Riptide - Mörderische Flut
gezackten Felsen am Fuß des Riffs in Sicht kamen, zwischen denen aus einer quadratischen Öffnung, die sehr viel größer als die vorherigen war, die letzten Schwaden des Färbemittels aufstiegen.
»Was ist denn das?« hörte Hatch Bonterre mit ungläubiger Stimme sagen. »Sergio, attends!«
Auf einmal war Wopners Stimme über Funk zu hören. »Wir haben hier ein Problem, Käpt'n.«
»Was ist los?« wollte Neidelman wissen.
»Keine Ahnung. Ich kriege jede Menge Fehlermeldungen, aber trotzdem scheint alles ganz normal zu funktionieren.«
»Schalten Sie um auf das Reservesystem.«
»Das tue ich ja gerade, aber… Einen Moment, da stimmt was nicht mit dem Netzwerkknoten… Ach, du Scheiße!«
»Was Ist los?« fragte Neidelman scharf.
Im selben Augenblick hörte Hatch, wie das Geräusch der Pumpen auf der Insel schwächer wurde.
»Das System ist abgestürzt«, sagte Wopner.
Aus dem Lautsprecher neben dem Videomonitor kam auf einmal ein gurgelndes Geräusch, und der Bildschirm wurde schwarz. Kurz darauf mischten sich weiße Punkte in diese Schwärze, und dann war alles voll vom Schneegegriesel einer elektrischen Störung.
»Was soll das, verdammt noch mal?« fragte Streeter und drückte wie verrückt auf die Knöpfe unter dem Bildschirm. »Bonterre, können Sie mich hören? Wir haben Ihr Signal verloren. Bonterre!«
Scopatti kam drei Meter neben dem Boot an die Oberfläche und riß sich den Regulator aus dem Mund. »Bonterre wurde in den Tunnel gezogen!« keuchte er.
»Was ist denn los bei euch?« rief Neidelman über Funk. »Scopatti sagt, daß Bonterre in einen Tunnel gezogen wurde…«, begann Streeter.
»Dann soll er wieder hinunter und sie rausholen, verdammt noch mal«, fauchte Neidelman aus dem Lautsprecher.
»Da unten ist es saugefährlich!« rief Scopatti. »Es gibt einen starken Sog und…«
»Geben Sie dem Mann eine Rettungsleine, Streeter!« rief Neidelman. »Und Sie, Magnusen, umgehen die Computersteuerung und starten die Pumpen von Hand. Ihr Ausfall hat wohl eine Art Rücksog bewirkt.«
»Ja, Sir«, sagte Magnusen. »Aber meine Leute müssen die Pumpen erst von Hand zurücksetzen. Das dauert mindestens fünf Minuten.«
»Beeilen Sie sich«, befahl Neidelman mit bestimmter, aber plötzlich wieder ruhiger Stimme. »Sehen Sie zu, daß Sie es in drei schaffen.«
»Ja, Sir.«
»Und Sie, Wopner, fahren augenblicklich das System wieder hoch.«
»Aber Käpt'n«, begann Wopner, »die Fehlerdiagnose sagt, daß alles…«
»Halten Sie den Mund und tun Sie, was ich Ihnen sage!« schnitt Neidelman ihm das Wort ab.
Scopatti hatte inzwischen eine Rettungsleine an seinem Gürtel befestigt und sprang wieder ins Wasser.
»Ich brauche mehr Platz«, sagte Hatch zu Streeter und begann, an Deck Handtücher auszulegen, auf denen er die möglicherweise verletzte Bonterre behandeln konnte.
Streeter ließ mit Rankins Hilfe die Rettungsleine ins Wasser gleiten. Auf einmal war an der Leine ein Ruck zu spüren, dann lag ein ständiger Zug auf ihr.
»Wie steht's, Streeter?« fragte Neidelman über Funk.
»Scopatti ist jetzt im Rücksog«, antwortete Streeter. »Ich spüre es an der Leine.«
Hatch starrte auf das graue Geflimmer auf dem Schirm und hatte das Gefühl, so etwas schon einmal erlebt zu haben. Bonterre war so plötzlich verschwunden wie damals…
Er atmete tief durch und blickte hinaus auf das Wasser. Solange Bonterre nicht wieder im Boot war, konnte er nichts tun. Absolut gar nichts.
Auf einmal hörte er von der Insel her ein lautes Geratter. Die Pumpen waren wieder angesprungen.
»Gut gemacht!« sagte Neidelmans Stimme aus dem Lautsprecher.
»Die Leine lockert sich wieder!« meldete Streeter.
Seinen Worten folgte gespannte Stille. Hatch sah, wie der Wasserschwall, der aus dem Tunnel trat, die letzten Reste der Farbe verteilte. Auf einmal wurde der Bildschirm wieder schwarz, und aus dem Lautsprecher daneben war ein heiseres Keuchen zu hören. Dann wurde das Schwarz immer heller, bis Hatch zu seiner großen Erleichterung ein Quadrat aus grünlichem Licht auf dem Monitor sah, das rasch größer wurde. Das mußte der Ausgang des Fluttunnels sein.
»Merde« . hörte er Bonterre fluchen, als sie aus der Öffnung ins freie Wasser kam. Die Bilder der Kamera schwankten wie wild. Kurze Zeit später geriet die Wasseroberfläche neben der »Naiad« in Bewegung. Hatch und Rankin rannten los und hoben Bonterre ins Boot. Auch Scopatti kletterte an Bord und nahm ihr die Preßluftflaschen ab. Dann lagerte
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