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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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bewegt hat, doch schließlich umgab den Mann schon immer ein Hauch des Geheimnisvollen. Nach Abschluß seines Studiums in Cambridge war er zum Beispiel drei Jahre lang verschwunden, und kein Biograph vermag zu sagen, was er während dieser Zeit getrieben hat. Auch über Macallans Privatleben weiß man so gut wie nichts. Sehen Sie sich bloß diese Widmung an.« Er blätterte vorsichtig bis zur Titelseite des Buchs zurück und schob es Hatch hinüber.
    Mit dankbarer Bewunderung
    für das Zeygen des rechten Wegs
    eignet der Autor dieses bescheydene Werk
    respektvollst Eta Onis zu.
    »Wir haben überall gesucht, aber wir haben nirgendwo eine Eta Onis finden können«, sagte Neidelman. »War sie Macallans Lehrerin? War sie seine Vertraute? Oder vielleicht seine Geliebte? Wir wissen es nicht.« Behutsam klappte er das Buch wieder zu. »Und ähnlich verhält es sich mit seinem restlichen Privatleben.«
    »Es ist mir ja fast peinlich, aber bevor Sie mir von Macallan erzählt haben, hatte ich noch nie von ihm gehört.«
    »So geht das den meisten Leuten. Trotzdem war der Mann ein echter Barockmensch und einer der brillantesten Visionäre seiner Zeit. Er wurde 1657 als illegitimer, aber dennoch von seinem Vater unterstützter Sohn eines schottischen Grafen geboren und behauptete von sich, ähnlich wie Milton, jedes damals in Englisch, Latein und Griechisch erschienene Buch gelesen zu haben. In Cambridge studierte er zuerst Jura und sollte eigentlich später einmal Bischof der anglikanischen Kirche werden, aber offenbar muß er irgendwann einmal heimlich zum Katholizismus übergetreten sein. Fortan widmete er sich dem Studium der Künste, der Naturkunde und der Mathematik. Außerdem war er ein körperlich ausgesprochen kräftiger Mann, von dem berichtet wurde, daß er eine Münze so hoch werfen konnte, daß sie ans Deckengewölbe der höchsten von ihm erbauten Kathedrale schlug.«
    Neidelman stand auf und legte das wertvolle Buch wieder in den Safe.
    »In all seinen Arbeiten läßt sich übrigens ein Interesse an Hydraulik und Wasserbau erkennen. So beschreibt er zum Beispiel in diesem Buch ein geniales System aus Aquädukten und Syphons, durch das er die Kathedrale von Houndsbury mit Wasser versorgt hat. Außerdem hat er hydraulische Schleusen für den Severn-Kanal entworfen, die allerdings nie gebaut wurden. Vermutlich haben Macallans Zeitgenossen sie für eine Verrücktheit gehalten. Magnusen hat so eine Schleuse als Modell nachgebaut und ist der Meinung, daß sie durchaus funktioniert hätte.
    »Glauben Sie, daß Ockham sich den Architekten ausgesucht und ihn absichtlich entführt hat?«
    Kapitän Neidelman lächelte. »Ein hübsches Gedankenspiel, nicht wahr? Trotzdem ist es ziemlich unwahrscheinlich. Ihr Zusammentreffen war wohl eher einer jener schicksalhaften Zufälle, wie es sie in der Geschichte immer wieder mal gibt.«
    Hatch nickte in Richtung Safe. »Wie sind Sie eigentlich an dieses Buch gekommen? War das auch so ein Zufall?«
    Neidelmans Lächeln wurde breiter. »Nein, nicht direkt. Als ich begann, mich für den Schatz von Ragged Island zu interessieren,, habe ich mich ziemlich intensiv mit Ockham beschäftigt. Sie wissen ja, daß sein Flaggschiff samt toter Mannschaft steuerlos auf dem Meer trieb. Als man es fand, schleppte man es nach Plymouth, wo seine Ladung auf einer öffentlichen Auktion versteigert wurde. Wir haben nach einigem Suchen eine Liste dieser Sachen im Londoner Zentralarchiv aufgestöbert, und darauf befand sich auch eine Kapitänskiste voller Bücher. Weil Ockham ein gebildeter Mann war, vermutete ich, daß es sich dabei um seine Privatbibliothek gehandelt haben dürfte. Ein Werk auf der Liste fiel mir besonders auf: Macallans »Über den Kirchenbau«, das irgendwie nicht so recht zu den Atlanten, den nautischen Schriften und den anzüglichen französischen Romanen zu passen schien, die den Rest der Bibliothek ausmachten. Wir brauchten insgesamt drei Jahre, bis wir den Band im schottischen Glenfarkille aufstöberten, und zwar in der Gruft einer verfallenen Kirche, wo er unter einem Haufen halbvermoderter Bücher lag.«
    Neidelman trat näher ans Feuer und sprach mit leiser, fast verträumt anmutender Stimme. »Ich werde nie vergessen, wie ich das Buch zum erstenmal aufschlug und mir klar wurde, daß die Flecken an den Seitenrändern von einer Geheimtinte stammen mußten, die im Laufe der Jahre teilweise sichtbar geworden war. In diesem Augenblick wußte ich genau, daß der Schatz der Wassergrube

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