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Riskante Nächte

Riskante Nächte

Titel: Riskante Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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ermordet wurde.« Pepper lehnte sich in seinem Sessel zurück und schüttelte traurig den Kopf. »Wirklich schockierend.«
    »Der Mord?«
    »Der auch. Aber ich meinte Miss Barclays Abstieg. Die Barclays stammen von einer alten, angesehenen Familie ab. Ich bin sicher, George Barclay hätte sich bei dem bloßen Gedanken, dass seine Tochter sich dazu herabließ, ein Gewerbe zu ergreifen, im Grab umgedreht.«
    »So wie es klingt, hat er ihr kaum eine andere Wahl gelassen«, bemerkte Anthony tonlos. »Nachdem sie seine Schulden abbezahlt hatte, standen ihr nicht viele Möglichkeiten offen.«
    »Na ja, ich schätze, das ist schon richtig. Nichtsdestotrotz ist es eine große Schande. Man sollte doch denken, dass eine junge Lady mehr Selbstachtung besäße.«
    Was hätte sie denn tun sollen?, fragte Anthony sich im Stillen. Sich prostituieren? Ins Arbeitshaus gehen? Sich zu einem elenden Leben in vornehmer Armut als Gouvernante oder bezahlte Gesellschafterin verdammen?
    Er zwang sich, seine Verärgerung zu unterdrücken. Er war hier, um Dinge herauszufinden, nicht, um sich zu streiten. »Fahren Sie fort, Sir. Ich finde das alles hochinteressant.«
    »Lassen Sie mich sehen. Wo war ich? Ah, ja, Barclays Buchhandlung. Sie befand sich in einem ziemlich armseligen Viertel der Stadt, aber Miss Barclay verstand einiges von Büchern, weil ihr Vater Sammler gewesen war. Sie hatte angefangen, sich eine achtbare Kundschaft aufzubauen, und hat wohl gegen Ende sogar Gewinn gemacht, würde ich denken. Aber dann hat sie bekanntermaßen ihren Liebhaber, Lord Gavin, umgebracht und Selbstmord begangen.« Pepper schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Tragisch.«
    »Sie waren mit Miss Barclay bekannt?«
    »Nein. Die Barclays verkehrten nicht in der feinen Gesellschaft. Ich hatte nie Veranlassung, das Mädchen kennenzulernen.«
    »Was ist mit Lord Gavin? Kannten Sie ihn?«
    »Vom Sehen. Er gehörte einem meiner Klubs an, aber ich bin ihm nur selten begegnet. Hat sich für Bände aus dem siebzehnten Jahrhundert interessiert, wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt. Aber er war nicht sehr wählerisch.«

28
    Anthony stieg aus der Droschke, bezahlte den Kutscher und stieg die Eingangsstufen zu J. T. Tuttingtons Mordmuseum hinauf. Über dem Eingang war noch ein altes, ausgeblichenes Schild lesbar: BARCLAYS BUCHHANDLUNG.
    Eine Glocke schellte, als er die Eingangstür mit dem Glaspaneel öffnete.
    Das Innere der Geschäftsräume war schlecht beleuchtet. Es standen noch immer einige Bücher in den Regalen. Spinnweben überzogen die oberen Bereiche der hölzernen Gestelle. Es war nur eine junge Frau anwesend, die hinter einem Tresen saß. Sie trug ein schlichtes Kleid und eine sittsame weiße Haube. Sie musterte Anthonys teure Kleidung und legte sofort das Groschenheft beiseite, in dem sie gelesen hatte.
    »J. T. Tuttington?«, fragte Anthony höflich.
    Sie kicherte. »Das ist mein Vater, Sir. Ich bin Hannah Tuttington. Ich kümmere mich um das Museum, wenn er nicht hier ist.«
    Er machte eine knappe Verbeugung. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Miss Tuttington.«
    Die höfliche Begrüßung ließ Hannah Tuttington erröten. »Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?«
    »Wie ich hörte, ist dies der Tatort eines berüchtigten Mordes.«
    Hannah riss die Augen weit auf. »Das ist es, Sir. Es war eine sehr schreckliche, blutrünstige Untat. Eine Frau hat in diesen Räumlichkeiten kaltblütig ihren Liebhaber ermordet. Möchten Sie die große Führung machen?«
    »Ja, bitte.« Anthony nahm eine Münze aus seiner Gehrocktasche und legte sie auf den Tresen.
    Hannah ließ das Geld blitzschnell verschwinden. »Hier entlang, Sir. Wir fangen mit dem Hinterzimmer an. Der stattliche Lord Gavin ist immer zu dieser Tür hereingekommen, wenn er sie spätabends besuchte.«
    Sie eilte hinter dem Tresen hervor und ging voraus in den hinteren Teil der ehemaligen Buchhandlung.
    Bevor Anthony ihr folgte, warf er einen Blick auf das Groschenheft, in dem sie gelesen hatte. Auf dem Titelblatt prangte die reißerische Zeichnung einer toten Frau, die am Fuß einer Steintreppe lag. Eine drohende Männergestalt stand am Kopf der Treppe, in der Hand ein bluttriefendes Messer. Der Titel lautete: Die schaurige Geschichte des schändlichen Mordes an Frances Hayes, einer Dirne.
    Er ging bedächtig in das Hinterzimmer des Ladens und nahm sich Zeit, die Atmosphäre des Hauses auf sich wirken zu lassen.
    »Wie ich sehe, haben Sie einige Bücher der ehemaligen Besitzerin

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