Riskante Enthüllung (German Edition)
Aber ich kann es nicht. So viele Jahre mussten vergehen, bis wir das hier fanden.“ Resigniert deutete er auf die imposante Wand. Zu spät für seine Mu t ter, dachte ich traurig und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Er hielt mich fest und die Wärme seines Körpers durchströmte mich. „Aber für uns freue ich mich. Ist das nicht eine fantastische Entdeckung?“
Ich blickte auf, bewegt von dem neuen Schwung in seiner Sti m me. Seine A u gen funkelten und die Schatten der Vergangenheit waren verschwunden.
„ … Dynamit. Ich werde die verdammte Tür aus ihren Angeln sprengen“, hörte ich Max hinter uns sagen.
Augenblicklich fuhr James herum. „Die verdammte Tür ist ein ve r dammtes Wunder und wenn du sie beschädigst, breche ich dir deine verdammten Kn o chen.“
Max und die Arbeiter erstarrten und knisternde Stille breitete sich aus. Ich trat zwischen die beiden.
„Immer mit der Ruhe, Jungs. Diese Tür ist ein einmaliges Kuns t werk, Max. Das kann doch nicht dein Ernst sein! Du hast mich als archäologischen Berater mitgenommen und als solcher sage ich dir, das ist nicht die richtige Methode , um deinen Auftrag , die Strahlung freizulegen , zu erfüllen. Lasst uns gemeinsam bespr e chen wie wir vorgehen werden, okay?“
Nicht nachtragend, wie Männer für gewöhnlich sind, entspan n ten sie sich und zeigten Gesprächsbereitschaft. Ich atmete tief durch und wagte kaum mir vorzustellen wie eine offene Auseina n dersetzung zwischen den beiden etwa gleich starken Männern au s gehen würde. Nun war die Gefahr vorerst gebannt und wir setzten uns im Kreis auf den Steinboden und versuchten auf einen g e meinsamen Nenner zu kommen. Max wollte die Strahlung ausgraben, egal was er dabei beschädigen würde und wir wollten die Pyramide und alles in ihr möglichst vol l ständig erhalten.
„Ich verstehe euren Standpunkt durchaus“, gab Max zu. „Aber es ist ein Leichtes die Tür zu öffnen, wenn ihr auf ein paar alte Steine verzichtet.“
„Kommt nicht in Frage“, beharrte James. „Ohne mich hättest du den Eingang nie gefunden, also habe ich ein Mitspracherecht.“
Das Licht einer Lampe flackerte und zauberte zitternde Schatten über sein Gesicht. Ich bemerkte seine geballten Fäuste. Er war bereit sie einzusetzen. Falls nötig, würde er das Kunstwerk mit seinem eigenen Körper schützen. Ich kam nicht umhin die Intens i tät, mit der er seinem Beruf nachging, zu bewundern.
„Wir haben nichts dagegen wenn du rings um die Tür das G e stein beschäd i gen musst, um an sie heran zu kommen“, schlug ich vor und suchte mit einem Seitenblick James’ Einverständnis. Er nickte kurz.
„Aber das dauert ewig“, stöhnte Max.
„Wir haben Zeit“, sagte James. „Wozu alles überstürzen und d a bei unwiede r bringliche Altertümer zerstören?“
Max sah ihn eine Weile an und gab sich schließlich widerwillig g e schlagen. Ich war überzeugt seine Einwilligung hatte etwas mit dem noch zarten Freun d schaftsband zu tun, das sich zwischen uns dreien gespannt hatte. Nicht jeder würde es schaffen Max von seinen Plänen abzubringen und ich war dankbar, dass wir es mit ihm zu tun hatten und nicht mit einem sturen profitorientierten Gegner. Ich mochte ihn und überraschte ihn zur Belohnung mit einem freundschaftlichen Küsschen auf die Wange, was er ve r blüfft und ein wenig verlegen entgegen nahm.
Ich bat zwei der Arbeiter einen Korb mit Brot, Wasser und d i cker Sauce als Mittagessen herunterzubringen. Ägyptisches Fastfood, sozusagen. Hier unten störte uns die Mittagshitze nicht und wir konnten ununterbrochen weiter arbe i ten. Abdul sollte mir Papier und Stifte mitbringen, damit ich inzwischen einige der Te x te entziffern konnte, die über den Malereien angebracht waren. Zu di e sem Zweck setzte ich die kleine Grubenlampe wieder auf und lehnte mich mit dem Papier auf den Knien an die gegenüberli e gende Wand. James überwachte akribisch das Aushebeln der Tür, damit auch ja niemand einen Kratzer hinterließ. Ab und zu erku n digte er sich nach meinen Fortschritten. Nachdem er mich mit einem Lächeln beschenkt hatte, wandte er sich wieder der Arbeit an der eisernen Tür zu, und ich versank erneut im alten Ägypten.
Stunden vergingen und langsam wurde es stickig hier unten. Der Geruch der vielen schwitzenden Menschen im Raum wurde be i ßend. Zweimal musste ich zur Toilette und war dankbar für die Frischluft, die ich bei dieser Gelegenheit tanken konnte. Der Vent i lator blies die Luft nur bis
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