und winkte den anderen Taucher herbei. Während dieser ihre Preßluftflaschen kontrollierte, stellte er sich als Sergio Scopatti vor.
    Bonterre ließ ihre Blicke anerkennend über den Taucheranzug ihres Kollegen gleiten, als sähe sie ihn zum erstenmal. »Grande merde du noir« , flüsterte sie inbrünstig.

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