Riskante Enthüllung (German Edition)
ich an. „Er hat alle bekannten Texte gespeichert, auch sehr seltene und das Programm ist in der Lage Ähnlichkeiten herauszufinden und Vergleiche anzustellen.“
Er antwortete nicht sofort und ich legte mir bereits Worte z u recht, falls er wieder unverschämt werden sollte.
„Das wäre sicher hilfreich“, murmelte er kaum hörbar, da der Wind seine Worte von seinen ausdrucksvollen Lippen trug, nur leider nicht in meine Ric h tung.
„Mr. Kirk, was haben Sie eigentlich gegen mich?“, platzte es aus mir heraus und ich blieb stehen.
Er schüttelte verständnislos den Kopf. „Was meinen Sie damit? Natürlich habe ich nichts gegen Sie.“ Seine erhobene Stimme wol l te nicht recht zu dieser Aussage passen.
„Aha, und warum werden Sie dann gleich laut?“
Er ruderte hilflos nach Worten suchend mit den Armen und ich musste l a chen. Schließlich grinste er und reichte mir die Hand.
„Ich bin etwas angespannt zurzeit. Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung für unmögliches Verhalten an. Kommen Sie, die and e ren sind schon fast da. Wir wollen doch nichts verpassen.“
Ich griff zu und wunderte mich , wie zart und weich seine Haut war. Steine schleppen für das Muskeltraining schied aus. Er zog mich ein Stück an sich heran und ließ meine Hand los. Für einen Moment standen wir uns gegenüber. Braune Augen. Erst jetzt fiel mir die i n tensive dunkle Farbe auf. In seiner Iris glitzerten goldene Funken. Wir waren wie zwei Tiger die dasselbe Opfer u m kreisten. Wer durfte den Schatz ausgraben? Wer erntete den Ruhm?
„Ich finde wir sollten zusammen und nicht gegeneinander arbe i ten, Mr. Kirk. Ich nehme die Entschuldigung an.“
Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. Er strich sich ein paar dunkle Haare der längst zu lang gewordenen Kurzhaarfrisur hinter die Ohren.
„Nennen Sie mich James.“
Sein Blick wurde weich und im Vergleich zu vorher geradezu i n tim. Ich war überrascht über den Sinneswandel und verriet ihm meinen Vornamen. Dann fielen mir mindestens zehn alte James-Witze ein, aber ich hielt den Mund. H u mor bei ihm zu entdecken , stand noch aus. Dafür würde man wohl in tieferen Schichten gr a ben müssen.
Fürs Erste herrschte Waffenstillstand. Ich brach den Blickko n takt ab und führte die Wärme in meiner Seele auf die positive Wendung der Dinge zurück. Das erklärte jedoch nicht die Wärme in meinem Körper. Der Mann hatte einen Blick! Ich war nicht sicher ob er flirt e te oder einfach nur freundlich war, aber sein Blick hatte eine Wirkung auf mich, die ich im Augenblick nicht näher anal y sieren wollte.
Nein, ich musste mich irren. Er hatte lediglich seine arrogante Sturheit für e i nen Moment abgelegt, weiter nichts. Im Übrigen, seit wann war ich empfänglich für Flirts? Normalerweise durchschaute ich so l che Annäherungsversuche in ihrer ganzen Erbärmlichkeit. James’ Blick war jedoch ein völlig anderer. Schlichte Freundlichkeit, verm u tete ich, ohne dabei zu vergessen, dass er eine Frau vor sich hatte. Charmant. Und genau das berührte mich irgendwo, wo ich noch nie berührt worden war.
Charmante Männer sind ausgestorben, pflegte Gabi zu sagen. Man müsse sich auf die neuen Männer einstellen. Schade, dass ich ihr di e ses vom Aussterben bedrohte Exemplar nicht vorführen konnte.
Mit einem zufriedenen Glücksgefühl in der Brust ging ich weiter. Es wurde immer heißer und ich war froh meinen Strohhut dabei zu haben. Als wir an der Düne ankamen, hatte das Team bereits eine große Zeltplane als Sonnenschutz errichtet und die mitg e brachten isolierten Koffer, in denen wir unser Trinkwasser tran s portierten, darunter abgestellt. Ich benutzte einen als Hocker, holte meine eigene Wasserflasche aus dem Rucksack und setzte sie an. Das Wasser war noch kühl und erfrischte. An diesem Ort wurde simples Wasser zur Delik a tesse. Man durfte nicht vergessen genug zu trinken, was nicht so einfach war, bei all dem Arbeitseifer. Einige meiner Kollegen hatten mit der lebensrettenden Kochsalz-Infusion Bekanntschaft m a chen müssen, die zur Ausstattung eines jeden Camps gehören sollte, nachdem sie aufgrund von massivem Flüssigkeitsmangel zusamme n gebrochen waren.
Wir mussten bis zum Mittag die erste Untersuchung hinter uns h a ben, denn dann gab es auch hinter der Düne kein Fleckchen Schatten mehr. Am späten Nachmittag würden wir auf dieser Seite von der Düne beschattet werden. Ich hoffte, wir könnten hier graben, denn auf der anderen Seite brannte den ganzen
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