Riskante Nächte
Abend hätten auf und davon machen können, ist Stalbridge zweifellos der faszinierendste.«
Louisa errötete. »Es war nicht, was Sie denken, Emma. Mr. Stalbridge und ich sind einander unter etwas ungewöhnlichen Umständen begegnet.«
»Das sind die besten Umstände, wie ich immer sage.«
»Ich habe ihn dabei ertappt, wie er mir im Flur vor Hastings’ Schlafzimmer aufgelauert hat.«
Emma sah sie mit großen Augen an. »Gütiger Gott.«
»Er hat mir geholfen, als einer von Hastings’ Leibwächtern grob werden wollte.«
»Hastings hat Leibwächter?«
»Ja.«
»Wie sonderbar.«
»Er hat dafür gute Gründe. Wie sich herausstellte, ist er nicht nur Teilhaber eines Bordells. Allem Anschein nach ist er auch ein Erpresser, der einigen sehr angesehenen Familien Geld abgenötigt hat.«
Emma starrte sie schockiert an. »Sagen Sie das nicht.«
»Es kommt noch schlimmer. Mr. Stalbridge ist überzeugt, dass Hastings seine Verlobte, Fiona Risby, ermordet hat. Und er vermutet, Hastings habe auch seine erste Frau umgebracht.«
Emma ließ sich in den Sessel vor dem Schreibtisch sinken und umklammerte die Armlehnen.
»Erzählen Sie mir alles, meine Liebe«, sagte sie. »Von Anfang an.«
Louisa gab ihr einen kurzen Abriss der Geschehnisse.
Emma hörte gespannt zu und lehnte sich dann im Sessel zurück. »Das ist wirklich unglaublich. Mir fehlen die Worte. Und da dachte ich, Sie hätten sich zu einem romantischen Tête-à-tête davongestohlen. Ich habe mich so für Sie gefreut, meine Liebe. Ich gebe zu, ich war ein wenig besorgt, weil es sich bei dem fraglichen Mann um Anthony Stalbridge handelte. Nichtsdestotrotz sah ich es als ein gutes Zeichen, dass Sie endlich beginnen Ihr Schneckenhaus zu verlassen.«
»Ich habe Ihnen schon oft gesagt, dass ich keine Absicht hege, aus meinem Schneckenhaus herauszukommen. Zumindest nicht in dem Sinne, wie Sie es meinen.«
»Unsinn. Sie haben nur einfach noch nicht den richtigen Mann gefunden.« Emmas Miene verfinsterte sich. »Aber genug davon. Was ist Ihrer Meinung nach an dieser Beschuldigung dran, dass Hastings ein Mörder sei?«
Louisa trommelte mit den Fingern auf der Schreibtischplatte. »Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Es besteht kein Zweifel, dass Hastings finanziell an Phoenix House beteiligt ist, und es scheint eindeutig, dass er ein Erpresser ist. Aber ich bin mir nicht sicher, ob wir daraus auch gleich den Schluss ziehen können, dass er Fiona Risby ermordet hat.«
»Da stimme ich zu. Ihr Tod war nach allem, was man hört, ein Selbstmord.« Emma überlegte kurz. »Aber da ist das Collier, das Stalbridge in Hastings’ Tresor gefunden hat. Smaragde und Diamanten in Goldfassung, sagten Sie.«
»Ja. Der Schmuck sah sehr kostbar aus. Im Moment habe ich allerdings nur Mr. Stalbridges Wort, dass er Fiona gehörte. Selbst wenn das stimmen sollte, stellt das Collier jetzt, wo es aus dem Tresor entfernt wurde, keinen Beweis mehr für Hastings’ Schuld dar.«
Emma schnaubte leise. »In einem Punkt hatte Stalbridge recht: Es im Tresor zu lassen hätte keinen Sinn erfüllt. Wenn Hastings tatsächlich des Mordes schuldig ist, dann wird er der Polizei kaum erlauben, sein Haus zu durchsuchen.«
»Und selbst wenn es im Haus gefunden würde, könnte Hastings zweifellos mit einer Erklärung aufwarten. Er könnte immer behaupten, das Collier hätte seiner ersten Frau gehört, die das Risby-Collier bewundert habe und sich von einem Juwelier eine exakte Kopie anfertigen ließ.«
»Nicht, dass Victoria Hastings je eine Kopie von jemandes Schmuck getragen hätte«, bemerkte Emma trocken. »Sie war eine Lady, die in der Mode den Ton angab. Sie eiferte nie anderen nach.«
»Ich erinnere mich, dass Sie erwähnten, Sie wäre für ihren Geschmack und ihre Eleganz berühmt gewesen.«
»Ja, sie war eine sehr schöne Frau.«
Louisa schlug in ihrem Notizbuch eilig die Seiten mit der Überschrift VH auf. Zu Beginn ihrer Ermittlungen über Hastings’ Geschäfte hatte sie von Emma einige Auskünfte über Hastings und seine erste Frau eingeholt. Außerdem hatte sie Victoria Hastings’ ehemalige Zofe befragt.
Da stand nicht viel über Victoria. Damals hatte sie die erste Mrs. Hastings nicht für besonders wichtig erachtet, doch rückblickend nahmen einige Bemerkungen jetzt eine andere Bedeutung an.
Sie fuhr mit dem Finger über eine Seite ihrer kryptischen Kürzel, bis sie fand, wonach sie suchte.
»Sie erwähnten, dass sie eine der wenigen Frauen in
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