Riskante Enthüllung (German Edition)
informierte mich Max, der zu meiner anderen Seite kniete.
„Du kannst wieder sprechen, da bin ich aber froh“, sagte James und lachte nervös auf.
Er musste sich furchtbar erschrocken haben. Die Arbeiter keh r ten mit der Trage zurück, auf die man mich hob. Ich packte James’ Hand und wollte sie nicht loslassen, doch er löste sich sanft und versprach mit nach oben zu ko m men.
„Pause, und verarzten der Verletzten!“, rief er allen zu.
Ich schloss die Augen und versuchte mit der Kraft meiner Konze n tration den Schmerz zu besiegen. Auf halber Strecke fiel James etwas auf.
„Wo kommt denn die frische Luft her?“ Ich sah ihn prüfend die Nase in den Wind halten. Dann grinste er. „Eine Superidee, Joe.“
Scheinbar gefiel es ihm meinen Namen auf amerikanische Art abzukürzen und ich hatte nichts dagegen. Es klang frech und emanz i piert, ganz in meinem Sinne. Ich überlegte ob er wohl gern Jim g e nannt werden wollte und beschloss, ihn irgendwann danach zu fr a gen.
Sie schafften mich in sein Zelt und holten mir einen Eisbeutel aus der Küche, den ich auf meinen schmerzenden Bauch legte.
„Es tut mir so leid“, sagte ich zu James, der neben der Trage kni e te und mir sanft das Gesicht streichelte.
„Was tut dir leid, dass wir nicht weiter arbeiten können, oder dass meine Schuhe hinüber sind?“
„Das mit der Arbeit natürlich.“
„Mach dir keine Sorgen. Wir hatten einen Unfall und können von Glück sagen, dass niemand ernsthaft zu Schaden kam. Ich hätte sowieso pausiert, nac h dem Abdul ohnmächtig geworden war.“
Ich nickte. Das hatte ich fast vergessen. „Wie geht es ihm?“
„Er wird es überleben. Joe, darf ich dich überhaupt so nennen?“
„Ja, gern. Es gefällt mir.“
„Es passt zu dir. Ich möchte gern wieder nach unten gehen. Das verstehst du doch, oder?“
Zweifelnd und zugleich flehend wartete er auf meine Reaktion. Es erschien mir wie die erste Prüfung für mich. War ich die Frau an seiner Seite, die seine Leidenschaft für die Arbeit verstand und ihn in keiner Weise behinderte, so wie seine Mutter wohl einst seinen Vater behindert hatte? Doch ich verstand ihn tatsächlich, was blieb war nur der Ärger nicht dabei sein zu können, aber das hatte nichts mit ihm zu tun.
„Natürlich. Ich komme nach, sobald ich auf diesen Eisblock ve r zichten kann“, sagte ich und James erhob sich.
„Danke, Joe. Bist du sicher, dass nichts Inneres verletzt ist?“, fragte er mit skeptischem Blick auf meinen Bauch.
„Ich bin sicher. Er traf mich genau in den Magen und der ist ein beweglicher Muskel. Ich bin bald wieder fit. Aber dort, wo Max mich aufgefangen hat tut es weh. Würdest du bitte mal nachs e hen?“
Ich hob mein T-Shirt über den Rippen und James beugte sich da r über.
„Er hat dich aufgefangen?“, fragte er amüsiert und mir fiel ein, dass er den Unfall nicht mit angesehen hatte, denn er hatte ja oben auf der Treppe gesta n den.
„Ich habe ihn zuerst umgetreten, dann umgeworfen und bin dann zu allem Überfluss noch auf ihn draufgefallen“, erzählte ich.
James war ganz von der medizinischen Untersuchung gefangen. „Ein großer blauer Fleck, eine Prellung würde ich sagen“, diagnost i zierte er fachmännisch und tastete die Stelle behutsam ab, was nicht besonders wehtat. Ich atmete e r leichtert auf, denn den Rest meines Aufenthaltes hätte ich ungern in einem ägyptischen Hospital ve r bracht. „Ich denke es ist alles in Ordnung“, sagte er lächelnd. „Ich gehe jetzt, sieh zu, dass du bald nachkommst.“
Wir küssten uns und er ließ mich allein. Allein mit meinen Geda n ken in einem glühenden Zelt mit einem eiskalten Magen. Ich dachte an zu Hause, wo das nasskalte Wetter die Stadt und die Gemüter der Menschen in ein einheitliches Grau hüllte. Was sie wohl sagen würden wenn ich ihnen eröffnete, dass ich mich ve r liebt hatte? Sicher würden sie sich mit mir freuen, obwohl das bedeut e te , nicht mehr bei meinen Freunden zu wohnen. James und ich hatten zwar noch nicht darüber gesprochen, aber ich war mir sicher wir würden irgendwo zusa m men unsere Zukunft aufbauen. Es war mir egal, wo auf der Welt das sein würde. Am liebsten hätte ich mit ihm in Ägypten g e graben bis an mein seliges Ende.
Nach einer halben Stunde hatte ich genug nachgedacht und hielt es nicht mehr im Zelt aus. Meine Neugier siegte. Ich stand vorsic h tig auf und machte ein paar Schritte, was mir ohne Mühe gelang. Mein Magen schmerzte noch, aber es war auszuhalten
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