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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Menschen kamen ums Leben .«
    Wopner trat schnaubend einen Schritt zurück. »Sie spielen wohl auf den Inselfluch an«, meinte er. »Von dem Stein des Verderbens und solchem Käse. Seien Sie mir nicht böse, aber für mich ist das alles nichts als ausgemachter Bockmist.«
    Clay hob die Augenbrauen. »Ah ja? Da sind aber die Fischer, die viel mehr Erfahrung mit dieser Insel haben als Sie, ganz anderer Meinung. Und was den Stein betrifft, so ist der seit über hundert Jahren in der Krypta meiner Kirche eingeschlossen.«
    »Tatsächlich?« fragte Wopner mit offenem Mund.
    Clay nickte.
    Eine Weile sagte keiner der beiden ein Wort.
    Dann beugte sich der Pastor noch weiter vor und fragte mit verschwörerisch leiser Stimme: »Haben Sie sich schon mal überlegt, warum man rings um Ragged Island keine Hummerbojen findet?«
    »Sind das diese Körbe, die hier überall im Meer herumschwimmen?«
    »Genau.«
    »Ist mir nie aufgefallen, daß es an der Insel keine gibt.«
    »Dann achten Sie mal darauf, wenn Sie das nächste Mal dort sind.« Clays Stimme wurde noch leiser. »Die Fischer haben einen guten Grund dafür.«
    »Tatsächlich?«
    »Vor hundert Jahren ist dort nämlich etwas passiert. Soviel ich weiß, hat damals ein Hummerfischer namens Hiram Colcord rings um Ragged Island seine Körbe ausgelegt. Die anderen hatten ihn zwar gewarnt, aber es gab viele Hummer dort, und Colcord scherte sich nicht groß um das Gerede der Leute. An einem Sommertag wie heute verschwand er im Nebel, um seine Hummerkörbe ins Wasser zu lassen. Bei Sonnenuntergang wurde sein Boot von der Flut hinaus aufs Meer gespült. An Bord waren seine Körbe und ein Faß voller lebender Hummer, aber kein Hiram Colcord. Sogar sein nicht ganz aufgegessenes Mittagessen fand man auf dem Boot, zusammen mit einer halbleeren Flasche Bier. Es hatte den Anschein, als wäre er nur kurz aufgestanden.«
    »Der Bursche wird wohl über Bord gefallen und ertrunken sein. So was kommt vor.«
    »Nein, eben nicht«, widersprach Clay. »Am Abend fuhr nämlich sein Bruder hinüber zur Insel, um nachzusehen, ob Hiram vielleicht dort an Land geschwommen sei. Auch der Bruder kehrte nicht zurück, am nächsten Morgen kam sein Boot mit der Flut aus dem Nebel. Es war leer.«
    »Na und?« sagte Wopner. »Dann sind eben beide ins Wasser gefallen und ertrunken.« Trotzdem mußte er schlucken.
    »Zwei Wochen später«, fuhr Clay fort, »wurden ihre Leichen bei Breed's Point an Land gespült. Einer von den Einheimischen, die sie entdeckt hatten, bekam einen solchen Schreck, daß er verrückt wurde. Die restlichen haben keiner Menschenseele ein Wort davon erzählt. Bis zu ihrem Tod nicht.«
    »Jetzt hören Sie aber auf«, knurrte Wopner nervös.
    »Die Leute behaupten, daß es von da an nicht mehr die Wassergrube allein war, die über den Schatz wachte. Verstehen Sie? Sie haben doch sicher schon mal die schrecklichen Geräusche gehört, die die Insel von sich gibt, wenn die Gezeiten wechseln. Man sagt…«
    Aus dem hinteren Teil des Hauses war auf einmal geschäftiges Treiben zu hören.
    »Entschuldigen Sie, daß es so lange gedauert hat«, keuchte Rosa, die mit einem Päckchen unter dem Arm angeschnauft kam. »Es lag unter einer Ladung Vogelhäuschen für die Eisenwarenhandlung, und weil Eustace heute vormittag nicht da ist, mußte ich sie ganz alleine zur Seite räumen.«
    »Das macht nichts«, sagte Wopner, der erleichtert nach seiner Sendung griff und sich schleunigst auf den Weg zur Tür machte.
    »Einen Moment, Mister«, rief die Postmeisterin.
    Wopner blieb stehen und drehte sich widerwillig um, das Päckchen fest an die Brust gepreßt.
    Die Frau hielt die gelbe Paketkarte hoch. »Sie müssen noch unterschreiben.«
    Ohne ein Wort ging Wopner zurück zum Schalter und kritzelte hastig seinen Namen auf das Stück Papier. Dann machte er wieder kehrt und verließ rasch die Diele, wobei er die Tür hinter sich zuwarf.
    Draußen atmete er tief durch. »Zum Teufel mit dem Gequatsche«, murmelte er. Reverend hin oder her, er würde erst dann auf die »Cerberus« zurückkehren, wenn er sicher war, daß man ihm nicht schon wieder die falschen Sachen geschickt hatte. Er zog am Klebestreifen des Päckchens, der so plötzlich abriß, daß ein Dutzend Plastikfiguren aus dem Karton auf das Kopfsteinpflaster purzelten. Es waren Ritter und Zauberer, die er für sein Rollenspiel brauchte, gefolgt von einem ganzen Packen Zauberkarten, auf denen Pentagramme, magische Symbole und Hexenzeichen abgebildet

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