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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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hinter sich und drehte sich um. Wopner fühlte sich unwillkürlich an Abraham Lincoln erinnert: Der Mann war hager und knochig und hatte tiefe Augenhöhlen. Er trug einen einfachen schwarzen Anzug und einen weißen Pfarrerkragen und hielt ein Bündel Briefe in der Hand. Wopner beeilte sich, woanders hinzusehen, aber es war schon zu spät. Der Mann hatte bereits Augenkontakt mit ihm aufgenommen und kam zu seinem Entsetzen direkt auf ihn zu. Wopner hatte noch nie einen Pastor getroffen, geschweige denn mit einem gesprochen, und hatte auch keine Lust, jetzt damit anzufangen. Eilig griff er in einen Ständer mit Broschüren der Post und vertiefte sich in einen Prospekt über Sondermarken mit QuiltMotiven der Amish.
    »Hallo«, hörte er den Priester sagen und drehte sich widerwillig um. Der Mann stand direkt hinter ihm und streckte ihm mit einem schmallippigen Lächeln auf seinem verkniffenen Gesicht die Hand hin.
    »Hi«, grüßte Wopner und schüttelte dem Mann flüchtig die Hand, bevor er sich wieder demonstrativ dem Studium seines Prospekts zuwandte.
    »Mein Name ist Woody Clay«, stellte der Pastor sich vor.
    »Schon recht«, erwiderte Wopner, ohne ihn anzusehen.
    »Und Sie müssen jemand aus der Thalassa-Mannschaft sein«, meinte Pastor Woody Clay und gesellte sich zu Wopner an den Schalter.
    »Ja, bin ich«, murmelte Wopner, der verzweifelt weiter in seiner Broschüre blätterte und dabei einen Schritt von dem Fremden weg machte.
    »Dürfte ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Fragen Sie«, sagte Wopner, ohne mit dem Lesen aufzuhören. Er hatte gar nicht gewußt, daß es so viele unterschiedlich gemusterte Quilt-Decken gab.
    »Glauben Sie wirklich, daß Sie einen Goldschatz heben werden?«
    Wopner blickte von seinem Prospekt auf. »Nun, ich hoffe, daß er ein bißchen zu schwer sein wird, als daß ich ihn alleine heben könnte.« Der Mann fand das überhaupt nicht komisch. »Okay, ich schätze, daß wir den Schatz heben werden. Warum auch nicht?«
    »Warum nicht? Sollte die Frage nicht viel eher lauten: Warum?«
    Irgend etwas im Ton des Mannes beunruhigte Wopner. »Hey, was soll das? Es geht hier immerhin um zwei Milliarden Dollar, kapiert?«
    »Zwei Milliarden Dollar«, wiederholte der Mann, der einen Augenblick lang erstaunt schien. Dann aber nickte er, als habe er soeben die Bestätigung für etwas erhalten, das er ohnehin schon geahnt hatte. »Dann geht es Ihnen also nur um das Geld.«
    Wopner lachte. »Sie machen mir Spaß. Nur um das Geld? Muß man etwa noch einen weiteren Grund haben? Seien wir doch mal realistisch: Sie sprechen hier nicht mit Mutter Teresa, verdammt noch mal.« Wopner hielt erschrocken inne. Erst jetzt fiel ihm wieder ein, daß der Mann ja ein Pastor war. »Verzeihung«, murmelte er verlegen. »Das habe ich nicht so gemeint. Schließlich sind Sie Priester, und da sollte man nicht…«
    Der Mann lächelte säuerlich. »Ist schon in Ordnung. Ich habe vor Ihnen auch Leute fluchen gehört. Außerdem bin ich kein Priester, sondern Reverend der Kongregationskirche.«
    »Ich verstehe«, sagte Wopner. »Das ist so eine Art Sekte, stimmt's?«
    »Ist Ihnen das Geld denn wirklich so wichtig?« fragte Clay, der den Blick nicht von Wopners Gesicht wandte. »Auch unter diesen Umständen, meine ich.«
    Wopner sah nun seinerseits den Pastor an. »Was für Umstände denn?« fragte er. Es war höchste Zeit, daß die dicke Frau wieder auftauchte. Oder mußte sie sein verdammtes Paket etwa zu Fuß bis aus Brooklyn holen?
    Der Priester beugte sich vor. »Was ist eigentlich Ihr Aufgabenbereich bei Thalassa?«
    »Ich bin für die Computer verantwortlich.«
    »Aha! Das ist bestimmt sehr interessant.«
    Wopner zuckte mit den Achseln, »Wenn die Dinger nicht abstürzen, dann schon.«
    Das Gesicht des Pastors nahm einen besorgten Ausdruck an. »Und alles funktioniert zufriedenstellend? Keine Probleme?«
    »Nein, keine«, antwortete Wopner zurückhaltend. »Gut«, sagte Clay und nickte.
    Wopner stellte die Broschüre zurück in den Ständer. »Warum fragen Sie?« wollte er mit gespielter Beiläufigkeit wissen.
    »Aus keinem bestimmten Grund«, antwortete der Reverend.
    »Oder sagen wir besser: Aus keinem wichtigen Grund. Obwohl…« Er hielt inne.
    Wopner streckte den Kopf ein wenig vor.
    »In der Vergangenheit hat diese Insel allen, die sie betreten haben, nun, sagen wir mal -Schwierigkeiten bereitet. Dampfkessel explodierten. Maschinen fielen aus unerfindlichen Gründen plötzlich aus. Menschen kamen zu Schaden.

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