Riskante Nächte
Geschäft zu kommen?«
Corvus trank einen Schluck Brandy. »Vor etwas über einem Jahr wurde ich eingeladen, mich an einem seiner Finanzkonsortien zu beteiligen. Es warf einen ansehnlichen Gewinn ab. Als er mir letzten Monat eine weitere, vergleichbare Teilhaberschaft antrug, war ich natürlich geneigt, das Angebot wohlwollend in Betracht zu ziehen.«
Anthonys Neugier war geweckt. »Sie hatten um die Zeit, als seine Frau starb, geschäftlich mit ihm zu tun?«
»Ja, obwohl Mrs. Hastings zu dem betreffenden Zeitpunkt noch lebte.« Corvus trank einen weiteren Schluck und senkte dann das Glas. »Ich bin ihr natürlich nie begegnet. Ich verkehre selbstverständlich nicht in den gleichen gesellschaftlichen Kreisen. Ich hatte ausschließlich mit Hastings und seiner rechten Hand, einem Mann namens Grantley, zu tun. Hauptsächlich mit Grantley, möchte ich anmerken. Er war der Mittelsmann. Ich hatte den Eindruck, Hastings wollte nicht unbedingt mit mir zusammen gesehen werden.«
»Es ist Ihnen sicher bekannt, dass Miss Fiona Risby sich angeblich einige Tage vor Mrs. Hastings’ Selbstmord das Leben nahm und in der gleichen Weise«, fuhr Anthony fort.
»Ich weiß, dass Ihre ehemalige Verlobte in der gleichen Woche starb, Sir. Mein Beileid. Beide Todesfälle haben damals in der Sensationspresse tagelang für Schlagzeilen gesorgt.« Corvus verstummte kurz. »Bis sie der Mord an Lord Gavin von den Titelseiten verdrängte, versteht sich.«
Louisa saß regungslos da. Sie wagte kaum zu atmen. Niemand sah auch nur in ihre Richtung.
»Ich habe Grund zu der Annahme, dass Miss Risbys Tod kein Selbstmord war«, sagte Anthony.
Corvus zog interessiert seine dunklen Brauen hoch. »Ach ja?«
»Ich hege den starken Verdacht, dass sie von Elwin Hastings ermordet wurde. Wenn ich recht habe, dann ist davon auszugehen, dass er auch seine Frau auf dem Gewissen hat. Der Umstand, dass zwei Frauen so kurz hintereinander ins Wasser gehen, ist doch ziemlich merkwürdig.«
Eiskalte Neugier blitzte in Corvus’ Augen auf. »Das ist eine sehr interessante Theorie. Haben Sie irgendwelche Beweise?«
»Ja«, sagte Anthony. »Zusammen mit den Geschäftspapieren, die ich Ihnen zukommen ließ, bin ich auch auf einen handfesten Beweis gestoßen, der Hastings mit dem Tod von Miss Risby in Verbindung bringt.«
»Verstehe.« Corvus sah zu Louisa. »Darf ich davon ausgehen, dass Sie an diesen Nachforschungen beteiligt sind, weil Sie beabsichtigen, einen Artikel über den rätselhaften Tod jener beiden Ladys zu schreiben?«
»Ja.« Sie rückte die Brille auf ihrer Nase zurecht. »Mr. Stalbridge und ich wollen beide die Wahrheit ans Licht bringen.«
Miranda riss die Augen weit auf. »Mord. Wie aufregend!«
»Es gibt da einen Detective von Scotland Yard, der sich ebenfalls gewisse Fragen stellt, was damals tatsächlich geschah«, sagte Anthony. »Er musste seine Ermittlungen einstellen, aber er ist bereit einzugreifen, falls unwiderlegbare Beweise für Hastings’ Schuld ans Licht kommen.«
»Beweise kann ich Ihnen leider keine liefern, fürchte ich.« Corvus lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Ich kann Ihnen nur erzählen, was ich weiß. Vor ungefähr zwei Wochen wandte Hastings sich mit der Bitte an mich, ihm zwei bewaffnete Leibwächter zur Verfügung zu stellen. Ich war ihm gefällig.«
»Gegen ein stattliches Entgelt, versteht sich«, warf Miranda ein.
Corvus’ Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Meine Verbindung zu Hastings beruht auf gemeinsamen Geschäftsinteressen, nicht auf Freundschaft. Außerdem ist er sehr wohlhabend, und er hatte keine Einwände, den geforderten Betrag für meine Männer zu bezahlen. Um ehrlich zu sein, er schien ausgesprochen erleichtert, sich ihre Dienste zu sichern. Er machte einen sehr nervösen Eindruck auf mich.«
»Wir sind jüngst auf dem Ball in Hastings’ Haus einem der Leibwächter begegnet«, sagte Louisa.
»Ja, das ist mir bekannt.« Corvus schmunzelte. »Quinby, der Mann, dem Sie begegnet sind, hat mir von dem Vorfall berichtet und ebenso davon, dass gewisse Gegenstände aus einem Apollo Patented Safe verschwunden sind. Er wusste nicht genau, was gestohlen wurde, da Hastings es nicht verraten hatte. Als Miranda mir die Papiere gab, konnte ich es mir natürlich denken.« Er sah Anthony an. »Bevor wir unsere Unterhaltung fortsetzen, hätte ich ebenfalls eine Frage, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Anthony nickte. »Gern.«
»Was ist aus dem Tresor verschwunden?«
»Gegenstände, die
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