Riptide - Mörderische Flut
Funkgerät, »wenn der Schlauch platzt, könnte er den Orthanc zerstören!«
Hatch öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Neidelman kam ihm zuvor. »Schalten Sie die Pumpen ab«, befahl er Magnusen.
In der Stille, die bald darauf eintrat, konnte Hatch hören, wie die Wassergrube unter ihnen ächzte und zischte.
»Wasserspiegel wieder auf Ausgangspunkt, Sir«, sagte Magnusen sachlich, ohne die Augen von der Arbeitsstation zu nehmen.
»Was für ein Mist, Mann«, murmelte Rankin, der gerade die Sonarausdrucke durchsah. »Wir haben doch alle fünf Tunnels abgedichtet. Das Problem ist doch größer, als wir alle gedacht hatten.«
Als Neidelman das hörte, drehte er den Kopf, und Hatch konnte sein scharfes Profil und das harte Glänzen in seinen Augen sehen. »Es gibt kein Problem«, sagte der Kapitän mit leiser, seltsam klingender Stimme. »Wir müssen nur dasselbe tun wie Macallan und einen Kofferdamm um die Südspitze der Insel bauen.«
21
Kerry Wopner ging flotten Schrittes die kopfsteingepflasterte Straße entlang und pfiff dabei die Titelmusik von »Krieg der Sterne« vor sich hin. Ab und zu blieb er kurz vor einem Schaufenster stehen, schnaubte verächtlich und setzte sich wieder in Bewegung. Nicht zu gebrauchen, das ganze Zeug. Zum Beispiel dieser Coast-to-Coast-Eisenwarenladen: nichts als staubiges Werkzeug und Gartengeräte, die so aussahen, als stammten sie noch aus der Zeit vor der industriellen Revolution. Wopner war sich darüber im klaren, daß es im Umkreis von fünfhundert Kilometern keinen anständigen Computerladen gab, und wenn er frische Bagles wollte, dann mußte er die Grenzen von mindestens zwei Bundesstaaten passieren, bevor er jemanden traf, der überhaupt wußte, was mit dem Wort gemeint war.
Vor einem weißgestrichenen viktorianischen Gebäude blieb Wopner abrupt stehen. Das mußte das Postamt sein, auch wenn es wie ein altes Wohnhaus aussah. Wopner schloß das aus der amerikanischen Flagge über dem Portal und dem Schild mit der Aufschrift STORMHAVEN, ME 04564, das auf dem Rasen vor der Tür stand. Als er die Fliegengittertür öffnete, erkannte Wopner, daß es sich tatsächlich um ein Wohnhaus handelte. Das Postamt befand sich vorn in der Diele, und ein ziemlich starker Essensgeruch deutete darauf hin, daß die Tür zur Küche offenstand.
Wopner sah sich in dem kleinen Raum um und schüttelte den Kopf angesichts der Reihen von uralten Postfächern und der an den Wänden aufgehängten Steckbriefe, von denen keiner unter zehn Jahre alt war. Über einem Schalter aus Holz hing ein Schild mit der Aufschrift ROSA POUNDCOOK, POSTMEISTERIN. Dahinter saß eine grauhaarige Frau und beugte sich über eine Stickerei, die einen Viermastschoner darstellte. Erstaunt stellte Wopner fest, daß er tatsächlich der einzige Kunde im ganzen Postamt war. »'tschuldigung«, sagte er, während er auf den Schalter zutrat. »Das hier ist doch das Postamt, oder?«
»Ja, sicher«, antwortete Rosa, die noch schnell einen Stich festzog, ehe sie den Stickrahmen vorsichtig auf die Armlehne ihres Schaukelstuhls legte. Als sie zu Wopner aufblickte, zuckte sie erschrocken zusammen. »Ach du meine Güte!« hauchte sie und griff sich suchend mit einer Hand ans Kinn, so als wolle sie sich vergewissern, daß Wopners Ziegenbärtchen nicht ansteckend war.
»Ich erwarte ein wichtiges Päckchen, das per Kurier kommt, verstehen Sie?« sagte Wopner und blinzelte die Frau über den Schalter an. »Dieses Nest hier wird wohl noch vom PonyExpreß beliefert, oder?«
»Ach!« sagte Rosa Poundcook abermals und sprang so rasch auf, daß sie ihren Stickrahmen dabei zu Boden warf. »Sie haben doch einen Namen, ich meine, würden Sie mir bitte Ihren Namen nennen?«
Wopner ließ ein kurzes, nasales Lachen hören. »Wopner«, erwiderte er. »Kerry Wopner.«
Die Frau ging an einen kleinen Karteikasten aus Holz und blätterte die gelben Karten durch. »W-H-O-P-P« buchstabierte sie laut.
»Nein, nein. Wopner ohne H und mit einem P, wenn ich bitten darf«, protestierte Wopner verärgert.
»Verstehe«, sagte Rosa, die ein wenig von ihrer Fassung zurückgewann, als sie die Paketkarte entdeckte. »Einen Moment bitte.« Sie verließ mit einem letzten verwunderten Blick auf den Programmierer den Raum durch eine Tür an der gegenüberliegenden Wand.
Wopner lehnte sich an den Schalter und fing wieder an zu pfeifen, als knarzend die Tür aufging und er einen großen mageren Mann hereinkommen sah. Der Besucher schloß die Tür sorgfältig
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