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Riskante Nächte

Riskante Nächte

Titel: Riskante Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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schließlich sein Gleichgewicht wiedergewonnen hatte, hatte Anthony längst den Fuß der kleinen Vortreppe erreicht.
    Eine weitere Kutsche hielt, und drei Männer in Frack und Zylinder stiegen aus. Sie betrachteten die Szene amüsiert und neugierig.
    »Wessen Frau ist es?«, brüllte Julian wutschäumend. »Welchem Gentleman setzen Sie Hörner auf, Stalbridge?«
    Anthony schaute nicht zurück. Er ging zielstrebig weiter und verschwand im Nebel.
    Dieser Stadtteil hatte reichlich Straßenbeleuchtung. Die gleißenden Lichtkugeln vor den Hauseingängen zogen sich wie eine Kette seltsamer, strahlender Edelsteine in die Dunkelheit. Doch in nebligen Nächten wie dieser reichte ihr Lichtschein nicht weit. Auf der Straße tauchten Privatkutschen und Mietdroschken auf und verschwanden sogleich wieder im Nebel. Das träge Klapp-klapp, Klapp-klapp der Pferdehufe und das Rattern der Räder klangen gedämpft. Es war, als würde der Nebel die Geräusche ebenso schlucken wie das Licht.
    Er sollte Louisa warnen, dass in den Klubs Wetten platziert wurden, ging es Anthony durch den Sinn.
    Er blieb an der Ecke stehen und überlegte, ob es für einen Besuch schon zu spät wäre. Sie war höchstwahrscheinlich schon zu Bett gegangen, aber sie würde doch sicher für diese Neuigkeit geweckt werden wollen. Schließlich gemahnte sie ihn beständig, dass sie gleichberechtigt zusammenarbeiteten.
    Er stellte sich vor, wie sie zu dieser Stunde aussehen mochte, in Morgenrock und Pantoffeln, das Haar unter einer kleinen weißen Haube und vielleicht gelöst auf ihre Schultern fallend. Lächelnd bog er um die Ecke und ging Richtung Arden Square.
    Er war nicht sicher, wann er das Echo von Schritten hinter sich bemerkte. In der Umgebung des Klubs hatte es noch andere Passanten auf der Straße gegeben. Doch inzwischen führte sein Weg durch ein ruhiges Viertel mit Stadthäusern und kleinen Plätzen und Grünanlagen, und es waren bedeutend weniger Leute unterwegs.
    Es war nicht nur das Geräusch der Schritte hinter ihm, das ihn beunruhigte. Es war das Muster: Sie klangen seinen eigenen zu ähnlich, fand er. Wer immer hinter ihm ging, hielt einen gewissen Abstand. Anthony blieb stehen, um seine Theorie auf die Probe zu stellen. Es ertönten noch ein paar Schritte, dann verstummten sie plötzlich. Anthony setzte sich wieder in Bewegung. Die Schritte folgten ihm.
    Er bog um eine weitere Ecke und erreichte den Arden Square. Der fahle Schein der Straßenlaternen erhellte die Eingangstüren der Stadthäuser, doch der kleine Park in der Mitte des Platzes war nur eine dunkle, gestaltlose Masse.
    Er blieb stehen. Die Person, die ihm folgte, hielt ebenfalls an. Er überquerte die Straße und schritt auf den Park zu. Der Richtungswechsel gab ihm Gelegenheit, einen unauffälligen Blick nach rechts zu werfen. Er machte die Silhouette einer Gestalt in Gehrock und Zylinder auf dem Bürgersteig aus.
    Anthony betrat den kleinen Park und folgte dem Kiesweg. Das spärliche, vom Nebel reflektierte Mondlicht ließ gerade einmal die dunklen Umrisse nahe stehender Bäume und gedrungener Sträucher erkennen.
    Eilige Schritte hallten durch die Nacht. Im nächsten Moment knirschte hinter ihm Kies.
    Anthony schlüpfte aus seinem Gehrock und nahm den Zylinder ab. Als er die Statue der Waldnymphe in der Mitte des Parks erreichte, legte er ihr den Gehrock um die steinernen Schultern. Den Zylinder setzte er ihr auf den Kopf.
    Er schlich über das Gras in den tintenschwarzen Schutz der Bäume und begutachtete von dort sein Werk. Bei Tag hätte es niemanden täuschen können, doch jetzt bei Mondschein und Nebel besaß die Nymphe in Gehrock und Zylinder passable Ähnlichkeit mit einem Mann, der stehen geblieben war, um sich zu erleichtern.
    Er wartete. Die Schritte näherten sich nun eiliger. Sie verrieten eine gewisse Nervosität, als hätte der Verfolger Angst, seine Beute könnte ihm entkommen.
    Eine Gestalt tauchte im Nebel auf. Der Mann blieb ein Stück vor der verkleideten Statue stehen. Er hob seinen Arm und zielte.
    Anthony konnte gerade noch den dunklen Umriss einer Schusswaffe in der Hand des Mannes ausmachen, da hörte er auch schon das unverkennbare Spannen des Schlaghahns. Im nächsten Augenblick knallte es laut. Mündungsfeuer flammte kurz auf. Ein dumpfes Klirren ertönte, als die Kugel auf Stein traf. Der Angreifer spannte den Hahn von neuem und schoss ein zweites Mal. Als Gehrock und Zylinder auch diesmal nicht zu Boden gingen, schien er die Nerven zu verlieren. Er

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