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Riskante Nächte

Riskante Nächte

Titel: Riskante Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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ihn die Treppe hinauf. Ihr vornehmer Liebhaber konnte ja nicht wissen, dass er die Stiege zu seinem Tod erklomm.«
    »Nein, ich bezweifle, dass er ahnte, welches Schicksal ihm bevorstand«, pflichtete Anthony ihr bei und betrachtete die Treppe eingehend.
    »Kommen Sie, Sir. Ich zeige Ihnen das geheime Liebesnest des Pärchens.«
    Hannah stieg die Treppe hinauf, die zu den Zimmern über dem Laden führte. Anthony folgte ihr und lauschte dabei auf das Ächzen und Knarren der ausgetretenen Stufen.
    Sie ist nicht nach unten gegangen, um ihm die Tür zu öffnen. Sie hat gehört, wie er das Schloss aufbrach, und dann hat sie seine Schritte auf der Treppe gehört.
    Am Ende der schmalen Stiege zeigte Hannah mit einer ausladenden Geste auf die gemütliche kleine Wohnstube. Viele Möbel gab es nicht, bemerkte Anthony. Ein Lesesessel, ein Tisch, eine Lampe und eine schwere Truhe. Alles vermittelte ein Gefühl von Einsamkeit.
    »Es ist noch genauso eingerichtet wie in der Nacht des Mordes, Sir«, versicherte Hannah ihm. »Wie ich bereits sagte, Joanna Barclay führte ihren todgeweihten Liebhaber in diese Stube und schenkte ihm ein Glas Wein ein.«
    Anthonys Blick wanderte zum Tisch. »Ich sehe kein Glas. Woher wissen Sie, dass sie ihm etwas zu trinken angeboten hat?«
    »Liebende trinken immer Wein zusammen.«
    Anthony nickte. »Daran hätte ich natürlich denken sollen.«
    Hannahs Stimme steigerte sich zu einem dramatischen Flüstern. »Es gab einen heftigen Streit.«
    »Haben Sie sich das auch ausgedacht?«
    »Es leuchtet doch ein, dass sie sich gestritten haben müssen, Sir«, erwiderte Hannah geduldig. »Warum hätte sie ihn sonst umbringen sollen?«
    »Eine ausgezeichnete Frage. Hat jemand die erhobenen Stimmen gehört?«
    Hannah seufzte. »Es wohnte zu dem Zeitpunkt niemand nebenan.«
    »Worum ging es bei dem Streit?«
    »Laut den Presseberichten kam es zu dem Streit, weil Lord Gavin Miss Barclay mitteilte, dass er sie für eine andere Frau verlassen würde.«
    »Warum?«
    »Warum?« Hannah war sichtlich durcheinander. »Nun, weil er ihrer überdrüssig war, vermute ich. Sie war schließlich seine Geliebte. Gentlemen werden ihrer Geliebten oft überdrüssig. Das weiß doch jeder.«
    »Bitte fahren Sie fort.«
    »Na schön.« Hannah nahm wieder Haltung an und deutete mit einer bühnenreifen Geste auf den mit einem Vorhang geschlossenen Durchgang. »Joanna Barclay bat den vornehmen Lord Gavin ein letztes Mal in ihr Schlafzimmer. Er ist mit ihr gegangen, denn er wusste ja nicht, dass er das Zimmer nicht mehr lebend verlassen würde.«
    Anthony trat an den Durchgang und zog den Vorhang beiseite. In der Kammer dahinter befanden sich ein kleiner Ankleidetisch und ein Kleiderschrank. Steppdecke und Laken des schmalen Bettes waren zurückgeschlagen und zerknüllt, offenkundig um ein stürmisches Liebesspiel anzudeuten. Der Teppich hatte einige alte, rostbraune Flecken.
    »Nach der letzten leidenschaftlichen Umarmung schlief Lord Gavin ein«, erklärte Hannah. »Joanna Barclay stieg aus dem Bett, nahm den Schürhaken, den Sie dort neben dem Nachthemd sehen, und schlug ihrem todgeweihten Liebhaber damit den Schädel ein.«
    Ein züchtiges Batistnachthemd mit zarter Spitzenlitze war über das Fußende des Bettes drapiert.
    »Haben Sie das Bettzeug ausgetauscht?«, fragte er.
    »Nein, Sir. Alles in diesem Zimmer ist verbürgtermaßen genau so, wie Vater es vorgefunden hat, als er das Museum eröffnete. Ich schüttele hin und wieder das Bettzeug und das Nachthemd aus und wische Staub, aber das ist alles.«
    Anthony trat an das Bett und betrachtete es. »Es sind keine Blutflecken auf dem Laken. Haben Sie die ausgewaschen?«
    »Nein, Sir.« Hannah machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich kann mich nicht an irgendwelche Blutflecken auf dem Bettzeug erinnern.«
    »Wahrscheinlich, weil sie auf dem Teppich sind«, bemerkte Anthony freundlich.
    Hannah rang einen Moment lang mit jenem Widerspruch, dann hellte sich ihre Miene auf. »Ich vermute, Lord Gavin ist just, als sie zuschlagen wollte, aufgewacht und hat sich in dem hoffnungslosen Versuch, dem Schlag auszuweichen, vom Bett gerollt.«
    »Das ist jedenfalls eine mögliche Erklärung.«
    Er öffnete den Kleiderschrank. Zwei ausgeblichene Kleider und zwei Paar Schuhe waren darin.
    Er kehrte in die Wohnstube zurück und ging neben der Truhe in die Hocke. Die Truhe hatte ein stabiles Schloss, doch es hing offen. Er klappte den Deckel auf und schaute hinein. Die Truhe war leer.
    »Was haben Sie

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