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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Ich persönlich bin erst vor fünf Jahren auf den Geschmack gekommen.« Eine Weile sagte keiner der beiden Männer etwas, dann fragte Neidelman plötzlich: »Hätten Sie vielleicht Lust, einen Sprung an Bord zu kommen?«
    Hatch machte die »Plain Jane« an der Reling fest, schaltete den Motor ab und kletterte mit Neidelmans Hilfe hinüber auf die »Griffin«. Der Kapitän zog an seiner Pfeife, und einen Moment lang wurde sein Gesicht von unten rötlich erleuchtet, was die Schatten um seine eingefallenen Wangen und Augenhöhlen noch tiefer erscheinen ließ. Vom Steuerhaus her sah Hatch ein metallisches Blinken. Es war der Goldspan, der im Mondlicht funkelte.
    Nebeneinander standen die beiden an der Reling und lauschten den letzten Akkorden der Arie. Als sie zu Ende war und das Rezitativ begann, atmete Neidelman tief durch und klopfte seine Pfeife an der Bordwand aus. »Warum sagen Sie mir eigentlich nicht, daß ich mit dem Rauchen aufhören soll?« fragte er. »Bisher hat das noch jeder Arzt getan.«
    Hatch dachte einen Moment lang nach. »Wozu soll ich mir umsonst den Mund fusselig reden?« fragte er dann.
    Neidelman lachte leise. »Dann kennen Sie mich offenbar besser, als ich dachte. Wollen wir nach unten gehen und ein Glas Portwein trinken?«
    Hatch warf dem Kapitän einen überraschten Blick zu. Gerade hatte man ihm beim Abendessen auf der »Cerberus« erzählt, daß Neidelman grundsätzlich niemanden in seine Privaträume auf der »Griffin« einlud. Obwohl der Kapitän immer freundlich und fürsorglich zu seiner Mannschaft war, hielt er doch eine gewisse Distanz, und so wußte keiner der Expeditionsteilnehmer, wie es unter Deck der »Griffin« überhaupt aussah.
    »Da sehen Sie, wie gut es war, daß ich Ihnen keine Predigt über Laster wie Rauchen und Alkohol gehalten habe«, meinte Hatch. »So kann ich Ihre Einladung dankend annehmen, ohne das Gesicht zu verlieren.«
    Er folgte Neidelman ins Steuerhaus und dann die Stufen zu der niedrigen Tür hinunter. Dahinter erwartete ihn eine weitere kurze Metalltreppe, und nachdem Neidelman eine zweite Tür geöffnet hatte, befand er sich in einem großen Raum mit niedriger Decke, in dem er sich staunend umsah. Seine Täfelung bestand aus glänzendem Mahagoni mit Schnitzereien und Perlmuttintarsien aus dem neunzehnten Jahrhundert. Die Bullaugen waren mit bunten Tiffany-Mosaiken verglast, und an den Wänden standen Sofas mit Lederpolstern. In einem Kamin am anderen Ende des Raumes brannte ein Feuer, das die Kabine mit wohliger Wärme und dem schwachen, doch aromatischen Duft von Birkenholz erfüllte. Auf beiden Seiten des offenen Kamins befanden sich mit Glastüren versehene Bücherschränke, in denen Hatch ledergebundene Buchrücken erkennen konnte. Er trat heran, um die in goldenen Lettern eingeprägten Titel entziffern zu können. Die »Voyages and Discoveries« von Richard Hakluyt waren ebenso darunter wie eine frühe Ausgabe von Newtons »Principia«, und hier und da sah Hatch kostbare illustrierte Handschriften und frühe Wiegendrucke. Er entdeckte auch eine schöne Ausgabe der »Les tres Riches Heures du Duc de Berry«. Außerdem gab es ein kleines Regal, in dem Erstausgaben früher Texte über Piraten standen: Lionel Wafers »Batchelor's Delight«, Alexander Esquemelions »Bucaniers of America« und »A General History of the Robberies and Murders of the Most Notorious Pyrates« von Charles Johnson. Diese Sammlung allein mußte schon ein kleines Vermögen gekostet haben. Hatch fragte sich, ob Neidelman das viele Geld für die Ausstattung der »Griffin« wohl aus den Profiten seiner früheren Schatzsuchen hatte.
    Neben einem der Bücherschränke hing eine kleine Meerlandschaft in einem vergoldeten Rahmen. Als Hatch es näher betrachtete, atmete er scharf ein. »Großer Gott!« rief er erstaunt. »Das Ist ja ein Turner, nicht wahr?«
    Neidelman nickte. »Eine Studie zu seinem Gemälde ›Gewitter vor Beachy Head‹ aus dem Jahr 1874.«
    »Das hängt doch in der Tate-Galerie?« meinte Hatch. »Als ich vor ein paar Jahren in London war, versuchte ich mehrmals, es abzuzeichnen.«
    »Sind Sie denn auch ein Künstler?« fragte Neidelman.
    »Ein reiner Hobbymaler. Hauptsächlich Aquarelle.« Hatch trat einen Schritt zurück und sah sich weiter in der Kabine um. Die anderen Bilder, die an der Wand hingen, waren keine Gemälde, sondern herrliche präzise Kupferstiche verschiedener botanischer Spezies: üppige Blumen, seltsame Gräser, exotische Früchte.
    Neidelman ging zu

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