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Riskante Liebe

Riskante Liebe

Titel: Riskante Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cara Enders
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Waldboden die frische Fährte eines Hirsches. Ich bedeutete Drake mit dem Finger auf den Lippen, leise zu sein und sich hinter mir zu halten. Es war heiß, Schweiß rann mir über das Gesicht und die Spur mündete in einen Hohlweg ein, der von mannshohen Felsen begrenzt wurde. Von einem dieser Felsbrocken herab entsprang ein dünnes klares Rinnsal, das sich in einem kleinen, vom stetigen Wasserfluss ausgewaschenen Becken ansammelte, bevor es in der Erde versickerte. Erleichtert sank ich auf die Knie, benetzte mir mein Gesicht und trank gierig aus meiner hohlen Hand, als ich Drakes Stimme hinter mir vernahm. Sie klang eigenartig gepresst und sehr leise.
    »Vorsicht, Veeria. Über dir!«
    Mir stockte der Atem, als ich aufblickte und direkt über mir, auf dem Felsvorsprung, einen riesigen Luchs kauern sah. Seine schräggeschlitzten Augen funkelten mich ausdruckslos an. Die nach oben hin spitz zulaufenden Ohren hochaufgestellt, fauchte das Tier leise und gefährlich durch sein halb geöffnetes Maul, während seine Schwanzspitze unruhig hin und her peitschte. Mein Herz schlug bis zum Hals. Aus meiner Hockstellung heraus erschien mir das Tier noch größer und gefährlicher und ich erkannte an den angespannten Beinmuskeln seine Sprungbereitschaft. Die Katze besaß, anders als der kranke Luchs, der Arelea getötet hatte, dichtglänzendes Fell und wirkte gesund und wohlgenährt. Warum griff sie mich an, anstatt die Flucht zu ergreifen? Langsam ließ ich meine Hand in die Falten meines Schurzes gleiten, tastete nach einem Stein, legte ihn in die schon kreisende Schleuder und schoss ihn schnell, ehe ich vor Angst völlig erstarrte, auf die Stelle genau zwischen den Augen des Tieres ab.
    Im letzten Moment drehte der Luchs seinen Kopf leicht auf die Seite und der Stein streifte ihn lediglich am Ohr. Ich sah, wie sich seine Muskeln anspannten und im gleichen Moment stieß er sich ab und sprang auf mich hinunter. Es gelang mir, mich blitzartig zur Seite zu rollen, bevor er auf allen Vieren dicht an meiner Seite landete. Ich fiel längelang auf den schlammigen Boden, sah und spürte das fleckige Fellbündel direkt neben mir, als es fauchend und zähnefletschend mit aufgerissenem Maul erneut auf mich losging. Ich roch seinen stinkenden, fauligen Atem und schloss in Erwartung des tödlichen Bisses in meine Kehle angstvoll die Augen. Da vernahm ich einen dumpfen Schlag. Der erwartete Angriff blieb aus. Ich blinzelte, sah Drake mit hocherhobenem Arm und einem dicken Ast in der Hand abwartend über mir stehen. Der Schlag hatte die Wildkatze kurzzeitig betäubt. Sie lag einen Lidschlag lang zusammengesackt neben mir, schüttelte benommen den Kopf, sprang auf die Beine und setzte mit eleganten, geschmeidigen Sprüngen zurück auf den Felsen, wo ich den Grund für die unerwartete Angriffslust des sonst so scheuen Tieres erkannte. Zwei kleinere Luchsgesichter spähten neugierig über die Felskante nach unten und gleich darauf waren die Jungtiere zusammen mit ihrer Mutter im Unterholz verschwunden.
    Ich lag keuchend und zitternd im Dre ck und konnte noch nicht fassen, unbeschadet davongekommen zu sein. Drake ließ den Ast achtlos fallen und hockte sich neben mich. Seine Hände tasteten meinen Körper ab.
    » Veeria, Kleine! Hat er dich gebissen? Bist du verletzt?«
Als ich wieder zu Atem kam, erklärte ich ihm, außer einem riesigen Schrecken nichts davongetragen zu haben.
Sanft zog er mich hinüber auf weiches Moos, rieb mir mit Blättern den Schlamm von Armen und Beinen und ich spürte seine Angst um mich. Er nahm mich fest in die Arme, presste mich an sich und sah mich beinahe verzweifelt an.
    »Ich dachte, ich verliere dich. Gerade eben haben wir noch herumgealbert und dann springt dieses Rie senvieh auf dich los. Erst jetzt ist mir klargeworden, dass du tagtäglich in Lebensgefahr schwebst. Ich …«, überwältigt schwieg er und ich sah seine Augen feucht glänzen. Ich konnte es nicht fassen, dass Männer scheinbar ebenfalls weinen konnten. Statt einer Antwort legte ich beide Hände um sein Gesicht und gab ihm einen sanften Kuss.
    »Drake, du hast mir ebenfalls das Leben gerettet. Jetzt sind wir quitt.«
Ich lächelte ihn beruhigend an.
    »Glaub mir, ich kenne diesen Wald in- und auswendig und kann mich in Acht nehmen. Normalerweise sind Luchse so scheu, dass man sie niemals zu Gesicht bekommt. Dieses Weibchen war eine Ausnahme. Sie wollte ihre Jungen schützen.«
Ich hatte den Satz kaum beendet, als er mich unvermittelt an sich

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