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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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den Fall, daß wir etwas übersehen haben. Wir anderen werden den Lagerplatz mit einem Gitternetz abstecken und fangen dann ganz systematisch mit der Ausgrabung an. Mein kleiner Christophe wird langsam zu einem ganz ausgezeichneten Schaufler.«
    »St. John? Ist das Ihr Ernst?«
    »Und ob. Ich habe ihn dazu gebracht, seine schrecklichen Schuhe und das fürchterliche Tweedjackett abzulegen. Als er endlich gewillt war, sich seine Hände schmutzig zu machen, hat er sich zu einem meiner besten Männer gemausert. Er folgt mir überallhin und kommt sofort, wenn ich nach ihm pfeife.« Bonterre ließ ein freundliches Lachen ertönen.
    »Seien Sie nicht zu hart zu dem Armen.«
    » Au contraire , ich tue ihm etwas Gutes! Er braucht Bewegung und frische Luft, sonst bleibt er immer so blaß und fett, wie er es jetzt ist. Passen Sie nur auf, bis ich mit ihm fertig bin, ist er so schlank und drahtig wie der petit homme .«
    »Wie wer?«
    »Na, wie der kleine Mann«, antwortete Bonterre mit koboldhaft nach unten gezogenen Mundwinkeln. »Streeter.«
    »Ach, so.« An der Art, wie Bonterre den Spitznamen ausgesprochen hatte, schloß er, daß sie den Vorarbeiter nicht besonders mochte. »Was hat es eigentlich mit Streeter auf sich?«
    Bonterre zuckte mit den Schultern. »Man hört so dies und das über ihn. Schwer zu sagen, was davon wahr ist und was nicht. Er hat unter Neidelman in Vietnam gedient - das sagt man doch so, non? Jemand hat mir mal erzählt, daß Neidelman ihm im Kampf das Leben gerettet hat, und diese Geschichte scheint mir glaubhaft zu sein. Haben Sie bemerkt, wie ergeben Streeter dem Kapitän ist? Wie ein Hund seinem Herrn. Er ist der einzige, dem Neidelman wirklich vertraut.« Sie blickte Hatch in die Augen. »Bis auf Sie, natürlich.«
    Hatch runzelte die Stirn. »Nun, ich denke, es ist gut, daß der Kapitän ein Herz für Streeter hat. Schließlich ist der Bursche nicht gerade das, was man eine starke Persönlichkeit nennen würde.«
    Bonterre hob die Augenbrauen. » Certainement pas . Ich habe übrigens gehört, daß Sie ihm neulich auf den Schlips gestiegen sind.«
    »Auf den Schlips getreten«, korrigierte Hatch.
    »Was auch immer. Aber Sie täuschen sich, wenn Sie meinen, daß Neidelman ein Herz für Streeter hat. Der Kapitän hat nur eines am Herzen, und das befindet sich da draußen.« Sie nickte in Richtung Fenster, hinter dem das Meer und damit auch Ragged Island lag. »Er spricht nicht viel darüber, aber selbst ein imbécile kann erkennen, was in ihm vorgeht. Wissen Sie, daß Gerard, seit ich ihn kenne, ein kleines Bild von Ihrer Insel vor sich auf dem Schreibtisch stehen hat?«
    »Nein, das wußte ich nicht«, erwiderte Hatch und dachte daran, wie er zum erstenmal mit Neidelman zu Ragged Island hinausgefahren war. Was hatte der Kapitän ihm damals doch gleich gesagt? ›Ich wollte Ragged Island erst dann sehen, wenn eine realistische Möglichkeit bestand, den Schatz auch zu heben.‹
    Irgend etwas mußte Bonterre die Laune verdorben haben, denn das Lächeln verschwand plötzlich aus ihrem Gesicht. Als Hatch das Thema wechseln wollte, hatte er auf einmal ein merkwürdiges Gefühl. Er blickte auf und sah, daß Claire den Gastraum betreten hatte und direkt auf ihn zu kam. Der Satz, den er eben zu Bonterre sagen wollte, erstarb ihm auf den Lippen.
    Claire war genau so, wie er sich vorgestellt hatte, daß sie jetzt aussehen würde: groß und schlank, mit Sommersprossen rings um ihre Stupsnase. Als sie ihn sah, blieb sie abrupt stehen und zog erstaunt ihre Stirn kraus. Genau wie früher.
    »Hallo, Claire«, sagte Hatch mit bemüht neutraler Stimme und stand unbeholfen auf.
    Sie trat auf ihn zu. »Hallo«, grüßte sie und schüttelte ihm die Hand. Als ihre Haut die seine berührte, erschien eine leichte Röte auf ihren Wangen. »Ich habe schon gehört, daß du wieder im Lande bist«, sagte sie mit einem selbstkritischen Lächeln. »Aber das haben ja alle hier. War ja auch kaum zu vermeiden, bei allem, was da draußen so vor sich geht.« Sie machte eine vage Geste nach hinten, wo Ragged Island lag.
    »Gut siehst du aus«, stellte Hatch fest. Das tat sie tatsächlich: Mit den Jahren war sie schlanker geworden, ihre Augen, die früher dunkelblau gewesen waren, hatten ein durchdringendes Grau angenommen, und das schelmische Lächeln, das ihr ständig um die Lippen gespielt hatte, war einem ernsteren, mehr nach innen gewandten Ausdruck gewichen. Als sie Hatchs Blicke auf sich spürte, strich sich Claire nervös ihren

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