Riskante Liebe
Morgen, meine Schöne. Ich musste mich beim Aufwachen sehr beherrschen, um dich nicht aufzuwecken. Du hast so friedlich und verführerisch zugleich ausgesehen, am liebsten hätte ich dich wachgeküsst.«
Ich drehte mich zu ihm um und sah das von mir so geliebte übermütige Funkeln in seinen Augen.
»Und zwar nicht nur auf den Mund!«
Bei dem Bild, das ich bei seinen Worten vor mir sah, kroch die Hitze, die in meinem immer noch leicht brennenden Unterleib aufwallte, hoch bis in mein Gesicht und er lachte.
»Du brau chst nicht rot zu werden, Waldfee. Alles konnten wir gestern noch nicht miteinander ausprobieren, aber heute ist ja auch noch ein Tag!«
Er war bereits beim Schwimmen gewesen und hatte mir, wie ich mit einem Blick auf die Umrandung unserer erkalteten Feuerstelle gerührt feststellte, frischgepflückte, in große Blätter eingewickelte Himbeeren mitgebracht, mit denen er mich nun Stück für Stück fütterte. Ich erzählte ihm nichts von meinen geheimen Befürchtungen, da ich nicht von ihm hören wollte, wann er mich zu verlassen gedachte. Aber auch ich musste im Lauf des morgigen Tages zum Dorf zurück, um nachzusehen, ob die Krankheit dort beendet war. Und sie warteten auf Fleisch und Felle, während ich meine Pflichten vollkommen vernachlässigt hatte, da mir augenblicklich nur ein Mensch wichtig war. Allerdings, so fiel mir dann ein, würde dieser, so groß und stark wie er war, ebenso hungrig sein und von ein paar Himbeeren und getrockneten Fleischstreifen aus meinem spärlichen Vorrat nicht satt werden. Auch mein Magen meldete sich knurrend. Ich machte mich sanft von ihm los.
»Drake, bevor wir mit dem Ausprobieren beginnen, sollten wir auf die Jagd gehen.«
Ich lächelte ihn ebenso übermütig an wie er mich eben.
» Du musst doch bei Kräften bleiben!«
Diesmal nahm ich außer Schleuder und Steinmunition auch meinen Bogen und die Pfeile mit. Drake trug sie für mich. Durch den nächtlichen Regen hatten sich in den Mulden im Waldboden kleine Pfützen gebildet, über denen Schwärme bunter Mücken tanzten. Der Wald schien zu dampfen. In der Hitze der Sonne, die durch die dichten Laubkronen ihre Strahlen auf den feuchten Boden sandte, stiegen schwere weiße Schwaden auf, die an Büschen und Bäumen hingen. Die Luft roch gereinigt, nach nassem Laub, feuchter Rinde und aromatisch duftendem Harz. Am Rande eines Dickichts sah ich aus den Augenwinkeln eine ganz leichte Bewegung im graubraunen, erdigen Boden, ließ meine griffbereite Schleuder aus dem Handgelenk kreisen und erlegte eine Fasanenhenne, die auf einem großen Gelege mit olivbraun gefärbten Eiern gesessen hatte. Drake lief geradewegs darauf zu, um das tote Tier und die Eier einzusammeln, als ich seitlich von mir das typische Zischen vernahm, im Umdrehen einen neuen Stein einlegte und ein hoch auffliegendes weiteres Fasanenweibchen, welches bisher gut getarnt auf dem Boden gekauert hatte, traf.
Obwohl ich wenig geschlafen hatte, fühlte ich mich hellwach, lebendig und stark. Mit Drake zusammen erschien mir alles leicht und unbeschwert. Wir brachten die Vögel und die Eier zur Höhle und zogen ein zweites Mal los, da ich wegen der benötigten Decken im Dorf unbedingt noch ein paar größere Tiere erlegen wollte.
Auf einer Lichtung machten wir Rast und ich führte Drake vor, wie genau ich mit meinen Pfeilen ein anvisiertes Ziel traf. Er sagte mir, welchen Baumstamm ich wo treffen sollte und ich war stolz darauf, nicht ein einziges Mal daneben zu schießen. Meine Pfeile blieben genau in den Stellen, die er mir gezeigt hatte, leise zitternd stecken. Sein Ehrgeiz war geweckt und er bat mich, es ihn auch versuchen zu lassen. Ich überließ ihm bereitwillig den Bogen und lachte laut über seine vergeblichen Versuche, wenigstens einmal den Pfeil nicht auf den Boden fallen zu lassen. Weit davon entfernt, deswegen ärgerlich zu werden, zog er mich an sich und erklärte:
»Du bist eine unschlagbar gute Bogenschützin . Aber dafür beherrsche ich andere Dinge.«
Nach seinem leidenschaftlichen, langen Kuss gab ich ihm uneingeschränkt recht. Er zog mich mit sich auf den weichen Boden hinunter, von dem wir aber gleichzeitig wieder in die Höhe fuhren, als wir das aufgeregte Wimmeln der roten Waldameisen direkt unter uns bemerkten. Drake schlug sich ein paar der Ameisen, die über seinen Arm krochen, weg.
»Ich g laube, wir verschieben unsere Spielchen, bis wir wieder zurück in der Höhle sind.«
Wenig später entdeckte ich im weichen
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